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Sport: Ein Sieg gegen die eigene Vergangenheit

Durch das 2:0 in Wolfsburg vergrößert Werder Bremen den Vorsprung an der Tabellenspitze auf elf Punkte

Wolfsburg (Tsp). Der rechte Torpfosten hat im Meisterschaftsrennen zwischen Werder Bremen und Bayern München schon einmal eine entscheidende Rolle gespielt. Es war am 22. April 1986, die letzte Minute des vorletzten Spieltags, als Michael Kutzop Werder vom Elfmeterpunkt aus zum Meister hätte machen können. Kutzop lief an – und schoss den Ball an den rechten Pfosten des BayernTores. Vier Tage später, am letzten Spieltag, zogen die Münchner an Bremen vorbei und wurden Meister. Vielleicht haben die Fans von Werder gestern noch einmal an jenen für sie so traurigen Dienstagabend vor 18 Jahren gedacht. Gegen Wolfsburg stand es wie damals gegen Bayern München 0:0, als den Bremern in der 66. Minute ein Elfmeter zugesprochen wurde. Ailton lief an, schoss und traf wie einst Kutzop den rechten Pfosten.

Trotzdem sieht es weniger denn je danach aus, als könne sich die Geschichte noch einmal wiederholen. Gegen den VfL Wolfsburg machten die Bremer in der letzten Viertelstunde aus dem 0:0 durch Tore von Ivan Klasnic und Johan Micoud noch ein 2:0. Werder ist nun bereits seit 16 Bundesligaspielen ungeschlagen, und mit dem neunten Auswärtssieg hat der Tabellenführer der Fußball-Bundesliga seinen Vorsprung auf den ersten Verfolger Bayern München auf jetzt elf Punkte ausgebaut.

Gratulationen zur Meisterschaft lehnte Bremens Sportdirektor Klaus Allofs noch ab. „Es ist noch längst nicht so weit“, sagte der ehemalige Nationalspieler: „Wir haben zwar elf Punkte Vorsprung, aber es sind noch neun Spiele. Die Wahrscheinlichkeit ist allerdings größer geworden.“

Der VfL Wolfsburg hingegen entfernt sich immer weiter von seinem Saisonziel Europapokal. Das 0:2 gegen Bremen war für die Mannschaft von Jürgen Röber im achten Rückrundenspiel die sechste Niederlage. In der aktuellen Verfassung könnten die Wolfsburger sogar noch in den Abstiegskampf geraten.

Der SV Werder hingegen verteidigt seine Spitzenstellung nicht nur mit spielerischer Leichtigkeit, sondern auch mit dem nötigen Einsatz und Willen. „Wir haben in der ersten Halbzeit nicht so rund gespielt“, sagte Trainer Thomas Schaaf. Aber seine Mannschaft gewinnt inzwischen auch dann, wenn der beste Torschütze der Bundesliga nicht trifft. Fünf Minuten lang drehte sich in Wolfsburg fast alles um den Brasilianer Ailton: Erst scheiterte er beim Elfmeter, dann lief er frei aufs Wolfsburger Tor zu und schoss Torhüter Sead Ramovic den Ball an die Brust (69.), und wiederum zwei Minuten später wurde Ailton ausgewechselt. „Er hat heute ein paar unglückliche Situationen gehabt“, sagte Thomas Schaaf. „Aber ich habe gedacht, dass er wenigstens den Elfmeter reinmacht.“

Tat er nicht, doch Bremens Trainer ist in der glücklichen Situation, noch andere Stürmer zu haben, die im Zweifel treffen. Ivan Klasnic zum Beispiel, der in der 75. Minute eine Flanke von Fabian Ernst zum 1:0 ins Tor drückte. Für den Kroaten war es bereits der neunte Treffer in dieser Saison. „Er lauert auf diese Situationen“, sagte Schaaf. Kurz vor Schluss erhöhte Micoud mit einem Kopfballtreffer auf 2:0.

Was den Ausgang der Meisterschaftsentscheidung betrifft, so glaubt Jürgen Röber, „dass sich Bremen das mit elf Punkten nicht mehr nehmen lässt“. Vermutlich ist Thomas Schaaf inzwischen der Bundesligatrainer, der die Chancen für Werder auf den Gewinn der vierten Meisterschaft am geringsten einschätzt. Andererseits sagte er: „Wir haben einige kritische Situationen überstehen müssen. Aber wir haben uns dagegen gewehrt. Wenn wir uns Spiel für Spiel weiter so konzentrieren und nicht nach rechts und links zur Seite sehen, wird der Weg nicht mehr holprig.“ Mit dieser Einstellung wird man Deutscher Meister.

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