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Eine Frage des Niveaus. Alba kämpfte gegen Vilnius beherzt, war gegen Spieler von der Qualität und Körpergröße eines Lawrence Roberts (mit Ball) aber chancenlos. Foto: City-Press

© City-Press GbR

Sport: Eingereiht in die Armada

Albas Aus im Eurocup verdeutlicht: Der Klub steckt fest im gehobenen europäischen Mittelmaß.

Berlin - Wo die Berliner auch hinwollten: Ein Gegner war immer schon da, manchmal sogar zwei oder drei. 40 Minuten lang schufteten Albas Basketballer am Dienstagabend gegen Lietuvos Rytas, waren bei der 62:79-Niederlage aber chancenlos. Genauso deprimierend las sich aus Sicht der Berliner nach dem Spiel die Tabelle der Eurocup-Gruppe L. Siege: 0, Niederlagen: 4, war dort in Albas Bilanz zu lesen. Das Viertelfinale können die Berliner damit nicht mehr erreichen, wie schon in der vergangenen Saison endet Albas Europapokal-Saison in der Zwischenrunde des zweitwichtigsten Wettbewerbs. „Wenn wir unter die ersten acht wollen, muss wirklich alles zusammenpassen“, sagte Albas Geschäftsführer Marco Baldi. „Das war in diesem Jahr nicht so.“

Das letzte Mal, das alles zusammenpasste, war im Frühjahr 2010. Damals gewannen die Berliner ihr entscheidendes Spiel bei Joventut Badalona mit einem fulminanten 33:20 im Schlussviertel und zogen ins Viertelfinale ein, letztlich erreichte Alba sogar das Eurocup-Endspiel. Auch in jener Saison hatten die Berliner Personalprobleme und Verletzungen – und reagierten mit den Nachverpflichtungen von Derrick Byars, Cemal Nalga und Jurica Golemac. 2012 ist Alba hingegen „dünner aufgestellt“, wie es Baldi formuliert, „das macht Ausfälle schmerzhafter“. Nicht nur am Dienstag wurde klar, dass der aus finanziellen Gründen schlanke Kader besonders nach den Verletzungen von Torin Francis und Yassin Idbihi nicht ausreicht, um Teams wie den litauischen Vizemeister zu besiegen. „Du kannst solche Spiele nur gewinnen, wenn du das Momentum auf deine Seite bekommst. Das ist uns nicht gelungen“, sagte Baldi.

Wo steht Alba also im europäischen Vergleich? Laut Marco Baldi gibt es acht bis zwölf Klubs, „die weit weg von allen anderen“ sind. Dazu gehören die traditionellen Supermächte ZSKA Moskau, Panathinaikos Athen oder Maccabi Tel Aviv sowie spanische Spitzenteams wie der FC Barcelona und Real Madrid. „Und dann kommt eine Armada von 30 bis 40 Klubs, die mehr oder weniger auf einem Niveau sind“, sagt Baldi. „Da reihen wir uns irgendwo ein. Zwischen Platz zwölf und Platz 35 ist kein großer Unterschied.“ Der 49-Jährige hat schon oft betont, dass er nicht gewillt ist, über die finanziellen Verhältnisse des Klubs zu leben. „Das können wir nicht tun, und das werden wir nicht tun“, wiederholte er am Dienstag. „Die Realität kommt früher oder später.“ Zurzeit geraten viele spanische und griechische Vereine in finanzielle Schwierigkeiten, während russische Klubs seit kurzem über scheinbar unbegrenztes Kapital verfügen. Und alle Klubs zwischen St. Petersburg, Saloniki und Sevilla rangeln um die selben Spieler. „Wenn wir uns aus diesem breiten Feld befreien wollen, müssen wir an unseren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen arbeiten“, erklärt Marco Baldi. „Dass wir uns beim Etat weiterentwickeln müssen, ist gar keine Frage.“

Für die Europaliga, in die nur der Deutsche Meister direkt einzieht, reichen Albas Möglichkeiten momentan nicht aus. Dreimal in Folge durften die Berliner in der Qualifikation antreten, dreimal scheiterten sie. Im Eurocup kann der achtmalige Deutsche Meister mit fast allen Teams mithalten – um ganz weit zu kommen, muss aber alles stimmen: die Gesundheit, die zugelosten Gegner, der Spielplan. Laut Baldi war das Erreichen der Zwischenrunde in diesem Jahr das erklärte Ziel: „Da stehen wir jetzt – und nicht weiter.“

Wie der nächste Schritt gelingen kann, scheint auch dem Manager angesichts der begrenzten Möglichkeiten am Standort Berlin und als Basketball-Bundesligist nicht ganz klar zu sein. „Auf einen Scheich müssen wir nicht warten“, sagt Baldi. „Der wird nicht kommen.“

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