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Ballack

© ddp

EM 2008: Generalprobe knapp geglückt

Gelungenes EM-Testspiel dank starkem Schlussspurt: Deutsches Team schlägt Serbien 2:1. Überragender Spieler ist Michael Ballack, der nach dem Ausgleich von Oliver Neuville den Siegtreffer erzielt. Christoph Metzelder bleibt hingegen das Sorgenkind - stellvertretend für die Abwehr.

Mit einer energischen Aufholjagd in den Schlussminuten hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft doch noch eine gelungene EM-Generalprobe gefeiert. "Joker" Oliver Neuville, der 180 Sekunden nach seiner Einwechslung traf (74.) und der überragende Kapitän Michael Ballack (82.) per Freistoß sorgten in der letzten Viertelstunde für den 2:1 (0:1)-Sieg gegen Serbien. Bosko Jankovic hatte den Nicht-EM-Teilnehmer in der 18. Minute gegen den machtlosen Keeper Jens Lehmann in Führung gebracht. Dies sahen 53.951 Zuschauern, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, in der ausverkauften Arena Auf-Schalke. Rechtzeitig vor dem dem EM-Auftaktspiel der deutschen Mannschaft in acht Tagen gegen Polen wich die anfängliche Ernüchterung neuer Euphorie. "Es wäre nicht so toll gewesen, wenn wir das letzte Spiel mit einer Niederlage beendet hätten", meinte Ballack. Die großen Sorgen in der Innenverteidigung bleiben indes.

Das deutsche Team präsentierte sich von der ersten Minute an spritzig, nichts zu sehen von Müdigkeit nach dem Trainingslager auf Mallorca. Couragiert versuchten die Löw-Schützlinge den genauso hochmotivierten und blitzgefährlichen, aber äußerst defensiv agierenden Serben in deren Hälfte den Schneid abzukaufen. Auffällig: Mit möglichst wenig Ballkontakten suchte die deutsche Mannschaft den Weg in die Spitze.

So wie in der 15. Minute, als das Bewährungs-Sturmduo Kevin Kuranyi und Mario Gomez, das sich um den freien Platz neben Miroslav Klose bewirbt, die Serben-Abwehr blitzschnell mit einem Doppelpass überwand. Gomez flankte von rechts in den Strafraum, wo Kapitän Ballack zum Flugkopfball ansetzte. Doch rettete ausgerechnet Nemanja Vidic von Champions-League-Sieger Manchester United, gegen das Ballack mit dem FC Chelsea verloren hatte, auf der Linie.

Metzelder bleibt Fragezeichen

Und dann das: Beim einzigen echten Angriff der Serben, die eine ähnliche Spielanlage besitzen wie Deutschlands EM-Gruppengegner Kroatien, spielt Sasa Ilic den Ball maßgerecht zwischen den beiden deutschen Innenverteidigern Per Mertesacker und Christoph Metzelder hindurch. Bosko Jankovic schnappt sich die Kugel, läuft ungestört auf Lehmann zu und schiebt dem 38-Jährigen den Ball durch die Beine ins Tor. Der deutsche Keeper, zuletzt beim 2:2 gegen Weißrussland noch ein Unsicherheitsfaktor, war machtlos.

Während sich das deutsche Team schnell von dem Gegentreffer erholte, Präsenz auf dem Platz demonstrierte, Tempo aufnahm und die Serben in deren Hälfte einschnürte, konnte Metzelder das "Prädikat" Sorgenkind nicht ablegen und geht als großes Fragezeichen in das EM- Endrundenturnier. Nicht nur beim Gegentor wirkte er schwerfällig. Aus brenzligen Situationen hielt sich der Real-Profi raus, schaltete sich nicht ins Aufbauspiel mit ein und schien sich fast zu verstecken. In der zweiten Hälfte brachte er dann auch noch Keeper Lehmann mit einem heiklen Rückpass in die Bredouille (54.).

Im Angriff fehlte dem bemühten Gomez das nötige Fortune, Kollege Kuranyi vermochte sich fast gar nicht in Szene zu setzen. In der 35. Minute trat Gomez mit dem linken Fuß wenige Meter vor dem serbischen Tor am Ball vorbei. Die Hereingabe war von Marcell Jansen von der linken Seite gekommen, den Angriff eingeleitet hatte Gomez.

Ballack macht Sieg perfekt

Nicht nur der Goalgetter in vorderster Front hatte kein Glück: Auch Ballack, der das Spiel der deutschen Mannschaft antrieb und inspirierte, gelang der Ausgleich in der ersten Hälfte nicht. Sein zweiter Kopfballversuch in der 38. Minute war zu ungenau, Gäste-Keeper Vladimir Stoikovic zur Stelle. Nach einem Zweikampf zwischen Torsten Frings und Ilic erkannte zudem Schiedsrichter Frey Fautrel aus Frankreich nicht auf Elfmeter (26.). "Wir haben es einfach versäumt, ein Tor zu machen", meinte Co-Trainer Hans-Dieter Flick in der Pause und gab die Marschroute für die zweite Hälfte aus: "Wir versuchen noch schneller nach vorne zu spielen und hinten noch kompakter zu stehen."

Dazu nahm Löw Mertesacker aus der Mannschaft und brachte Arne Friedrich - eine Alternative in der Innenverteidigung. Zudem kam Podolski, für den Bayern-Profi musste Vereinskollege Philip Lahm weichen. "Poldi" entwickelte über die linke Mittelfeldseite Druck, Kumpel Bastian Schweinsteiger wechselte auf rechts. Werders Clemens Fritz, der die Rolle von Bernd Schneider nicht ausfüllen konnte, ging anstelle von Lahm zurück in die Abwehr.

Doch die Probleme blieben die gleichen. Während der auf Anhieb gefährliche Podolski in aussichtsreichen Positionen zweimal (50./58.) den Ball nicht ganz aufs Tor bringen konnte, hätte es im Kasten des ansonsten beschäftigungslosen Lehmann fast erneut geklingelt. Torschütze Jankovic scheiterte aus kürzester Distanz jedoch an der Latte. Besser machte es auf der Gegenseite Neuville. Nach Zuspiel von Ballack passte Jansen den Ball in die Mitte, wo der 35-jährige Gladbacher Angreifer ausglich und auf der Tribüne auch für großen Jubel bei Kanzlerin Merkel sorgte. Mit seinem 36. Tor im 82. Länderspiel machte Ballack den Sieg perfekt. (ck/dpa)

Klaus Bergmann, Christian Kunz[dpa]

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