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Sport: England - Deutschland: In Charleroi geht die Angst um - die Stadt gleicht einem Hochsicherheitstrakt

Für Charleroi schlägt heute die Stunde X. Das Stade du Pays gleicht bei der Begegnung zwischen Deutschland und England einem Hochsicherheitstrakt, die Innenstadt wird ab 7 Uhr für den Autoverkehr gesperrt, das Viertel um das umstrittene Stadion hermetisch abgeriegelt.

Für Charleroi schlägt heute die Stunde X. Das Stade du Pays gleicht bei der Begegnung zwischen Deutschland und England einem Hochsicherheitstrakt, die Innenstadt wird ab 7 Uhr für den Autoverkehr gesperrt, das Viertel um das umstrittene Stadion hermetisch abgeriegelt. 3000 Beamte, Wasserwerfer und Hubschrauber sind aufgeboten, um die drohende "Schlacht der Hooligans" zu verhindern.

Das Trauma der 39 Todesopfer der Heysel-Katastrophe in Brüssel am 29. Mai 1985 ist in Belgien auch 15 Jahre später allgegenwärtig. Die deutschen Hooligans, die am Rande der WM in Frankreich 1998 in Lens den französischen Gendarmen Daniel Nivel fast zu Tode prügelten, bleiben ein Fanal der Gewalt. "Unsere Stadt hat Angst", hat Charlerois Bürgermeister Jacques van Gompel gesagt: "Ich kann nur hoffen, dass alles ruhig bleibt."

Das Stadion ist von einem Sicherheitsgürtel bis an Zähne bewaffneter Sicherheitskräfte umgeben, niemals zuvor in der EM-Geschichte wurde mehr in die Sicherheit investiert. Trotzdem erklärt Charlerois Senatssprecher Patrick Hanseval: "Wir bereiten ein Fußballspiel vor und keinen Krieg. Wir müssen in unserer Stadt die Berliner Mauer nicht nochmal aufbauen."

Das Stade du Pays stand monatelang in der Kritik. Die Zusatztribünen seien zu steil, das Stadion zu klein, das Sicherheitsrisiko zu groß. Die Europäische Fußball-Union (Uefa) lehnte eine Verlegung des Spiels nach Brüssel aber ab. Deutschlands führender Fan-Forscher Gunter A. Pilz: "Das könnte sich als fataler Fehler herausstellen."

Harry Kolbe, Pressesprecher der deutschen Polizeidelegation, die sich seit Donnerstag in Charleroi aufhält: "Unsere szenekundigen Beamten haben sich mit Charleroi vertraut gemacht. Unsere Aufgabe wird sein, den Einsatzleitungen deutsche Hooligans der Kategorien B und C zu melden, damit sofort operativ agiert werden kann." Belgiens Innenminister Antoine Duquesne: "Wir sind auf alle Eventualitäten eingerichtet." Also auch auf den schlimmsten aller Fälle.

Gestern hat in London der deutsche Botschafter Hans-Friedrich Ploetz die Fans auf beiden Seiten in einer ungewöhnlichen Aktion zur Besonnenheit aufgerufen. "Ich hoffe, dass der Fußball siegt und dann - natürlich - das bessere Team. Hooligans aller Nationen, bleibt vor Eurem Fernseher sitzen", schrieb der Diplomat in der englischen Zeitung "Sun".

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