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Sport: Einigkeit und Recht und Sauberkeit

Alle olympischen Sportverbände und 48 Regierungen stimmen einem weltweiten Anti-Doping-Code zu

Kopenhagen (Tsp). Die Superlative konnten nicht groß genug sein nach dem Abschluss der WeltAnti-Doping-Konferenz in Kopenhagen. Der extra angereiste Bundesinnenminister Otto Schily sprach von einem „historischen Augenblick“. Und der Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Jacques Rogge, schrieb sogar Shakespeares Hamlet um: „Ab heute ist etwas nicht mehr ganz so faul im Staate Sport.“ Einmütig hatten die olympischen Verbände einen weltweiten Anti-Doping-Code verabschiedet, der grundsätzlich eine zweijährige Sperre für Dopingsünder vorsieht, und zwar auch für Ersttäter.

Schily unterzeichnete zusammen mit 47 Regierungsvertretern die „Deklaration von Kopenhagen“. In ihr wird der Code von den Regierungen als „universelles Regelwerk“ beim Kampf gegen das Doping anerkannt. Olympische Spiele sollen künftig nur noch an Länder vergeben werden, die diese Auflage erfüllen. Den amerikanischen Dream Teams im Basketball und Eishockey droht das Aus, wenn die US-Profiligen den Code nicht akzeptieren. Rogge: „Für zwei unterschiedliche Philosophien ist bei den Spielen kein Platz mehr.“ Schily würdigte vor 1000 Delegierten aus 101 Ländern die Hartnäckigkeit von Rogge und von Dick Pound, dem Chef der Welt-Antidoping-Agentur Wada. Beide hatten mit harten Worten und Drohungen die zögernden Verbände, den Radsportverband UCI und den Fußballverband Fifa, zum Einlenken gezwungen.

Rogge gab sich am Mittwoch trotz des Erfolges als Realist. „Niemand ist so naiv, dass er den Kampf gegen Doping für beendet erklärt“, sagte der IOC-Präsident. „Ob das der Durchbruch war, werden wir in drei Jahren wissen.“ Dem Code mit seinen 24 Punkten hatten zuvor das IOC, die Nationalen Olympischen Komitees (NOKs) und alle 35 olympischen Weltverbände per Akklamation zugestimmt. Die formelle Unterzeichnung muss bis spätestens zum Auftakt der nächsten Sommerspiele am 13. August 2004 in Athen folgen. NOK-Präsident Klaus Steinbach bekräftigte die Zustimmung im Namen des deutschen Sports. „Wir tragen das Dokument voll mit und werden es in allen Gremien verabschieden“, sagte Steinbach.

Als letzte Skeptiker hatten die Fußballer und Radsportler eingelenkt. Ihre Weltpräsidenten Sepp Blatter (Fifa) und Hein Verbruggen (UCI) waren demonstrativ nicht angereist; sie stellten ihre Vorbehalte aber schließlich zurück. Beide Verbände wollen den Zwang zu einer Zwei-Jahres-Sperre weiterhin flexibel auslegen. Jeder Einzelfall müsse geprüft werden. Überraschend schlossen sich auch die USA der Deklaration von Kopenhagen an. Wie sie der Verpflichtung nachkommen wollen, auch die Profiligen einzubinden, blieb offen.

Die Welt-Antidoping-Agentur Wada erhält mit dem Code die Federführung im Dopingkampf. Der Oberste Sport-Schiedsgerichtshof CAS wird als letzte Instanz anerkannt. All das war zuvor von den Amerikanern kritisiert worden. Alle Regierungen sind nun aufgerufen, bis 2004 der „Deklaration von Kopenhagen“ beizutreten. Sie verpflichten sich damit zu einem ungehinderten Zugang für die Dopingkontrolleure und zur Anerkennung der Sanktionen. Die gesetzliche Umsetzung in den Ländern muss bis zu den Winterspielen 2006 in Turin erfolgen.

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