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Sport: Eine Sensation mit Ankündigung

Formel-1-Weltmeister Alonso fährt ab 2007 für McLaren und nährt Gerüchte um Räikkönens Wechsel zu Ferrari

Berlin - Am Montag um Punkt zwölf verkündeten nüchterne Worte die Sensation. „Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso wechselt zur Saison 2007 zu McLaren-Mercedes“, war in der offiziellen Mitteilung zu lesen. Es ist der spektakulärste Transfer in der Formel 1 seit Michael Schumachers Wechsel von Benetton zu Ferrari vor neun Jahren. Und dennoch kommt er nicht ganz unerwartet.

„Ich habe in diesem Jahr mit Renault mein Lebensziel erreicht und hatte das Gefühl, dass es in meiner Karriere Zeit für eine neue Herausforderung ist“, sagte Fernando Alonso. „Natürlich fällt es mir nicht leicht, Renault zu verlassen, aber es gibt Gelegenheiten, die man einfach nicht verpassen darf.“ Es sei „ein Traum“, für McLaren fahren zu dürfen. Auch die Einlassungen der anderen Protagonisten gingen kaum über die in der Formel 1 üblichen Zuneigungsbekundungen bei Vertragsabschlüssen hinaus.

So blieben Finanzvolumen und Laufzeit des Alonso-Vertrags unklar; Mercedes-Sportchef Norbert Haug ließ immerhin durchblicken, es handle sich um eine „längerfristige Zusammenarbeit“. In Formel-1-Kreisen wird davon ausgegangen, dass Alonso in Zukunft mehr als das Doppelte seines bisherigen Gehalts von etwa sieben Millionen Euro verdienen wird. Möglich wurde die in jedem Fall kostspielige Verpflichtung des 24 Jahre alten Spaniers wohl nicht zuletzt durch die finanzielle Mithilfe von Vodafone. Der Mobilfunkkonzern war erst vor wenigen Tagen als McLarens zukünftiger Hauptsponsor ab der Saison 2007 vorgestellt worden.

Patrick Faure, der Präsident des Renault-Teams, zeigte sich „enttäuscht“ von Alonsos Entscheidung, äußerte aber zugleich zähneknirschend Verständnis: „Ende 2006 wird er fünf Saisons im Team verbracht haben, und neue Herausforderungen sind für jeden Sportler essenziell.“ Ein Nachtreten von Seiten der Franzosen wäre auch unangebracht. Faure weiß nur zu gut, dass Renault seinen Star mehr oder weniger selbst in die Arme eines anderen Rennstalls getrieben hat. Zum einen steht ein Formel-1-Ausstieg der finanziell angeschlagenen Firma Ende 2006 im Raum. Zum anderen hatte Teamchef Flavio Briatore in der Vergangenheit mehrfach unaufgefordert öffentlich ausgeschlossen, seinem neuen Weltmeister die nach dem inoffiziellen Formel-1-Kodex angebrachte Gehaltserhöhung zu gewähren und ihn damit für das Wettbieten zahlungswilliger Teams freigegeben.

Dass Briatore über den Verlust seines Fahrers indes nicht ganz so betrübt sein dürfte wie Faure, hat einen simplen Hintergrund: Der Italiener ist gleichzeitig Alonsos persönlicher Manager und als solcher an seinem Einkommen beteiligt. Künftig wird Briatore mehr Geld verdienen, ohne dass es den Etat seines Rennstalls belastet. Einen Nachfolger für Fernando Alonso hat Briatore auch schon: Der junge Finne Heikki Kovalainen wird in der kommenden Saison als Testfahrer bei Renault vom Champion lernen und könnte 2007 erstmals im Rennen zum Einsatz kommen.

Auch aus rein sportlicher Sicht betrachtet macht Alonsos Teamwechsel durchaus Sinn. Er wurde in der abgelaufenen Saison vor allem aufgrund seiner überragenden Übersicht und Fahrzeugbeherrschung zum jüngsten Weltmeister aller Zeiten. Sein Auto war zwar zuverlässig, den McLaren am Ende aber deutlich unterlegen. Nicht wenige Experten glauben, dass die Rennwagen aus Woking in den nächsten Jahren nur schwer zu schlagen sein werden.

Welche Konsequenzen der Transfer- Coup für die aktuelle McLaren-Fahrerpaarung Kimi Räikkönen/Juan Pablo Montoya haben wird, wurde gestern nicht klar. Teamchef Ron Dennis erklärte lediglich, man sei zurzeit mit beiden Piloten über die Saison 2007 „in Gesprächen“. Am wahrscheinlichsten ist, dass Vize- Weltmeister Räikkönen den Rennstall nach dem Ende der kommenden Saison verlassen wird (siehe Kommentar). Angeblich hat der Finne bereits einen Vorvertrag bei Ferrari unterschrieben.

Christian Hönicke

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