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Das Olympiastadion in Berlin

© dapd

EM 2020: Das Westendspiel

Die laufende Champions League-Saison wird 2013 im Londoner Wembleystadion abgeschlossen - 2015 könnte das Finale in Berlin steigen. Auch die EM 2020 könnte hier gastieren.

Was heißt eigentlich „Finale dahoam“ auf Berlinisch? Und kann man sich das vorstellen: Hertha BSC steht 2015 im Endspiel der Champions League im heimischen Olympiastadion? Herthas Manager Michael Preetz begegnete der Projektion gestern mit einem lauten Lachen.

Einen ernsten Hintergrund hat die Frage aber: Denn aus dem europäischen Fußball-Verband Uefa wurden dem Tagesspiegel Vorabsprachen bestätigt, wonach Berlin 2015 Gastgeber des europäischen Klubfinals werden könnte. „Die Chancen für 2015 stehen sehr gut“, hieß es auch aus dem Senat und vom Deutschen Fußball-Bund. Die laufende Champions-League-Saison wird am 25. Mai 2013 im Londoner Wembleystadion abgeschlossen, im Jahr darauf ist Lissabon an der Reihe, auf Berlin folgt wohl Mailand.

Eine offizielle Entscheidung über Berlins Ansinnen will die Uefa erst im kommenden März fällen, in sportpolitischen Kreisen ist man sich aber ob des Zuschlags inzwischen sicher. Seit 2005 bewirbt sich Berlin jedes Jahr um das Endspiel in Europas höchster Fußballklasse. Nach der vom Bund finanzierten Sanierung für die WM 2006 genügt die Arena höchsten Ansprüchen, hier fanden die Leichtathletik-WM 2009 und das Eröffnungsspiel der Frauenfußball-WM 2011 statt. Zwischenzeitlich war Berlin auch als Ersatzspielort für die umstrittene Europameisterschaft in der Ukraine im Gespräch. Nun könnte es auch 2020 bei der über Europa verstreuten EM dabei sein

Für solche Ereignisse müssten im Stadion mit der blauen Laufbahn die Sicherheitszonen und die Pressetribüne erweitert werden. Bei Zweitligaspielen gibt es nur 300 Presseplätze, bei internationalen Großereignissen wären mehr als 2000 nötig. Auf dem Maifeld hinterm Stadion sind zudem Zeltstädte für Vips und Sponsoren geplant. „Das sind natürlich alles temporäre Maßnahmen“, sagt Christoph Meyer, Sprecher des Olympiastadions. „Ansonsten sind wir fit für jedes Finale.“

Nach dem erneuten Abstieg von Hertha in die Zweite Liga kann das Olympiastadion dringend neue Events gebrauchen. Die Finanzierung des Stadionfestes Istaf wackelt immer mal wieder, Konzerte finden nur hin und wieder im weiten Rund in Westend statt. Trotz Lärmauflagen sind im kommenden Sommer immerhin drei Gigs geplant, etwa von Depeche Mode. Nationales Highlight im Olympiastadion ist alljährlich das Pokalfinale.

Hertha fällt als Ankermieter der Arena auch in dieser Saison aus, zumindest finanziell. Wie schon im letzten Zweitliga-Jahr werden dem Klub die Mietzahlungen zu großen Teilen gestundet. Der Mietvertrag, der noch bis 2017 gilt, verlangt pro Zweitligaspiel eigentlich 150 000 Euro vom Verein (in der Bundesliga wären zwischen 180 000 und 250 000 Euro fällig).

Die landeseigene Olympiastadion Berlin GmbH verzichtet aber zunächst auf fast alle Einnahmen, um Herthas Liquidität zu sichern, heißt es aus sportpolitischen Kreisen. Nach dem Wiederaufstieg muss Hertha das faktische Millionendarlehen dann zurückzahlen – so geschehen auch im letzten Bundesligajahr.

Die Jahrespacht, die das Stadion an die Stadt zahlt, schwankt mit den jährlichen Einnahmen und bewegt sich bei etwa einer Million Euro. Nebenher verdient das Olympiastadion noch Geld mit knapp 300 Kongressen und Firmenevents sowie 300 000 Tagestouristen im Jahr.

Zuletzt stattete die Champions League Berlin in der Saison 1999/2000 einen Besuch ab, der durch Herthas Einzug in die Zwischenrunde sogar etwas länger andauerte. Als legendär ist vielen Fans noch das Nebelspiel gegen den FC Barcelona in Erinnerung. Das letzte Heimspiel ging gegen den FC Porto 0:1 verloren.

Das letzte Endspiel im Europacup in Berlin datiert vom 6. Mai 1986. Es ging um den Uefa-Cup, der damals noch mit zwei Finalspielen in den Stadien der Finalisten ausgespielt wurde. Der 1. FC Köln hatte dieses Finale erreicht; weil sich dessen Anhang aber beim Halbfinale danebenbenommen hatte, belegte die Uefa den Verein mit einer Sperre für das Heimendspiel.

Es fand dann in Berlin statt, ging 2:0 gegen Real Madrid aus, war aber nach Kölns 1:5-Pleite im Hinspiel bedeutungslos. 16 000 Fans sahen damals zu, und Hertha stieg kurz darauf in die Dritte Liga ab. Es gab auch schon schlechtere Zeiten für den Berliner Fußball als die jetzigen.

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