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Zusammen erfolgreich. Deutschlands Volleyballer stehen im EM-Viertelfinale.

© dpa

EM in Polen und Dänemark: Deutschlands Volleyballer sind verblüffend stark

Dritter Sieg im dritten Spiel: Deutschlands Volleyballer schlagen Tschechien 3:0 und sichern sich den Gruppensieg bei der Europameisterschaft.

Die deutschen Volleyballer stehen seit Sonntag vor einem ungewöhnlichen Problem. „Wir müssen unseren Frauen und Freundinnen erklären, dass wir später nach Hause kommen“, sagte Bundestrainer Vital Heynen, „wir müssen Wäsche waschen und überlegen, was wir mit dem zusätzlichen freien Tag anstellen.” Denn offenbar für alle Beteiligten überraschend hat das deutsche Team bei der Europameisterschaft in Polen und Dänemark ungeschlagen das Viertelfinale erreicht.

Die Auswahl von Bundestrainer Vital Heynen siegte in der Vorrunde gegen Olympiasieger Russland (3:0), den Olympia-Vierten Bulgarien (3:2) und am Sonntagnachmittag auch gegen Außenseiter Tschechien (3:0). Damit ist sie als Gruppensieger direkt ins Viertelfinale (Mittwoch in Danzig) eingezogen. Der Gegner wird am Dienstag in einem Play-off-Duell zwischen einem Gruppenzweiten und einem -dritten ermittelt. Ein Platz unter den ersten acht ist damit schon sicher. Vor zwei Jahren war das deutsche Team nur auf Rang 15 gelandet, in der Folge wurde Heynens Vorgänger Raúl Lozano entlassen.

Nun aber ist vieles anders. Sogar, dass die deutschen Volleyballer noch weitere positive Schlagzeilen schreiben. Noch unmittelbar vor dem Auftakt am Freitag hatte der aus Belgien stammende deutsche Bundestrainer gesagt: „Wir waren bis vor ein paar Tagen noch unglaublich schwach, ich habe keine Ahnung, zu was wir fähig sind.” Drei Tage später ballte er nach dem letzten Ballwechsel gegen die Tschechen die Fäuste vor Freude, nahm seinen Co-Trainer Stefan Hübner in die Arme und genoss die Glückwünsche.

Darunter wird sicher auch eine Kurznachricht seines Verbandspräsidenten Thomas Krohne gewesen sein. „Es ist begeisternd, zu erleben, was hier gerade abgeht. Die Frauen haben schon fasziniert, die Männer sorgen für eine Überraschung nach der anderen”, sagte Krohne am Sonntagmorgen im Teamhotel in Gdingen. Am Freitag hatte er noch an der Hochzeitsfeier seines Frauen-Bundestrainers Giovanni Guidetti in Istanbul teilgenommen, Samstag erlebte er dann den Fünfsatzkrimi gegen Bulgarien persönlich in der Halle mit. Über das Tschechien-Spiel musste er sich ebenfalls per SMS informieren lassen, weil er aus beruflichen Gründen wieder nach München geflogen war.

Zum Viertelfinale will Krohne wieder vor Ort sein, dann hofft auch Diagonalangreifer und Mannschaftskapitän Jochen Schöps endlich wieder mal aktiv ins Geschehen eingreifen zu können. Wegen einer Bauchmuskelverletzung war er zum Zuschauen verdammt. So saß er hinter dem Spielfeld, wo die Scouts, Statistiker, Journalisten und Fotografen sitzen, und versuchte, seine eigenen Erkenntnisse an die Mannschaftskollegen weiterzugeben. Viel Hilfestellung war allerdings nicht nötig: „Die machen ihre Sache großartig, wenn es so läuft, sind meine Leiden nicht ganz so schlimm.”

Vor dem Viertelfinale ist niemandem im deutschen Lager bange, obwohl als Gegner wieder Russland, Bulgarien oder vielleicht Gastgeber Polen drohen. „In Danzig gegen Polen zu spielen und das in einer vollen Halle, kann auch Spaß machen”, sagt Libero Ferdinand Tille. Auf jeden Fall werden sie erst einmal den einen freien Tag genießen, sagt Tille, „man konnte heute sehen, dass es beispielsweise für Georg Grozer gut ist, wenn er sich regenerieren kann”. Der schlaggewaltige Diagonalangreifer hatte nach einer Schulteroperation erst Mitte August das Training wieder aufgenommen und seine Sache bisher gut gemacht. Heynen konnte sich aber auch auf die EM-Debütanten wie Außenangreifer Christian Fromm verlassen. Nach dem Sieg gegen Tschechien nahm er Fromm in den Arm und sagte: „Du spielst nicht nur gut oder sehr gut, du bist unglaublich gut.”

Träume von einem Umzug nach Kopenhagen, wo am Wochenende die Halbfinals und Medaillenspiele im Fußballstadion Parken ausgetragen werden, lässt Heynen jedoch noch nicht zu, „das ist zu weit weg”. Erst einmal gelte es, „das Ferienlager an der Ostsee zu gestalten”. Obwohl, schiebt er hinterher: „Mit dieser Mannschaft ist alles möglich.”

Von Klaus Wegener, Gdingen

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