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Sport: Einer von der Straße

Herthas Trainer Stevens freut sich über Alexander Ludwig

Berlin. Kurz hebt er den Kopf, macht drei, vier Schritte, zieht in die Mitte, dann – zack – schlägt der Ball unten rechts ein. Tor, 5:0 für Hertha BSC. Durch die Lautsprecherboxen in Zehlendorf knattert der Name des Torschützen: „Alexander Ludwig“. Gemurmel auf der Tribüne. „Wer ist das denn?“

Man muss schon sehr intensiv in den Fachzeitschriften blättern, um mit dem Namen etwas anzufangen. Der „kicker“ nennt ihn jetzt einen „Perspektivspieler“, das ist eine überaus sachliche Einschätzung, wobei schon die Erwähnung eine gewisse Anerkennung ist. Ludwig ist Mittelfeldspieler, beidfüßig, sehr schnell und „auf gutem Weg“. Das hat Huub Stevens gesagt, der Trainer von Hertha BSC. Junge Spieler lobt er nicht gern, weil diese danach oft abheben, aber dieser Ludwig, „doch, der kann wirklich was“.

Ludwig also. Vor etwas mehr als zwei Monaten hat der 19-jährige einen Vertrag als Profi unterschrieben, „eigentlich sollte das erst im nächsten Jahr passieren, na ja, den Vertrag habe ich jetzt schon – ist ’ne schöne Sache“. Ludwig spricht, wie er ist: zurückhaltend, aber mit „vernünftigem Selbstvertrauen“, sagt sein Berater Jörg Neubauer. Vor einem Jahr hat er dem Jugendnationalspieler den Wechsel zu Hertha BSC empfohlen, zuvor stand er bei Werder Bremen unter Vertrag, „aber da hat sich der Junge nicht mehr weiterentwickelt“, sagt Neubauer.

Seit etwas mehr als zweieinhalb Jahren kümmert sich Neubauer um Ludwig. Sein Mitarbeiter Karsten Heine hat ihn entdeckt, und der sagt: „Alex ist so eine Art Straßenfußballer, dem macht das Fußballspielen Spaß, der hat Biss, Willen, fast alles.“ Stevens ist jetzt im Training noch etwas aufgefallen, „die Schusstechnik, habt ihr seine Ecken gesehen?“ Die hat Ludwig auch in Zehlendorf gezeigt, kurz nach seinem Tor zum 5:0. Ludwig schnappte sich den Ball, legte ihn am Eckpfosten zurecht, schlug ihn scharf kurz vor den Fünf-Meter-Raum, Herthas Stürmer Luizao musste den Ball nur noch ins Tor drücken. Es bedarf gewisser Zeit, um sich an einen ähnlich guten Eckball von Marcelinho zu erinnern.

Natürlich wird Ludwig in der Bundesliga kaum spielen, er reist mit den Profis ins Trainingslager nach Österreich, er wird auf dem Mannschaftsposter zu sehen sein, aber „spielen werde ich wohl bei den Amateuren“, sagt Ludwig. An Körpermasse muss er noch zulegen, „wir werden seine Muskeln aufbauen“, sagt Stevens. So, wie es bei Thorben Marx und Alexander Madlung war, als sie aus dem Nachwuchsbereich zu den Profis hochkamen. „Das kann schnell gehen, bei Madlung hat es ein halbes Jahr gedauert, bis er den Körper hatte wie heute“, sagt Stevens.

Da ist noch etwas, „es geht um den Kopf“, sagt Stevens. „Wenn Alex nicht abdreht, mit Freundin, Geld und so, dann kann er es nach oben schaffen.“ Denn: „Die guten Fußballer schaffen nicht unbedingt den Sprung. Es sind nur die, die wirklich wollen.“

André Görke

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