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Sport: Eine Nation verneigt sich

Mehr als 1000 Menschen verabschieden sich in Hamburg von Box-Idol Max Schmeling

Mit einer würdigenden und würdevollen Trauerfeier hat sich Deutschland von seinem Idol Max Schmeling verabschiedet. Der 75-minütige Gedenkakt an den großen Box-Champion und großartigen Menschen in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis wurde seiner Persönlichkeit stil- und gefühlvoll gerecht. Vor dem prunkvollen Altar mit dem auferstehenden Christus stand das Bildnis des vier Wochen zuvor im Alter von 99 Jahren verstorbenen Schwergewichtsweltmeisters. Die Schwarz-Weiß-Fotografie zeigte nicht den Boxer, sondern den Menschen Max Schmeling, so wie man ihn nach seiner ruhmreichen Karriere im Ring kannte: als freundlich lächelnden Herrn mit Anzug und Krawatte.

Dazu passten die Worte, mit denen Bundesinnenminister Otto Schily seine Gedenkrede begann: „Ein wahrer Gentleman hat uns verlassen.“ Schily rühmte den „Meister aller Klassen“ auch als „Meister des Fairplays, den wir als einen großartigen Sportler und großherzigen Menschen in Erinnerung behalten werden“. Max Schmeling habe sich „um unser Land verdient gemacht“.

Die Reden Schilys, des Hamburger Bürgermeisters Ole von Beust und des Präsidenten des Deutschen Sportbundes, Manfred von Richthofen, würdigten vor allem die Menschlichkeit und das soziale Engagement des stets so bescheidenen Wohltäters, „auf den Deutschland stolz sein kann“, wie von Beust es ausdrückte. Manfred von Richthofen nannte den ehemaligen Boxweltmeister den „Inbegriff eines Idols mit Bodenhaftung“.

Mehr als 1000 Menschen waren in die Kirche gekommen, darunter auch Franz Beckenbauer, der nun gewissermaßen Schmelings Erbe als lebendes deutsches Sportidol antritt. Er führte an der Seite der Verlegerin Friede Springer die Prominenz der großen Trauergemeinde an. „Es war seine Bescheidenheit, die mich am meisten bei ihm beeindruckt hat“, sagte der frühere Fußball-Weltmeister Beckenbauer. Auf den vorderen Prominentenbänken saßen auch Schmelings boxsportliche Söhne und Enkel: Karl Mildenberger, der immer noch besonders stolz darauf ist, „dass bei meinem Kampf gegen Muhammad Ali Max Schmeling und Joe Louis nebeneinander in der ersten Reihe saßen“. Mit seinem Sieg gegen Louis im Jahr 1936 hatte Schmeling seinen legendären Ruf als Boxer begründet. Henry Maske, der Max Schmeling erst persönlich kennen gelernt hatte, als der schon 85 Jahre alt war, schwärmte von dessen Lebensmut im hohen Alter. „Ich war fasziniert davon, wie der rüstige alte Herr das Leben und die Welt liebte“, sagte Maske.

Wladimir Klitschko, Uwe Seeler, Hans-Günther Winkler, Michael Stich, Birgit Fischer vertraten die weitere Sportprominenz. Unter ihnen auch die Boxpromoter Klaus-Peter Kohl und Wilfried Sauerland. Dariusz Michalczewski wurde nur kurz am Eingang gesehen. Mit dem Filmschauspieler Hardy Krüger und dem Fernsehjournalisten Harry Valerien erwiesen zwei ganz persönliche Freunde dem großen Deutschen die letzte Ehre, dessen Lebensleistung „immer ein Hauch von Unsterblichkeit umgeben wird“, wie von Richthofen sagte.

Orgel- und Orchestermusik von Johannes Brahms, der Gesang des Baritons Thomas Laske, eine einfühlsame Predigt von Prälat Stephan Reimers und der Bläserkreis Nordheide als Abschiedslied an den Jäger gaben der Trauerfeier einen festlichen Rahmen.

Mit dem Tod Max Schmelings, so lauteten Schilys Schlussworte, habe sich das Tor des zwanzigsten Jahrhunderts ein weiteres Stück geschlossen. „Nach 99 Runden ist Max Schmeling aus dem Ring gestiegen, erhobenen Hauptes.“

Hartmut Scherzer[Hamburg]

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