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Sport: Ein Sieg, der bewegt

Außenseiter Cabrera gewinnt US Open der Golfer

Berlin - Es brauchte einen Mann ohne Angst, um diese US Open zu gewinnen. Einen Golfer, der den Mut nicht verliert auf einem schweren Kurs. Aber so einer ist Angel Cabrera. Während der vier Turniertage im Oakmont Country Club bei Pittsburgh hatte der 37 Jahre alte Argentinier reichlich Gelegenheit, seine Nervenstärke zu zeigen. Diese 107. Auflage der US Open war vom ersten Augenblick an spannend und unkalkulierbar bis zum Schluss. Schon nach 36 Löchern hielt Cabrera am Freitag die Führung, am Samstag wurde er etwas zurückgeworfen, doch am Sonntag war er nach einem spannenden Finale schließlich triumphierender Sieger.

Als Superstar Tiger Woods und der Weltranglisten-Dritte Jim Furyk ihre letzten Chancen zum möglichen Stechen mit Cabrera kläglich verspielt hatten, war es um die mühevolle Beherrschung des argentinischen Schwergewichts geschehen. „Unbeschreiblich, was da passiert ist“, stammelte der der englischen Sprache nur im Ansatz mächtige Cabrera. 285 Schläge über vier Runden hatte er gebraucht, wurde dabei stets verfolgt vom zwölfmaligen Major-Sieger Tiger Woods.

Sein Sieg war das vorläufige Happyend einer Geschichte, die traurig begann: Cabrera musste als Elfjähriger von der Schule abgehen, um als Caddie im Cordoba Country Club seinen Unterhalt zu verdienen. Aber schon bald gab es eine glückliche Wende in Cabreras Biographie: Argentiniens einstiger Golfstar Eduardo Romero stand dem talentierten Spieler mit Rat und Tat zur Seite. „Das ist auch ein Grund, warum der Sieg für mich so ein bewegender ist“, sagte Cabrera. In den Jahren danach, als er mit 20 Jahren Profi wurde, hat Cabrera vor allem eines erkannt: Dass ihn das Golfspiel von Armut und Einschränkung befreit hat. 1,35 Millionen Dollar bekam er nun für seinen Sieg in Pittsburgh. „Unglaublich, dass ich die gesamte Weltelite schlagen konnte“, sagte er nach dem Triumph. Zu kämpfen hatte Cabrera eher mit der Hitze, durch die das Finale zu einem schweißtreibenden Drama bei über 30 Grad Celsius wurde.

In einem hemmungslosen Gefühlsausbruch löste sich Cabreras ungeheure Anspannung im Moment des Sieges. Über 30 Minuten hatte er nach seinem letzten Putt im Klubhaus auf einem Bildschirm die Schläge seiner Verfolger gezählt. Nervös wie zuvor auf dem Platz, als er eine Zigarette nach der anderen paffend über den 6611 Meter langen Platz gestampft war.

Am Sonntag spielte er zuverlässig stark, blieb mit einer 69 am Ende neben dem jungen US-Amerikaner Anthony Kim der einzige Spieler unter Par und setzte sich nach fünf Löchern an die Spitze. Die Finalrunde blieb ein stetiges Auf und Ab, in deren Verlauf Jim Furyk auf den letzten neun Löchern noch einmal mit einer Attacke an drei Löchern in Folge imponierte. Furyk, US Open Champion des Jahres 2003, ging an Loch 17 in die Knie. „Ich habe ansonsten ja nicht allzu viel falsch gemacht“, resümierte der schwer enttäuschte Weltranglistendritte im Anschluss. Mit einem Schlag Rückstand auf Cabrera reichte es am Ende wie schon 2006 wieder nur für den geteilten zweiten Platz mit Tiger Woods. Ein Resultat, das auch Woods nur wenig Begeisterung entlockte. „Man strengt sich so an, dann ist das schon ziemlich enttäuschend“, sagte er.

Doch Woods war ein fairer Verlierer. „Angel hat wunderbares Golf gespielt und den Sieg verdient“, sagte der US-Open-Sieger von 2000 und 2002. Cabrera ist nun erst der zweite Argentinier, dem ein Sieg bei einem Major-Turnier gelang. Vor 40 Jahre hatte Roberto De Vicenzo die British Open 1967 gewonnen. „Der historische Erfolg“ – so titelte „Clarin“ als auflagenstärkste Zeitung Argentiniens – war sein erster Sieg auf der US-PGA-Tour in seiner schon 17 Jahre andauernden Profikarriere. Und sicher auch ein Resultat von Angel Cabreras unglaublicher Nervenstärke.

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