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Sport: Ein Weißbier auf den Professor

Wie nun eine rasende Weißwurst aussieht? Man weiß es nicht, wie sollte man auch, aber einen Namen hatte sie immerhin, zeitweise zumindest: es war die Hacklschorsch.

Wie nun eine rasende Weißwurst aussieht? Man weiß es nicht, wie sollte man auch, aber einen Namen hatte sie immerhin, zeitweise zumindest: es war die Hacklschorsch. Und der war "das Resthirn in die Kufen gerutscht", ein Zeichen von Frühdebilität". So hatte es die "taz" seinerzeit formuliert, und so war es nicht nett, legte es doch nahe, sehr nahe, dass der Namensgeber ein recht tumber Bajuware sei.

Mei, der Hacklschorsch, bürgerlich der Georg Hackl. Nun rast er schon seit über 20 Jahren auf winzigen Kufen durch enge Schluchten ins Tal hinab, und wenn er wieder mal schneller war als alle anderen, dann spricht im Fernsehen Waldemar Hartmann, oder wer auch sonst im Folkloristischen schwelgt, vom Urvieh, dem Weißbier trinkenden. Was in etwa das Gleiche meint, was die "taz" meinte, nur höflicher. Er wird dieses Image wohl nicht mehr loswerden, der gute Hackl aus dem Berchtesgadener Land.

In Albertville hat er Gold gewonnen, in Lillehammer und in Nagano auch. Ob nun auch in Salt Lake City, das stand bei Andruck dieser Ausgabe noch nicht fest, und wenn es nicht geklappt haben sollte, dann wäre es auch nicht weiter schlimm. Wer sich so lange in der Spitze hält, zumal in einer Sportart, die im hochtechnischen Bereich angekommen ist und erhebliche Kenntnisse in den Fliehkräften und der Wärmetechnik, in Materialkunde und Psychologie erfordert, der darf wohl lachen, wenn er immer noch als Volltrottel durchgeht. Die Rodlerkollegen nennen ihn ohnehin anders, die rufen ihn "Professor" - gut, das ist vielleicht auch übertrieben.

Er wolle sich nicht darstellen, sondern sich im Sport entwickeln, hat Hackl dieser Tage der "Süddeutschen Zeitung" anvertraut. Das unterscheidet ihn dann allerdings auch von heutigen Protagonisten des Winters. Oder sind die Wortbeiträge der Anni Friesinger weniger schlicht, als die Hackls je waren? Na ja, Friesinger hat noch optische Argumente, Hackl nur einen Schnauzer. Damit konnte der Hacklschorsch kein Sex-Symbol werden, aber der Georg Hackl der erfolgreichste Rodler aller Zeiten. Darauf ein Weißbier, egal, was die anderen denken.

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