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Eisschnelllauf: Anni Friesinger muss sich in Geduld üben

Trotz des Verletzungspechs zum Jahresbeginn ist der Start Anni Friesingers bei den in knapp fünf Wochen beginnenden Olympischen Winterspielen aller Voraussicht nach nicht in Gefahr.

München/Berlin - Zu diesem Urteil kam der Teamarzt der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG), Volker Smasal, nach einer genaueren Untersuchung der zwölfmaligen Weltmeisterin aus Inzell, die in Turin zu den wichtigsten Medaillenkandidaten im deutschen Olympia-Team gehört.

«Die EM steht weiter in Frage, aber der Olympia-Start dürfte kein Problem sein», sagte der Mediziner am Dienstag. «Aber sie muss sich vernünftig verhalten», fügte Smasal nach Auskunft von Friesingers Manager Klaus Kärcher hinzu.

Die «Eis-Königin» hatte sich am Montag beim Starttraining auf der Freiluftbahn in ihrem Heimatort mit der messerscharfen Kufe ihres Schlittschuhs eine tiefe Fleischwunde in der Nähe der rechten Achillessehne zugezogen. Die klaffende Schnittwunde war sofort mit mehreren Stichen genäht worden, eine Sehne war glücklicherweise nicht durchtrennt worden.

Die Fäden sollen nun kommende Woche entfernt werden. «Es ist ganz schwer für Anni, mit den Fäden auf das Eis zu gehen, weil sich die Wunde unmittelbar über dem Schuhansatz befindet und der Schuh an der Naht reibt», sagte Kärcher. Zudem bestehe an der Wunde eine akute Gefahr einer Infektion, die bei Ausbruch das Unternehmen Olympia doch noch gefährden könnte.

Erst Ende der Woche wird Anni Friesinger gemeinsam mit Smasal entscheiden, ob sie am kommenden Montag oder Dienstag in Erfurt das erste Mal nach ihrem Unfall wieder eine Eisfläche betreten kann. Ob ihre Verfassung ausreicht, um bei der Mehrkampf-Europameisterschaft in Hamar (14./15. Januar) die Titelverteidigung anzusteuern, muss jedoch bis Dienstag entschieden sein, denn am Mittwoch reist das Team nach Hamar. Zur Zeit kann Anni Friesinger nur ein Radtraining absolvieren.

«Das ist alles wirklich sehr, sehr blöd gelaufen. Aber Gott sei Dank ist nichts Schlimmeres passiert. Ich bin sicher, die Anni wird nach der ersten Verärgerung nicht aufgeregt durch die Gegend rennen und in aller Ruhe das Beste aus der Situation machen», sagte Cheftrainer Helmut Kraus.

Friesingers Trainer Markus Eicher hat für den Negativ-Fall des Startverzichts bei den europäischen Titelkämpfen in Norwegen bereits als Alternative die bislang nicht geplante Teilnahme bei den Sprint-Weltmeisterschaften in Heerenveen (21./22. Januar) ins Auge gefasst. Dies wäre dann vermutlich Friesingers Generalprobe für die Olympia-Rennen in Turin. Bislang hatte sich die derzeit weltbeste Allrounderin erst einmal bei einer Sprint-WM der Eisschnellläufer beteiligt und im Januar 2004 in Nagano auf Anhieb den zweiten Platz belegt.

Mit ihren drei Weltcupsiegen über 1000 m deutete die 28-Jährige in dieser Saison schon ihre Qualitäten auch auf zumindest einer der beiden Strecken beim Sprint-Vierkampf an. Vor ihrem Unfall hatte Anni Friesinger daher sogar die Qual der Wahl, den auf allen vier Einzelstrecken zwischen 1000 und 5000 m sowie in der Mannschafts-Verfolgung gilt sie als Medaillenkandidatin für Turin. Erst in Turin will sie sich entscheiden, ob sie alle fünf Rennen in Angriff nimmt oder auf eine Strecke verzichtet, um Kräfte zu sparen. Die Zwangspause im Training könnte diese Planungen nun etwas durcheinander bringen.

(Von Frank Thomas, dpa)

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