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Warum so grimmig, alter und neuer Präsident? Werner Gegenbauer.

© dpa/Gabbert

Update

Mitgliederversammlung bei Hertha BSC: Ein Kompromiss, viel Geld und eine klare Wahl

Schöner Tag: Hertha BSC verlängert den Mietvertrag im Olympiastadion, präsentiert einen Rekordetat und Werner Gegenbauer bleibt Präsident.

Mit großen Emotionen, zumal im öffentlichen Raum, hat es Werner Gegenbauer nicht so. Sagt jedenfalls Werner Gegenbauer, und zwar am Montagabend um kurz nach halb acht. Der Präsident von Hertha BSC hat in der Halle 18 auf dem Berliner Messegelände gerade den Bericht des Präsidiums vorgelesen, als er – bewusst oder unbewusst – auf einen der zentralen Punkte des Abends hinweist. Auf seine Wahl nämlich, die potenziell dritte nach 2008 und 2012, die zu diesem Zeitpunkt in etwa so vorhersehbar ist wie der Ausgang der DDR-Volkskammerwahlen. Gegenbauer ist schließlich der einzige Kandidat, und seiner eigenen Aussage folgend zeigt er wirklich kaum Emotionen, obwohl er allen Grund dazu hätte: Drei Stunden nach seiner ersten Wortmeldung ist er zwar nicht einstimmig gewählt worden, aber mit gewaltiger Mehrheit. Von den 1084 Teilnahmeberechtigten erhielt Gegenbauer 911 Ja-Stimmen, 100 stimmten mit nein, 83 enthielten sich. „Wir haben Hertha in den letzten vier Jahren mit dem Aufstieg und drei Jahren Bundesliga wieder in die Spur gebracht“, sagt der alte und neue Präsident, „das wollen wir so fortsetzen“. Mit ihm an der Spitze, ohne große Gegenreden und Wiedersprüche. Auch das war ja nicht immer der Fall.

Jörg Neubauer schaffte es hingegen nicht ins neue Präsidium. Die Kandidatur des Juristen, der seit über 20 Jahren als Spielerberater fungiert, war bereits im Vorfeld kontrovers diskutiert worden, weil das amtierende Präsidium die Sorge von Interessenkonflikten geäußert hatte. Am Montagabend war Neubauer der Kandidat, der sich nach seiner Vorstellung die meisten Nachfragen der Mitglieder gefallen lassen musste. Manch Anwesender konnte und wollte sich an Neubauer nur in einem Zusammenhang erinnern: nämlich als Vertreter der ehemaligen Hertha-Profis Maik Franz und Peer Kluge, die einst gegen Hertha geklagt hatten. Insgesamt hatten sich zehn Kandidaten für die sieben freien Plätze im Präsidium beworben.

Am Morgen hatte der Verein öffentlich gemacht, dass der Mietvertrag für das Olympiastadion bis 2025 verlängert worden ist

So stand Gegenbauers Wiederwahl am Ende eines für Hertha ereignisreichen Tages. Am Morgen hatte der Verein in einer gemeinsam mit der Senatsverwaltung erarbeiteten Mitteilung öffentlich gemacht, dass der 2017 auslaufende Mietvertrag für das Olympiastadion bis 2025 verlängert worden ist. Nach dem Streit über die Höhe der Mietkosten in den letzten Wochen haben die Verhandlungspartner nun also doch zusammengefunden und damit auch alle Pläne und Eventualitäten aus der Welt geschafft, wonach sich die Berliner sogar in Brandenburg niederlassen könnten. Hertha muss künftig, wie so viele in Berlin, allerdings mehr für sein Zuhause bezahlen: Zuletzt betrug die jährliche Miete drei bis vier Millionen Euro, nun dürfte sie zwischen fünf und sechs Millionen Euro liegen. Wie aus Senatskreisen zu erfahren war, enthält der nächste Vertrag zudem eine Staffelmiete, nach drei bis vier Jahren werde die Miete noch einmal um 500.000 Euro erhöht. „Damit haben wir Klarheit und Planungssicherheit in diesem wichtigen Thema“, sagte Gegenbauer am Abend unter großem Applaus.

Runde Sache. Hertha BSC bleibt mindestens für acht weitere Jahre im Olympiastadion. Dafür muss der Bundesligist in Zukunft aber mehr Miete als bisher zahlen.

© dpa/Nietfeld

Das passte zum Tenor der Mitgliederversammlung, die so harmonisch und störungsfrei verlief wie seit Jahren nicht mehr – gewiss eine Folge der sportlich lange herausragenden und am Ende immerhin noch sehr guten Saison des Profiteams, die sich für den Verein auch im Wortsinn bezahlt machen wird. So weist der Plan für die Saison 2016/17, erarbeitet von Finanz-Geschäftsführer Ingo Schiller, erstmalig in Herthas 124-jähriger Vereinsgeschichte einen Etat jenseits des dreistelligen Millionen-Bereiches aus, konkret 102,3 Millionen Euro. Schiller sprach von einem „Meilenstein in der Hertha-Geschichte“. Die Vorsaison hatte der Bundesligist mit einem Etat von 88,5 Millionen Euro bestritten. Das neuerliche Einnahmenplus erklärt sich unter anderem durch einen Sprung in der sogenannten TV-Geldrangliste, dem Schlüssel zur Verteilung der Fernsehgelder.

Durch den siebten Platz in der Bundesliga-Abschlusstabelle kann Hertha mit 28,15 Millionen Euro rechnen (Vorjahr: 24,36). Zudem fließt wieder Geld aus einem internationalen Wettbewerb in die Vereinskasse. Wie groß – oder eben: wie klein – der entsprechende Betrag sein wird, hängt auch davon ab, ob sich das Team von Trainer Pal Dardai für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert. Schiller geht allerdings fest davon aus, ebenso wie vom Einzug in die dritte Runde des DFB-Pokals und von einem einen Zuschauerschnitt von 49 950 Besuchern pro Heimspiel.

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