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Sport: Enqvist bezwingt Nicolas Kiefer mit 4:6 und 5:7

"Lokalmatador" Nicolas Kiefer ist mit einer Niederlage in die ATP-Weltmeisterschaft gestolpert. Der Debütant aus Holzminden unterlag am Mittwoch in Hannover dem Schweden Thomas Enqvist mit 4:6, 5:7 und konnte die 13 600 Zuschauer in der Expo-Halle 13 nicht von den Sitzen reißen.

"Lokalmatador" Nicolas Kiefer ist mit einer Niederlage in die ATP-Weltmeisterschaft gestolpert. Der Debütant aus Holzminden unterlag am Mittwoch in Hannover dem Schweden Thomas Enqvist mit 4:6, 5:7 und konnte die 13 600 Zuschauer in der Expo-Halle 13 nicht von den Sitzen reißen. Dabei gab sich der 22-Jährige alle Mühe, kämpfte, zeigte Emotionen und ließ die Fans mitleiden. "Er hat gut angefangen. Ich war sogar überrascht, wie fulminant er gestartet ist", meinte Kiefers Trainer Bob Brett unter Hinweis auf den Trainingsrückstand seines Schützlings. "Schließlich haben heute Kleinigkeiten über Sieg und Niederlage den Ausschlag gegeben", sagte der Coach nach dem 1:45 Stunden dauernden Match.

Trotz des verpatzten Auftakts ist für den Weltranglisten-Sechsten allerdings noch nicht alles verloren. Denn der zwei Plätze besser eingestufte Enqvist darf getrost als einer der Favoriten in der weißen Gruppe gelten. Durch zwei Vorrunden-Siege gegen den Russen Jewgeni Kafelnikow und Todd Martin aus den USA kann Kiefer durchaus das Halbfinale erreichen.

Im ersten Match seit seinem Bänderriss vor 29 Tagen mühte sich der vor den Toren der Landeshauptstadt aufgewachsene Niedersachse, die fehlende Spielpraxis durch Einsatz auszugleichen. Zunächst schien ihm dies auch zu gelingen, denn bereits im zweiten Spiel schaffte er ein Break. Doch die Konstanz fehlte nach der langen Pause. Und so glich Enqvist postwendend aus. Der 25-Jährige aus Stockholm hatte dem ungestümen Willen seines Kontrahenten immer wieder kluge Returns entgegen zu setzen. "Ich habe anfangs ein paar Fehler zu viel gemacht, da war ich noch etwas nervös", gab Enqvist zu.

Doch die Nervosität legte sich mit jedem Ballwechsel: Wie in den zurückliegenden Matches, als er von 14 Auftritten nur einen verlor, strotzte der Schwede vor Selbstvertrauen. Sein scheinbares Phlegma wechselte schlagartig mit explosive Aktionen, die Kiefer nicht zu kontern verstand. Hinzu kam in den entscheidenden Momenten das Quäntchen Glück und die Aufschlagschwäche des Abiturienten aus Dassel. Nur jeder Dritte seiner ersten Aufschläge landete im ersten Satz im Feld - und viel besser wurde es auch danach nicht.

Schwächen beim Service leistete sich zwar auch Enqvist, aber im entscheidenden Satz konnte Kiefer auch aus dem späten Break zum 5:5 keinen Vorteil ziehen. Der Deutsche verlor prompt sein nächstes Aufschlagspiel. Danach musste Kiefer auf der Bank an der Wade behandelt werden.

Teamchef Boris Becker verfolgte das Match in der ersten Reihe. Der zurückgetretene WM-Matador, der vor drei Jahren bei seinem letzten Auftritt in Hannover ein legendäres und noch immer viel zitiertes Finale gegen Pete Sampras verlor, könnte dem Youngster wichtige Tipps geben. Aber das Verhältnis der beiden ist bekanntlich gestört. Erst nach der WM sollen dem Vernehmen nach (Friedens-)Gespräche auch zum Thema Daviscup stattfinden.

Dabei sind sich Kiefer und Becker näher, als sie vielleicht selber ahnen. Der eine war die Nummer eins, der andere ist entschlossen auf dem Wege dorthin. Und was die Rituale vor dem ersten Aufschlag angeht, startet Kiefer wie einst Becker, indem er sich erst einmal auf der Bank die Schuhe neu bindet. Doch das Trennende wurde am zweiten WM-Tag deutlich. Dem 22-Jährigen fehlte die Routine, die Konstanz und die Aufschlagstärke des Leimeners, um ein aussichtslos scheinendes Spiel noch wenden zu können. Aber Kiefer arbeitet hart und ist auf einem positiven Weg. Auch das wurde trotz der Niederlage deutlich.

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