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Sport: Entlastung verweigert

Turbulente Mitgliederversammlung beim 1. FC Kaiserslautern

Kaiserslautern. An den Essensständen gab es Brühwürste und Brötchen, auf den Gängen patrouillierten Polizisten und oben auf dem Podium versuchte Kurt Beck, Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, als Leiter der Jahreshauptversammlung des 1. FC Kaiserslautern, vergeblich, für Ruhe zu sorgen. Die Botschaft: „Wir wollen heute alle brav sein.“ Der Hauptpunkt der Veranstaltung, die Wahl des neuen Aufsichtsrates, war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet. Der neue Aufsichtsrat muss in den nächsten Tagen den bisher als Notvorstand eingesetzten Sanierer René Jäggi zum Vorstandsvorsitzenden bestellen.

Die Mitglieder empfanden keine große Friedenslust. Sie verweigerten der Vereinsführung größtenteils die Entlastung. Nur die Aufsichtsratsmitglieder Innenminister Walter Zuber und Kaiserslauterns Oberbürgermeister Bernhard Deubig wurden entlastet. Deubig erhob derweil schwere Vorwürfe gegen den zurückgetretenen Vorstandsvorsitzenden Jürgen Friedrich, der nun auch verklagt werden soll. Friedrich habe Vertragsinhalte von Spielern und andere Geschäftsvorgängen dem Aufsichtsrat unterschlagen. Friedrich habe so das Gremium zu Zusagen verleitet. Er habe die Vertragsunterschrift von Ciriaco Sforza verschwiegen. Friedrich habe auch verschwiegen, dass Taribo West neben seinem Vertrag noch dreimal 1,5 Millionen Mark erhalte. Ein ähnliches Konstrukt bei Eintracht Frankfurt und Anthony Yeboah führte zu einem langen Steuerprozess.

Ein weiteres Raunen ging durch die Reihen der 1900 Mitglieder, als offenbart wurde, dass für den Ausbau der Osttribüne in der WM-Arena Fritz-Walter-Stadion neue Kosten von rund 3,5 Millionen Euro entstehen. Dem FCK erwachsen deshalb weitere Einnahmeverluste von 3,2 bis 3,4 Millionen Euro. Ein schwerer Schlag für den wegen des Umbaus des Stadions mit 17,8 Millionen Euro verschuldeten Klubs (weitere 9,4 Millionen Euro Verlust wurden ohnehin bis Saisonende erwartet). Dazu kommen die neuen Kosten. Statt im November 2002 wird der Umbau frühestens im April 2003 beendet . Und es wird wohl zu einem Rechtsstreit mit dem insolventen Bauunternehmen Philipp Holzmann kommen.

Für die Spieler Timm, Teber und Anfang sollen rund 1,8 Millionen Euro an Provisionen an den Spielerberater Roger Wittmann geflossen sein. Oberbürgermeister Deubig offenbarte dazu, dass Friedrich für das Jahr 2003 eine Abfindung von 100 000 Euro erhalte, obwohl sein Vertrag Ende 2002 beendet sei.

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