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Sport: Enttäuscht vom Team

Vorstandschef Wimmer verlässt Hansa Rostock

Sie hatten gestern Nachmittag etwas zu verkünden bei Hansa Rostock. Und fast schien es so, als wolle der Fußball-Zweitligist das in einer lockeren Plauderrunde machen. Vorstandschef Manfred Wimmer, flankiert von Aufsichtsratschef Horst Klinkmann und dessen Stellvertreter Wolfgang Holz, wirkte gelöst und tauschte mit seinen Sitznachbarn nette Worte aus. Doch mit zunehmender Dauer von Klinkmanns Vortrag verfinsterte sich Wimmers Miene. Denn was der Aufsichtsratschef umständlich verkündete, war keine freundliche Verlautbarung, sondern das Ende der Ära Wimmer. Klinkmann erklärte, dass Aufsichtsrat und Vorstandsvorsitzender im „gegenseitigen Einvernehmen“ übereingekommen seien, dass der Vorstandsvorsitzende zum 30. Juni seine Tätigkeit bei Hansa Rostock beenden würde. Wimmer hätte ihm bereits vor einigen Tagen seinen Entschluss mitgeteilt, sich von seiner Tätigkeit im Vorstand des FC Hansa entbinden lassen zu wollen, sagte Klinkmann weiter.

Der Gedanke daran, als Vorstandschef bei Rostock zurückzutreten, ist laut Wimmer in den vergangenen Wochen immer stärker in ihm gereift. Ein erstes Mal habe er sich diesen möglichen Schritt bereits nach dem Erstligaabstieg von Hansa im vergangenen Jahr nach zehn Jahren in der Bundesliga überlegt. Mit der Niederlage gegen Cottbus am 30. Spieltag, mit der Rostock seine letzte Aufstiegschance verspielte, sei der Entschluss „unumstößlich“ geworden, sagte Wimmer. Bereits am 24. April habe er laut Aussage von Klinkmann um ein Gespräch gebeten, das aber bis zum Ende der Saison verschoben worden sei.

Als Grund für seinen Rückzug führte Wimmer, seit 2001 Klubchef von Hansa, das Nichterreichen des sportlichen Ziels an, das Wiederaufstieg lautete. Anstatt um die oberen Plätze mitzuspielen, belegte Hansa in diesem Jahr nur den zehnten Platz – mit zuletzt fünf Niederlagen in Folge. Auf die Frage, ob er sich von der Mannschaft im Stich gelassen fühle, sagte Wimmer: „Mit aller Deutlichkeit: ja.“ Trainer Frank Pagelsdorf wollte Wimmer nicht direkt in die Kritik miteinbeziehen. „Ich spreche hier von der Mannschaft“, betonte er und erklärte gleichzeitig, das bisherige von Hansa praktizierte System mit einem eher im Hintergrund agierenden Vorstand sei gescheitert.

Gemeinsam mit Wimmer, der nach eigener Aussage vom Verein in keiner Weise zum Rücktritt gedrängt worden sei, nimmt auch Manager Herbert Maronn seinen Abschied vom Verein. Für beide Posten präsentierte der Zweitligist gestern zwei Nachfolger: Neuer Hansa- Vorstandschef wird zum 1. Juli Dirk Grabow, bisher war der 35-Jährige Leiter der Finanzen beim FC Hansa. Für Maronn kommt der frühere Bundesligaprofi Stefan Studer, der von 1995 bis 1998 dem Rostocker Erstligakader angehörte. Beide Verträge laufen zunächst bis zum 30. Juni 2007. Zielstellung soll auch in der kommenden Saison der Aufstieg sein. Auf die Frage, ob das nicht ein wenig hoch gegriffen sei, erwiderte der 42 Jahre alte Studer gestern: „Was soll ich denn anderes verkaufen? Dass wir gegen den Abstieg spielen?“

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