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Sport: Er ist kein Tor

Sven Goldmann verteidigt Jens Lehmann Wer Freundliches über Jens Lehmann sagen will, nennt ihn einen umgänglichen Menschen, der im Privatleben so ganz anders ist ist als auf dem Fußballplatz. Das ist ein zweifelhaftes Kompliment, denn es impliziert, dass Lehmann während seiner Dienstzeiten im Tor von Borussia Dortmund mit einiger Berechtigung als Kotzbrocken bezeichnet werden darf.

Sven Goldmann verteidigt

Jens Lehmann

Wer Freundliches über Jens Lehmann sagen will, nennt ihn einen umgänglichen Menschen, der im Privatleben so ganz anders ist ist als auf dem Fußballplatz. Das ist ein zweifelhaftes Kompliment, denn es impliziert, dass Lehmann während seiner Dienstzeiten im Tor von Borussia Dortmund mit einiger Berechtigung als Kotzbrocken bezeichnet werden darf. Diese Einschätzung ist mittlerweile Allgemeingut, sodass bei Streitigkeiten in Sachen Lehmann im Zweifelsfalle gegen den Angeklagten entschieden wird.

Zum Beispiel am Samstag in der Arena Auf Schalke. Da war Lehmann weit aus seinem Tor geeilt, um seinen Stürmer Marcio Amoroso Grundsätzliches über Defensivverhalten vorzutragen. Schiedsrichter Herbert Fandel hat ihn dafür vom Platz gestellt und zur Rechtfertigung zwei originelle Tatbestände aufgeführt: unerlaubtes Verlassen des Strafraumes und rhetorischer Angriff auf einen Mitspieler. Diesen Maßstab zu Grunde gelegt, müssten die Nationaltorhüter Oliver Kahn und HansJörg Butt Rote Karten sammeln wie schlechtere Kollegen Gegentore. Der eine, weil er Zeit seines Fußballerlebens so oft und laut und gern mit seinen Kollegen schimpft. Der andere, weil er früher selbst Elfmeter geschossen und dafür ohne ausdrückliche Genehmigung des Schiedsrichters den eigenen Strafraum verlassen hat.

Nun gibt es keine Regel, die den Aufenthaltsort eines Torhüters definiert. Nur eine, die ihm im eigenen Strafraum das Berühren des Balles mit der Hand erlaubt. Davon abgesehen ist er ein Spieler wie jeder andere. Bei Freistößen ist es ihm freigestellt, ob er mit seinem Mitspieler schimpft, sich in die Mauer stellt oder im Tor bleibt. Für welche Variante er sich entscheidet, hat er seinem Trainer und seinen Kollegen zu erklären, keineswegs aber dem Mann mit der Pfeife. Dem hat es auch egal zu sein, ob der Torhüter das taktische Verhalten eines Kollegen kritisiert. Von derart unangenehmen Aufgaben darf der Schiedsrichter sich entbunden fühlen.

Die frei werdenden Kapazitäten kann er im Zusammenspiel mit seinen Assistenten anderen Aspekten widmen. Etwa der Bestrafung eines Faustschlages oder der Anerkennung eines einwandfreien Tores. In beiden Fällen hätte es am Samstag auf Schalke durchaus Handlungsbedarf gegeben.

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