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Das Gesicht des Vereins. Lukas Podolski jubelte nach dem Sieg in Leverkusen hinter einer Vereinsfahne – als wolle er allen klar machen, dass der 1. FC Köln nicht nur aus ihm selbst besteht. Zuvor hatte der Nationalspieler zwei Tore erzielt. Foto: dapd

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Sport: Ende der Eitelkeiten

Lukas Podolski und seine Kölner Mitspieler treten beim 4:1 in Leverkusen endlich als Mannschaft auf

Rund eine Stunde hatte es gedauert, bis Lukas Podolski die Katakomben des Leverkusener Stadions verlassen konnte. Die Dopingprobe hatte den Angreifer des 1. FC Köln ziemlich lange aufgehalten. Zu diesem Zeitpunkt waren auch beim 26-Jährigen die Emotionen vom historischen 4:1 (1:0)-Erfolg bei Bayer 04 abgekühlt. Seit 15 Jahren hatten die Kölner nicht mehr bei der Werkself gewonnen, von einem derartig triumphalen Erfolg ganz zu schweigen. „Heute hat es sehr gut geklappt. Aber man darf sich nicht wieder nach einem Spiel zurücklehnen, sondern es muss über ein paar Spiele gehen. Erst dann kann man zufrieden sein“, sagte Podolski, der mit zwei Treffern und einer Torvorlage der überragende Spieler des rheinischen Derbys war.

Kurz vor Ende der ersten Hälfte hatte die Podolski-Show mit seinem ersten Treffer begonnen. Davor verteidigte der FC derart intensiv und gewieft, dass die „blutleeren Leverkusener“ (Sportdirektor Rudi Völler) verzweifelten und sich in ihr Schicksal ergaben. Es war ein rundum perfekter Tag für die gesamte Kölner Mannschaft und vor allem für den zuletzt stark kritisierten Stale Solbakken, dessen neuer taktischer Weg nicht von allen seiner Spieler beschritten wurde. Die vom Norweger propagierte Raumdeckung wirkte oft zu schwierig für die Kölner Profis, die in einigen Partien oft ziellos und irritiert auf dem Platz umherirrten. „Wir haben zu viele Spieler in der Mannschaft, die eine individuelle Rolle spielen wollen“, sagte der FC-Trainer, um dann konkreter zu werden. „Nur wenn alle Spieler in einer taktischen Ordnung spielen, dann können auch Lukas und Nova mehr Freiheiten bekommen“, sagte Solbakken.

Gemeint war Podolskis Sturmpartner Milivoje Novakovic („Der schönste Sieg in meinem Leben“), der so gut wie wohl noch nie mit seinem Nebenmann harmonierte. Beide bereiteten sich gegenseitig Treffer direkt vor. „Zum ersten Mal hat die gesamte Mannschaft von der ersten bis zur letzten Minute funktioniert“, sagte Novakovic. Es war ein Spiel, in dem den Kölnern gegen einen völlig indisponierten Gegner letztlich alles gelang. Und in dem auch die persönlichen Eitelkeiten, die Podolski und Novakovic lange von einem fruchtbaren Zusammenspiel zu trennen schienen, keine Rolle mehr spielten.

Dennoch wirkten die Warnungen Podolskis vor zu früher Selbstzufriedenheit verständlich. Noch in der Vorwoche gegen den 1. FC Nürnberg erlebten die Kölner Protagonisten die ganz andere Seite, die völlige Konfusion auf dem Fußballplatz. Und so sorgte vor allem Podolski, unterstützt von einem funktionierenden Team, für die ersten lichten Momente der Saison im insgesamt noch taktischen Grau des FC. „Es ist immer gut für die Argumentation, wenn man ein paar Punkte hintendran hat“, sagte Solbakken. Dieser für die Kölner besonders süße Erfolg gegen den Nachbarn könnte als eine Art Initialzündung wirken, sich mehr und mehr auf den neuen Trainer und dessen Ideen einzulassen. Doch Solbakken hatte nach dem Spiel offenbar Zweifel daran, dass seine Spieler sämtliche Bedenken abwerfen. „Ich glaube, sie denken, dass wir zu viel Taktik trainieren. Ich denke, wir machen zu wenig Taktiktraining“, sagte Solbakken. Wie nachhaltig dieser Erfolg für die Entwicklung der Kölner sein kann, wird sich aber erst in den kommenden Wochen zeigen.

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