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Mandela winkt,

© REUTERS

ERGREIFENDER STADIONBESUCH bei der Abschlussfeier: Die Fans feiern einen lachenden Nelson Mandela

Nelson Mandela kommt ohne Ankündigung. Aber als die Zuschauer begreifen, sind sie ergriffen.

Nelson Mandela kommt ohne Ankündigung. Aber als die Zuschauer begreifen, sind sie ergriffen. Mandela, 91, trägt eine schwarze, schicke Wintermütze und Lederhandschuhe, er hat einen warmen Mantel um, dabei ist es noch gar nicht so kalt an diesem Sonntagabend im WM-Stadion Soccer City. Aber Mandela ist alt, fast 92 Jahre, er muss ein bisschen aufpassen mit der Kälte, deshalb hat die Familie sich auch erst kurz vor dem Anpfiff entschieden zum Trip nach Johannesburg. Es sollte eine schöne Überraschung für die 84 490 Fans werden.

Und wie er dann da ins WM-Stadion kommt, das ist bewegend: Der warm eingepackte Mandela wird um 19.14 Uhr auf den Rasen gerollt, auf der Rückbank eines kleinen blauen Golfwagens. Dahinter läuft ein Sanitäter mit einem Erste-Hilfe-Koffer – auch das sagt etwas über die Mühen für Mandela, hierher zu kommen. Der Lichtkegel ist auf Mandela gerichtet. Neben ihm im blauen Golfwagen sitzt seine Frau Graca Machel.

Er ist also endlich da, die Zuschauer erheben sich, sie applaudieren und begrüßen ihn, den Staatsmann, Freiheitskämpfer und Friedensstifter, ohne den diese WM in Südafrika vielleicht niemals stattgefunden hätte. Mandela sieht gut aus, er hat Altersflecken im Gesicht und ein schönes Lachen. Er winkt und lacht und lacht. Eigentlich sollte er ja die 84 490 Fans begrüßen, aber heute ist es anders, heute begrüßen die Fans den Helden Südafrikas.

Nach zwei Minuten ist es auch schon vorbei, der Wagen mit all den Bodyguards kurvt langsam vom Rasen des WM-Stadions, Mandela lacht und winkt noch immer, und nimmt die Hand erst runter, als ihn Fifa-Boss Sepp Blatter empfängt. Der wird wie Südafrikas jetziger Präsident Jacob Zuma vom Publikum ausgepfiffen.

Mandela macht sich auf den Heimweg. Das Finale sieht er im Fernsehen, in aller Ruhe im Warmen. Schon für die Eröffnungsfeier vor fünf Wochen hatte er absagen müssen, weil einen Tag vor dem Anpfiff eine Ur-Enkelin auf dem Rückweg des WM-Eröffnungskonzerts bei einem Unfall starb. Das ganze Land nahm Anteil, als Mandela auf dem Friedhof weinte.

Die schön unverkrampfte Abschlussshow zuvor hatte er vielleicht nicht live, sondern auf dem Fernseher in den Vip-Räumen gesehen. Aber er sollte es genossen haben: 800 Männer und Frauen tanzten in einstudierten Choreographien über eine große Plane, die über den WM-Rasen gespannt war. Sie zeigten riesige Figuren („For Africa“), den dunklen Himmel erleuchteten die Scheinwerfer, drei Militärjets zogen donnernd über das Stadiondach, auch Shakira („Waka, Waka“) trat auf. Es war keine traditionelle, sondern eine junge, frische Show mit Breakdancern und Beats, und trotzdem: Ein Höhepunkt war der Auftritt von 13 als Elefanten verkleidete Studenten, die um einen auf den Rasen projizierten Teich marschierten – da konnten die Fans einfach nicht anders und pusteten prompt in die Vuvuzela: „Mööööööööp!“André Görke, Johannesburg

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