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Sport: Ein Vorbild in jeder Mannschaft

Mit Stefan Effenberg nimmt ein gradliniger und ehrlicher Fußballer Abschied / Von Mario Basler

Stefan ist ein guter Mensch, ja, er ist ein toller Typ. Über ihn würde ich niemals etwas Negatives sagen. Es gibt auch keinen Grund dazu. Wir haben uns immer super verstanden. Das war in unserer gemeinsamen Zeit in der Bundesliga bei Bayern München so und auch später, als wir in Katar bei verschiedenen Klubs gespielt haben. Wir haben oft zusammengesessen und regelmäßig unser gemeinsames Hobby ausgeübt – auf dem Golfplatz haben wir uns duelliert.

Leider kann ich an Stefans Abschiedsspiel am Freitagabend in Mönchengladbach nicht teilnehmen. Wir spielen mit Jahn Regensburg im Bayernfinale des TotoPokals beim FC Ingolstadt. Da geht es um Geld und ums Prestige, deshalb darf ich als Trainer nicht fehlen. Aber trotzdem ist Stefans Abschied vom aktiven Fußball für mich etwas Besonderes. Denn von Spielern seiner Art wird es in der Bundesliga wohl in der Zukunft keine mehr geben. Stefan war stets gradlinig. Er ist auf dem Platz und auch neben dem Platz seinen eigenen Weg gegangen, egal wie groß die Widerstände waren.

Seine Qualitäten als Fußballer sind für mich unbestritten. Als einen Riesenspieler habe ich ihn sogar empfunden. Er konnte das Spiel ordnen, er konnte und wollte Verantwortung übernehmen. Stefan war ein Vorbild in jeder Mannschaft. Er hatte nie Angst davor, auch in der Kabine ehrlich seine Meinung zu sagen und Probleme offen anzusprechen. Das macht doch heute in der Bundesliga kaum noch jemand.

Die jungen Spieler sind heutzutage viel zu ängstlich. Sie fürchten sich vor Strafen, und viel zu oft werden sie von ihren Vereinen zurechtgestutzt. Da ist keiner mehr so mutig, sein Programm durchzuziehen, so wie Stefan das immer getan hat. Die Profis von heute lassen sich alle viel zu früh verbiegen von ihren Vereinen. Das hat ein Stefan Effenberg nie mit sich machen lassen.

Spieler wie Stefan und ich haben auch einige Fehler gemacht, das gebe ich zu. Aber man muss auch in der Öffentlichkeit zu seinen Fehlern stehen. Das haben wir immer getan. Wenn wir außerhalb des Fußballplatzes einmal etwas kaputtgemacht haben, haben wir es später mit unserer Leistung auf dem Platz wieder gutgemacht.

Nach dem Abschied von Stefan Effenberg wird dem Fußball etwas fehlen. Besonders für die Journalisten und für viele Fans brechen schlechte Zeiten an, denn nun dürfte es weniger interessante Schlagzeilen über private Eskapaden von Profifußballern geben. Ich habe ja auch meinen Teil dazu beigetragen. Mein Fazit lautet: Die Fußball-Bundesliga hat ihre Charaktere verloren. Das finde ich ziemlich schade.

Ich wünsche Stefan für seine Karriere nach der Karriere alles Gute. Ich mache mir keine Sorgen um seine Zukunft, denn er ist ein feiner Kerl. Vielleicht will er ja auch mal wie ich irgendwann ins Trainergeschäft einsteigen und dann dort so erfolgreich werden, wie er es als Fußballer auf dem Platz war. Natürlich muss man in dem neuen Geschäft etwas weiter unten anfangen. Da gibt es zunächst nicht das große Geld zu verdienen, das ist bei mir nicht anders.

Auch ich habe als Trainer in einem kleineren Verein angefangen; und natürlich will ich mit Jahn Regensburg Erfolg haben. Nachdem der Verein nun auf gesunden Füßen steht, will ich langfristig mit dem Klub nach oben. Da habe ich übrigens einen guten Vorschlag für Stefan: Er könnte doch bei Jahn Regensburg Manager werden. Bisher haben wir noch nicht darüber gesprochen. Aber das wäre ein guter Einstieg für ihn in eine neue Karriere. Und Erfolg hätten wir beide in Regensburg zusammen bestimmt. So wie früher bei den Bayern.

Aufgezeichnet von Claus Vetter

DIE KARRIERE

Der gebürtige Hamburger Stefan Effenberg bestritt 35 Länderspiele, wurde dreimal Deutscher Meister, einmal Champions- League-Sieger mit Bayern München und DFB-Pokalsieger mit Mönchengladbach. Die Karriere ließ er 2004 in Katar ausklingen. DAS LETZTE SPIEL

Am 5. Mai 2002 wurde Effenberg schon vom FC Bayern München verabschiedet. Heute macht er sein offizielles Abschiedsspiel in Mönchengladbach (18.30 Uhr, live im DSF).

DER FREUND

Mario Basler hat von 1998 bis 1999 mit Effenberg bei Bayern München gespielt, zuvor spielten beide auch gemeinsam in der Nationalmannschaft.

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