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Rückblick auf sein zwölftes Tor. Stürmer Mario Gomez erzielt das 4:0 für den FC Bayern und führt souverän die Torschützenliste der Bundesliga an. Foto: dapd

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Sport: Ein Spiel dauert 90 Sekunden

Bayern München gewinnt gegen den 1. FC Nürnberg mühelos 4:0 und wartet auf höhere Aufgaben

29:0 – so lautet die Tordifferenz des FC Bayern aus den vergangenen sechs Heimspielen in Liga und Pokal. Um zu ergründen, wie es dazu kommen konnte, lohnt sich ein Blick auf das, was die gegnerischen Trainer so sagen und tun vor der Reise in die Münchner Arena: Hertha-Trainer Markus Babbel sprach von einem „Bonusspiel“. Ingolstadt-Trainer Benno Möhlmann ließ am Mittwoch im Pokal fünf Stammspieler draußen – Begründung: „Ich will das meinen Spielern nicht 90 Minuten lang zumuten.“ Nicht vor dem Zweitligaspiel gegen Frankfurt. Zuletzt verkündete Nürnberg-Trainer Dieter Hecking: „Es erwartet ja eh niemand etwas.“ Und: „Wenn wir das Spiel lange offen halten, kriegen wir auch unsere Chance.“ Misslicherweise lagen die Franken aber schon nach 90 Sekunden zurück. Und so war fast unausweichlich, dass es nach 90 Minuten 4:0 (3:0) für die Bayern stand.

Heckings Analyse nach dem Spiel war die größte Nürnberger Kreativleistung an diesem Abend: „Das war ein Duell auf Nichtaugenhöhe“, dichtete er, „das muss man akzeptieren. Wenn wir heute in der besten Aufstellung gespielt hätten, hätten wir das Spiel sicherlich auch nicht gewonnen.“

Die Schicksalsergebenheit, mit der sich die nationale Konkurrenz in dieser Saison in München präsentiert, ist eine Verhöhnung des Wettbewerbsgedankens (Ausnahme: Gladbachs 1:0-Sieg am ersten Spieltag). Und so ist es auch kein Wunder, dass der FC Bayern nach dem 11. Spieltag fröhlich vom ersten Platz der Tabelle hinab grüßt. „Es wird für die Rivalen schwierig, uns zu folgen“, urteilte Sportdirektor Christian Nerlinger, „aber das ist ja auch Sinn der Sache.“

Die Gäste hatten noch gar nicht ordnungsgemäß Position eingenommen, da brach Bastian Schweinsteiger auch schon durch auf der rechten Seite und schickte eine präzise Flanke in den Strafraum. Mario Gomez stand dort sträflich frei und musste sich nur unwesentlich anstrengen, um den Ball per Kopf ins Tor zu befördern. „Damit war das Konzept des Gegners, möglichst lang die Null stehen zu haben, schon durchbrochen“, befand Toni Kroos. Weil die Nürnberger fortan nur noch den Abpfiff herbeisehnten, taten sich die Bayern noch leichter, das Spiel zu dominieren.

Herrscher über allem war Schweinsteiger, der – gefühlt – jeden dritten Ballkontakt der Bayern hatte. Nach einer wunderbaren Kombination von Franck Ribéry über Philipp Lahm auf Gomez legte dieser zurück auf Schweinsteiger. Dessen feine Schusstechnik krönte dieses kleine Kunstwerk auf fulminante Weise zum 2:0. Zwanzig Minuten später machte sich Franck Ribéry die fast ärgerliche Schlafmützigkeit der Gäste zunutze. Ein lockerer Lauf mit Ball, schon war er in Schussposition und traf zum 3:0.

Man stellte sich nun die Frage, wie viele Glücksgefühle diese Art von Siegen noch freisetzen kann. Kroos sagte später strahlend: „So etwas wird nie langweilig. Und wir werden auch nicht den Fehler machen, nachzulassen.“

Nach der Pause hatten die Nürnberger urplötzlich eine Torgelegenheit. Doch der freistehende Tomas Pekhart war von diesem Himmelsgeschenk so überrascht, dass ihm Bayern-Torhüter Manuel Neuer den Ball ohne weiteres abnehmen konnte. Bald darauf stahl sich Gomez mit einer Körpertäuschung frei und erzielte nach Kroos-Zuspiel das 4:0. Manchmal muss sich der Torjäger schon wundern, wie leicht er es auf nun schon zwölf Ligatore bringen konnte.

Etwas mehr Abwechslung verspricht immerhin der nächste Mittwoch. Dann nämlich gastiert der SSC Neapel in München. „Das wird unangenehm“, sagte Toni Kroos, „die sind sehr laufstark und in den Zweikämpfen aggressiv.“ Sachen gibt’s.

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