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Eisbären-Profi Tobias Eder stirbt mit 26 Jahren: Ein Schicksal, das sprachlos macht
Im vergangenen Sommer hatte der Verein die Krebsdiagnose des Stürmers bekanntgegeben. Nun ist er viel zu früh verstorben. Ein Nachruf.
Stand:
Ende November wirkte die Welt der Eisbären noch sehr in Ordnung. Bei der Gala zur Wahl der besten Berliner Sportlerinnen und Sportler im Neuköllner Hotel Estrel wurden nicht nur das Team als beste Mannschaft und Serge Aubin als bester Trainer gekürt.
Mit auf der Bühne stand Tobias Eder, bei dem im Sommer ein bösartiger Tumor festgestellt wurde. Auch wenn ihm die Situation sichtlich schwerfiel, so ergriff er doch das Mikrofon, um von seiner großen Hoffnung zu berichten, im Jahr 2025 wieder mit seinen Kollegen auf dem Eis zu stehen. Es wirkte wie ein Aufbruchsignal nach sehr schweren Monaten für ihn und seine Familie.
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Doch diese Hoffnung war trügerisch. Als die Eisbären am 28. Januar bekanntgaben, dass das geplante Auswärtsspiel beim ERC Ingolstadt am Tag danach verlegt wird, weil sich Eders Kollegen nicht in der Lage sahen, zu diesem Spitzenspiel anzutreten, war das bereits ein Hinweis, wie schlecht es dem Stürmer geht.
Die Anteilnahme war seit der Diagnose gewaltig
Sein Bruder Andreas, der bei RB München spielt, hatte bereits beim Spiel seines Teams in Wolfsburg am Sonntag zuvor gefehlt. Auch die Reise zu den Kölner Haien am Dienstagabend trat er nicht mit an.
Am Mittwoch verkündete der Verein seinen Tod, er wurde nur 26 Jahre alt. „Lieber Tobi, du wirst uns fehlen. Du hast allen stets ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert. Genauso werden wir dich immer in Erinnerung behalten!“, schreiben die Eisbären auf Instagram und sprechen damit vielen aus dem Herzen.
Die Nachricht versetzt ganz Eishockey-Deutschland in eine Schockstarre. Die Anteilnahme an seinem Schicksal war in den vergangenen Wochen und Monaten gewaltig.
Anderthalb Jahrzehnte ist es bereits her, dass Eishockey-Torwart Robert Müller den Kampf gegen einen aggressiven Hirntumor verloren hatte. Der Nationaltorhüter ließ die Öffentlichkeit an seinem schweren Kampf teilnehmen. Über zwei Jahre hinweg kehrte er nach Rückschlägen und Operationen immer wieder aufs Eis zurück. Die Narben auf seinem Kopf offenbarten die schweren Eingriffe.
Am 16. November 2008 stand Müller das letzte Mal auf dem Eis, er wurde beim 5:1 gegen die Nürnberg Ice Tigers acht Minuten vor Schluss eingewechselt. Dies gilt als einer der berührendsten Momente der deutschen Eishockey-Geschichte. Wenige Monate später starb er mit nur 28 Jahren.
Bei Tobias Eder hingegen wirkte der Verlauf für Außenstehende längst nicht so dramatisch. Bei den Heimspielen seiner Mannschaft saß er häufig neben seinem verletzten Teamkollegen Marco Nowak und Sportdirektor Stéphane Richer auf der Tribüne, um Siege und Niederlagen zu verfolgen.
Entsprechend seiner Rückennummer 22 gehörte es seit dem Bekanntwerden der Diagnose zum Ritual, dass die Fans in genau dieser Minute „Tobi-Eder“-Sprechchöre anstimmten. Aktionen wie diese waren der Grund, warum Eder Anfang November auf seinem Instagram-Account emotionale Worte an die zahlreichen Unterstützer und Wegbegleiter richtete und sich für die „unfassbare Unterstützung“ bedankte.
Die Adler Mannheim liefen in Eder-Trikots auf
Wie aufrichtig die Anteilnahme in der Liga war, zeigte sich bei verschiedenen Aktionen der Klubs. Die Düsseldorfer EG etwa, für die Eder von 2019 bis 2023 spielte, überreichten Eder eine überdimensionale Grußkarte mit über 1000 Unterschriften.
Die Adler Mannheim, die sich mit den Eisbären im Viertelfinale der vergangenen Play-offs einmal mehr ein intensives Duell geliefert hatten, traten beim Spiel in der Berliner Arena am 18. Oktober in Tobias-Eder-Trikots auf. Anschließend wurden die Trikots versteigert und kamen der Aktion „Pink in the rink“ zugute, mit der die Eisbären Spenden im Kampf gegen den Krebs sammeln.
Schon seit Jahren sind die Eisbären Vorreiter, was das Engagement gegen diese tückische Krankheit angeht. Mit pinken Trikots setzen die Eisbären Berlin im Oktober schon seit vielen Jahren ein Zeichen gegen Krebs und rufen zur Unterstützung auf – auch zugunsten der Berliner Krebsgesellschaft.

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Im November steht die Männergesundheit im Vordergrund, weshalb zahlreiche Spieler und Funktionäre Schnurrbärte tragen. Im vergangenen Jahr tat sich Eder als Botschafter hervor, um für dieses Thema zu sensibilisieren.
Im Sommer, nur wenige Tage vor der schockierenden Diagnose, hatte er die Verlobung mit seiner Freundin Ina öffentlich gemacht. Welche wichtige Rolle sie für ihn spielte, offenbarte sich bereits im April 2023, als er sich nach seinem Wechsel von der DEG zu den Eisbären vorstellte. Ohne ihre explizite Zustimmung hätte er den Wechsel nach Berlin nicht vollzogen.
Aber es zeigte sich schnell, dass Eder ein fehlendes Puzzleteil für die Eisbären war, die sich nach einer Saison ohne Play-off-Teilnahme neu aufstellen wollten. Der Stürmer gehörte bereits zu einem Frontmann seines vorherigen Teams. In Berlin entwickelte er sich nicht nur auf dem Eis erheblich weiter. Auch in der Kabine soll er immer mehr Gehör gefunden haben. So wurde er eine wichtige Säule für die zehnte Meisterschaft der Berliner.
Eder hatte in Berlin und mit den Eisbären noch viel vor
„Er passt hier perfekt rein“, sagte Trainer Serge Aubin während der Play-offs über den Angreifer, der in der Hauptrunde zweitbester Schütze der Eisbären geworden war – und das ausgerechnet mit 22 Toren. „Wenn du neu in ein Team kommst, ist das nicht so einfach. Aber man merkte sofort, dass er bei uns am richtigen Ort ist.“
Im Leistungssport werden Profis oft mit Statistiken und Kennzahlen bewertet. Allerdings war er nicht die Art Profi, die sich vor allem durch Tore oder Vorlagen einen guten Ruf erwerben. Er galt als äußerst intelligenter Spieler, hatte nicht nur als Nationalspieler gute Kontakte in viele Vereine.
Und er hatte noch viel vor. Als noch nicht klar war, ob er von Bundestrainer Harold Kreis für die Weltmeisterschaft im vergangenen Mai nominiert wird, gab er sich keinesfalls trotzig. Seine Antwort lautete: „Dann wird im nächsten Jahr noch härter gearbeitet.“
Allerdings wurde ihm diese Chance genommen. Von einer Krankheit, die dank des medizinischen Fortschritts in vielen Bereichen als besser therapierbar gilt als vor vielen Jahren, aber bei einem schweren Verlauf die Hilflosigkeit offenbart.
Gerade im Profisport hatte es in den vergangenen Jahren einige mutmachende Fälle gegeben, dass Spieler bei einer entsprechenden Therapie sogar in den Spitzensport zurückkehren können. Diese Hoffnung erfüllte sich leider nicht.
Die Eisbären stehen vielleicht vor der größten Herausforderung ihrer Vereinsgeschichte. Einen Teamkollegen, Freund und Spieler zu verlieren, der viel zu früh aus dem Leben gerissen wurde, ist schlichtweg unfassbar.
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