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Ist guten Mutes: Philip Heintz freut sich auf die Schwimm-EM in Glasgow - obwohl den deutschen Schwimmern kaum Chancen zugestanden werden.

© dpa

EM in Glasgow: Deutsche Schwimmer hoffen auf Medaillen

Die Deutschen haben bei der EM kleine Ziele. Marco Koch fehlt, Franziska Hentke und Philip Heintz werden die besten Chancen ausgerechnet.

Von Johannes Nedo

Große Aufmerksamkeit ist den deutschen Schwimmern zuletzt nicht unbedingt zuteil geworden. Nach all den Misserfolgen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften würde daher auch eine Europameisterschaft, wie sie an diesem Freitag in Glasgow beginnt, im deutschen Fernsehen normalerweise wenig Beachtung finden. Weil die EM im schmucken Tollcross International Swimming Centre jedoch eingebettet ist in die neu eingeführten European Championships, bei denen in der schottischen Metropole die europäischen Titelkämpfe der Turner, Radfahrer, Ruderer, Golfer, Triathleten und Schwimmer zusammengefasst werden, verschafft dies nun auch den Athleten des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV) mehr Beachtung. „Ich sehe in den European Championships eine Chance“, sagt Chefbundestrainer Henning Lambertz. „Schließlich bringt uns das mehr Zeit im Fernsehen.“

DSV-Team befindet sich im Umbruch

Die öffentlich-rechtlichen Sender werden ausführlich übertragen. Viele triumphierende deutsche Schwimmer werden sie allerdings trotzdem nicht zeigen können. Denn noch immer befindet sich das DSV-Team im Umbruch. Die größten Chancen auf Erfolge haben die Schmetterlingsschwimmerin Franziska Hentke, die bei der WM im vergangenen Jahr in Budapest mit Silber die einzige deutsche WM-Medaille holte, sowie Philip Heintz. Der Heidelberger hofft, dass die deutschen Schwimmer sich in Glasgow „wieder in ein besseres Licht rücken“ können. „Wir reißen uns genauso den Arsch auf wie andere Nationen, die zuletzt erfolgreicher waren“, sagt der Lagenschwimmer. „Das ist auch eine Chance zu zeigen, dass wir gar nicht so schlecht sind, wie wir manchmal dargestellt werden.“

Dazu könnten neben Heintz und Hentke vor allem der Magdeburger Florian Wellbrock, der die Weltjahresbestzeit über 1500 Meter Freistil hält, sowie die Frankfurterin Sarah Köhler über die gleiche Distanz beitragen – ebenso die Rückenschwimmer Lisa Graf von der SG Neukölln und Christian Diener aus Potsdam.

Ein Athlet, der für den DSV jahrelang ein Medaillengarant war, wird in Schottland jedoch nicht dabei sein: Marco Koch. Der Weltmeister von 2015 verpasste über die 200 Meter Brust die geforderte Norm. Auch als er seine Zeit vor zwei Wochen bei den deutschen Meisterschaften in Berlin zwar verbesserte, aber die Qualifikationsnorm nicht knackte, berief Lambertz ihn nicht in den EM-Kader. Heintz kann das nicht nachvollziehen. Gerade mit seiner Erfahrung und der hilfsbereiten Art für jüngere Athleten, sei Koch sehr wichtig für die Mannschaft, sagt er.

Klenz war im Bauch schon bei einer WM dabei

Dafür können sich nun andere deutsche Schwimmer in den Vordergrund rücken, etwa Ramon Klenz. Der 19 Jahre alte Hamburger unterbot bei den deutschen Meisterschaften den 32 Jahre alten deutschen Rekord über 200 Meter Schmetterling von Michael Groß. „Eine Medaille für ihn wäre wahnsinnig“, sagt Lambertz. „Aber das erwarte ich nicht von ihm.“ Schließlich bestreitet Klenz seine ersten internationalen Meisterschaften. Wobei, passiv war er laut Lambertz schon einmal bei einer großen Schwimmveranstaltung dabei: bei der WM 1998 im australischen Perth. „Da war seine Mutter Sabine Krauß in der sechsten Woche und schwamm also mit ihm im Bauch“, sagt Lambertz.

In Glasgow wäre der Chefbundestrainer schon zufrieden, wenn Klenz unter die besten Acht kommt. Überhaupt hält er sich mit Zielvorgaben und Medaillenprognosen für die EM zurück. Denn auch wenn jüngere Athleten wie Klenz nachrücken und Lambertz’ Trainingsfokus auf mehr Kraft ebenfalls zu wirken scheint – es geht alles langsam voran. Bis im Fernsehen bei einem Großereignis viele jubelnde deutsche Schwimmer zu sehen sind, wird es noch dauern.

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