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Sport: Ein Störenfried mehr

Ciriaco Sforza kehrt zurück zum 1. FC Kaiserslautern, wo sie schon genug Sorgen haben

Von Oliver Trust

Kaiserslautern. Billig ist Ciriaco Sforza noch nie gewesen. Aber diesmal steht für den 1. FC Kaiserslautern mehr auf dem Spiel. Mit Sforza, der beim FCK einen Vertrag bis 2004 inklusive einer Option bis 2005 unterschrieb, kommt ein ehemaliger Störenfried zurück. Die Pfälzer holen den eigenwilligen Schweizer trotz der acht Millionen Euro, die an TV-Einnahmen und wegen des Millionenprojekts des Trainingszentrums am Fröhnerhof fehlen. Sforza ist 32 Jahre alt. Seinen Vertrag bei Bayern München hat er letzte Woche aufgelöst. Zumindest eine hohe Ablösesumme bleibt Kaiserslautern erspart.

Sie kennen ihn als Rebellen. 153 Spiele machte er von 1993 bis 1995 und von 1997 bis 2000. 19 Tore stehen in der Statistik. Nun bekommt er den Stempel des Retters verpasst, weil die sportliche Not selten so groß war. Eine Spur Verzweiflung mag hinter dem überraschenden Transfer stecken, aber, so sagen sie in der Pfalz, nun bekommen die Lauterer wenigstens einen Spielertyp, der taktisch etwas auf dem Kasten hat und ein Spiel ohne Anweisungen und Vorgaben eines Trainers lenken kann. Schon 1998 war es Sforza, der unter Otto Rehhagel auf dem Rasen als selbstständiger Regisseur dirigierte.

Kritik am Transfer

Nicht immer bekam er beste Noten für seine Auftritte. „Wir können immer Spieler brauchen, die uns weiterbringen. Wenn er seine Form bringt, kann er uns helfen“, sagte Kapitän Thomas Hengen. Sforza wird so schnell wie möglich auf der Transferliste des Deutschen Fußball-Bundes erscheinen, heute wird er vorgestellt, am Dienstag steht er zum ersten Mal auf dem Trainingsplatz, am Samstag wird er gegen Schalke 04 im Fritz-Walter-Stadion spielen.

All der Ärger, der mit Sforza zusammenhängt, sei Vergangenheit. Damals, im Oktober 2000, als die Pfälzer Otto Rehhagel rauswarfen, spielte Sforza eine entscheidende Rolle. Er oder ich, hieß es. Dann kam es auf Initiative des Vorstandsvorsitzenden Jürgen Friedrich zu einem fatalen Frieden, der im Absturz in die Zweite Liga endete. Sforza wechselte schließlich zum FC Bayern für zwölf Millionen Mark.

Obwohl die Rückholaktion für Ciriaco Sforza in der Pfalz als Befreiungsschlag verkauft wird, hagelt es Kritik. Der frühere Lauterer Meistertrainer Karl-Heinz Feldkamp sprach offen von einem Fehler, den ehemaligen Unruhestifter zurückzuholen, und forderte die Ablösung des Vorstandes und des Aufsichtsrates. Zwei Jahre lang hätten die Herren nicht für Ruhe in der Mannschaft sorgen können. Mit Sforza werde das sicher nicht besser.

Klarer ist die verfahrene Situation in der Westpfalz wirklich nicht geworden. Hinter den Kulissen toben Grabenkämpfe. Die Opposition „Unser FCK“, der Feldkamp als Berater zur Seite steht, bläst zum Angriff. Weshalb Mario Basler um seine Position und die Einflussnahme seines Schwagers, des Spielerberaters Roger Wittmann, bangt. Nach dem 1:1 in Stuttgart sagte Basler: „Die Mannschaft hat für den Trainer gespielt, wir stehen 100 Prozent hinter ihm."

Ein undurchsichtiger Knäuel an Fragen mit Fallstricken und Ungewissheiten bleibt. Olaf Marschall soll Sportdirektor werden. Mit Friedrich an der Spitze könne Marschall sich das nicht vorstellen. Für den Chef des Aufsichtsrates, Robert Wischemann, gilt sein Nein wieder nicht. Einen wie Marschall aber wünschen sich vor allem die Spieler.

Nur ein Sieg kann Aufstand abwenden

Thomas Hengen trat vor Wochen sein Amt als Kapitän ab. Erst nach einer offiziellen Wahl, die die verschiedenen Grüppchen im Team unter einen Hut bringen sollte, kehrte er zurück. „Jetzt hoffe ich, dass die Botschaft angekommen ist. Die Mannschaft braucht endlich Ruhe und sonst nichts“, sagte er mit zweifelndem Blick. Sehr viel besser ist die Lage bis heute nicht geworden.

Eines scheint allen in Kaiserslautern klar: Nur, wenn sie nächsten Samstag ihr Heimspiel gegen Schalke mit einem starken Sforza gewinnen, werden sie einen Aufstand gegen Trainer Brehme und den Vorstand verhindern können.

Zu viele Altlasten verhindern Fortschritte. Die Fans beklagen die Kluft zwischen ihnen und dem Klub. Früher seien sie „eine Familie“ auf dem Betzenberg gewesen. Alle gegen den Rest der Fußballwelt. Heute reicht es beim 1. FC Kaiserslautern nur noch zu Hohn und Spott und dicken Schlagzeilen.

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