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Sport: Eine Show für sich Kampf der Nerven

Shaun White aus Carlsbad, Kalifornien, ist wohl das Beste, was dem Snowboarden bei diesen Olympischen Spielen passieren kann. Dass der Superstar der Szene dabei ist, wertet den Halfpipe-Wettbewerb enorm auf.

Shaun White aus Carlsbad, Kalifornien, ist wohl das Beste, was dem Snowboarden bei diesen Olympischen Spielen passieren kann. Dass der Superstar der Szene dabei ist, wertet den Halfpipe-Wettbewerb enorm auf. Snowboard-Puristen haben nun einen Grund weniger, sich über die Zwänge bei Olympia zu echauffieren. Vielleicht werden sie sogar einschalten, wenn der Amerikaner am Sonntagmittag in der Halfpipe in Bardonecchia seine Sprünge zeigt. Und es dürfte ihnen auch egal sein, dass er womöglich von seinem Sponsor für die Spiele verpflichtet wurde, um ein größeres Publikum zu erschließen. Denn White ist eine Show für sich.

Dass der Teenager Gold gewinnen wird, steht irgendwie außer Frage. „Er fährt eine Stufe über allen anderen“, sagt Jan Michaelis. Der deutsche Snowboarder bewirbt sich ebenfalls um eine Medaille, aber um mit Shaun White mitzuhalten, reicht es nicht. „Er ist ein Brettkind“, sagt Michaelis. White ist auch Skateboard-Profi. Bereits als 13-Jähriger hat ihn der amerikanische Snowboard-Hersteller Burton unter Vertrag genommen. „Future Boy“ wurde er damals genannt, doch die Zukunft ist längst Gegenwart. Der Junge mit dem breiten Lachen und den struppigen Haaren ist schon länger der Held der Szene – dabei ist er erst 19 Jahre alt. Ein Snowboard-Magazin schreibt: „Wahrscheinlich ist er schon im Mutterleib Profi geworden.“

Nur ein Sturz in der Qualifikation könnte verhindern, dass White diesen Wettbewerb gewinnt. Dann nämlich hätte er keine zweite Chance. Doch White ist schon länger nicht mehr in einem Wettbewerb gestürzt. In einem seiner Snowboard-Filme ist die Chance etwas höher, ihn bei einem Sturz zu beobachten. Ach so, und fast hätte man es vergessen: Surfen kann Shawn White auch noch sehr gut. ben

Es wäre schon tragisch, wenn der Finne Hannu Manninen von den Olympischen Spielen in Turin nicht mit einer olympischen Einzelmedaille in der Nordischen Kombination heimkehren würde. Dann wäre endgültig klar, was die Leute in Finnland über ihn sagen werden, wenn er seine Karriere beendet hat: Er war ein toller Kombinierer, er hat viele Weltcupsiege gefeiert – aber wenn es drauf ankam, hat er versagt.

Diese Olympischen Spiele sind seine vielleicht letzte Chance, dieses Verlierer-Image noch zu vermeiden. Die Chancen stehen sehr gut, der blonde Finne kann drei Goldmedaillen holen. Souverän führt er den Weltcup an, in Seefeld feiert er seinen 40. Sieg im Weltcup, die letzten fünf Wettbewerbe hat er gewonnen. Doch so ähnlich lief es auch im letzten Jahr, und dann versagten ihm bei der WM in Oberstdorf plötzlich die Nerven. Sein deutscher Rivale Ronny Ackermann schnappte ihm beide Erfolge weg und schwang sich zum Helden auf. Eigentlich hätte das Manninen werden sollen. Doch irgendetwas scheint ihn bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen zu hemmen. Immer noch fehlt ihm eine Einzelmedaille bei einem Großereignis. Gold hat der exzellente Langläufer schon einmal gewonnen, doch das war mit der finnischen Mannschaft in Salt Lake City. Aber alleine? Manninen will sich nicht unter Druck setzen lassen. „Es ist nicht schlimm, wenn ich keine olympische Medaille gewinne“, sagt er, „das Leben geht trotzdem weiter.“

Der 28-Jährige hat eine ruhige, freundliche Art. Selbst als sein großer deutscher Konkurrent Ronny Ackermann ihn beim Weltcup in Lillehammer im Ziel mit einem Stock schlug, behielt er die Nerven. Er akzeptierte die Entschuldigung des Deutschen und überreichte ihm später die Trophäe als Sportler des Jahres in Deutschland. „Das hat uns näher zusammengebracht“, sagt Manninen. Womöglich kann sich Ackermann demnächst revanchieren und Hannu Manninen die Trophäe für den finnischen Sportler des Jahres überreichen. Dazu muss dieser allerdings Olympiasieger werden. Schwer genug. ben

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