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Was heckt er nun schon wieder aus? Rich Chernomaz hat die Eisbären bereits zweimal aus den Play-offs geworfen.

© p-a/dpa

Eisbären-Gegner Ingolstadt: Die Tricks von Trainer Rich Chernomaz

Ingolstadts Trainer Rich Chernomaz gilt als Meister der Reaktion – das will er auch am Freitag beim zweiten Viertelfinale gegen die Eisbären beweisen.

Von Katrin Schulze

Berlin - Ein guter Verlierer wird aus Rich Chernomaz in diesem Leben nicht mehr. Zwei, drei launige Sätze brachte er am Mittwochabend hervor, als die Lichter in der Berliner Arena schon ausgegangen waren. Dann fläzte sich der Eishockeytrainer in einen Polstersessel und starrte ins Nirgendwo – ein gutes Stück genervt und ein kleines bisschen schelmisch. So als heckte er gerade den nächsten großen Coup aus. Wer nicht verlieren kann, der wird eben erfinderisch, wenn es darum geht, den Gegner beim nächsten Mal auszutricksen und zu besiegen. Und das ist so etwas wie die Paradedisziplin des Rich Chernomaz.

Bis nach Berlin hat sich dieses Talent herumgesprochen. Zwar schienen die Eisbären selbst ein bisschen überrascht, wie souverän sie ihren 5:3-Sieg im ersten Play-off-Viertelfinale gegen Chernomaz und den ERC Ingolstadt herausgespielt hatten, dennoch mischte sich zwischen all die Freude darüber immer auch eine Warnung. Vorsicht, hier ist noch nichts gewonnen – das war nur das erste Spiel von fünf möglichen. „Es ist optimal gelaufen“, sagte zum Beispiel Frank Hördler. „Aber jetzt gilt es, weiter konzentriert zu bleiben.“ Der Berliner Verteidiger hat mit seinen 26 Jahren viele Endrunden erlebt. Und er ist mit den Eisbären nach einem Auftakterfolg auch schon ein paarmal in einer Serie rausgeflogen.

Unter anderem zweimal gegen Mannschaften von Rich Chernomaz, diesem markigen Typ mit der tiefen, durchdringenden Stimme und der bulligen Figur. Als die Eisbären 2004 im Finale gegen die Frankfurt Lions unter Leitung von Chernomaz antraten, gewannen sie das erste Spiel locker 5:2 – danach gewannen sie nichts mehr. Als sie 2007 in der Qualifikation noch einmal auf die Lions trafen, gewannen sie das erste Spiel in Frankfurt 4:3 – danach gewannen sie nichts mehr; die letzte Partie der Serie verloren sie gar 0:6.

Jetzt trainiert Chernomaz nicht mehr Frankfurt, sondern Ingolstadt, sein Faible für taktische Spielchen aber ist genauso geblieben wie seine schlechte Laune nach Niederlagen. „Es ist in den Play-offs entscheidend, in kritischen Punkten Veränderungen vorzunehmen und auf bestimmte Beobachtungen richtig zu reagieren“, erzählt er am Telefon und lässt auch gleich wissen, dass er sich auf diesem Gebiet für einigermaßen begabt hält.

Seine Methoden beschreibt er am liebsten mit den Worten „hart, aber fair“, von böse mag er nicht gern reden. Nur wenn Rich Chernomaz mitkriegt, dass einer seiner Profis nicht alles gibt, „dann werde ich schon mal aggressiv“. Und es kommt nicht gerade selten vor, dass Chernomaz aggressiv wird. Warum hat man ihm vor einigen Jahren wohl sonst den Spitznamen „Axt von Manitoba“ verliehen?

Noch heute hat er seine ganz eigene Art, seine Akteure einzustimmen. „Man muss seine Spieler jeden Tag motivieren und immer einen neuen Weg der Ansprache finden“, sagt er. Der 47 Jahre alte Kanadier ist zu clever, um preiszugeben, wie er die Eisbären beim zweiten Viertelfinalspiel am Freitag (19.35 Uhr, live bei Sky) schlagen will. Dass er aber einen Plan parat hält, berichtet er mit Freude – auch große Worte gehören zur Play-off-Kunst im Eishockey.

Die Tatsache, dass der Ingolstädter Coach nach der Verletzung von Bruno St. Jacques (siehe Kasten) nur noch vier gelernte Verteidiger übrig hat, stört ihn bei seinem Vorhaben nur bedingt. Sein einziges Problem verortet er selbst beim „erfahrenen“ Gegner. Die Eisbären könnten langsam wissen, wie schlecht Rich Chernomaz verlieren kann. Und ihn ihrerseits austricksen.

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