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Sport: Erster Sieg schon bei der Anreise Mikitenko ist Favoritin

beim London-Marathon

Nach London reist Irina Mikitenko gerne, auch wenn aufgrund der Luftraumsperrungen dieses Mal eine Fahrt mit dem Zug durch den Eurotunnel nötig war. Die britische Hauptstadt ist ein gutes Pflaster für die 37-jährige Läuferin aus Freigericht in Hessen, die für den TV Wattenscheid startet. Hier feierte Mikitenko vor zwei Jahren ihren ersten von inzwischen drei großen Marathonsiegen. Mit dem Triumph in London 2008 hatte sie sich in der Weltklasse etabliert. Das Rennen in London ist seit Jahren der bestbesetzte City-Marathon weltweit.

Dreimal ist Mikitenko bisher in der britischen Metropole bei einem Straßenrennen an den Start gegangen, dreimal hat sie gewonnen. Im Mai 2008 siegte sie bei einem 10-km-Lauf, vor einem Jahr verteidigte die deutsche Rekordlerin (2:19:19 Stunden) ihren Titel beim Marathon. 2008 und 2009 war die zweifache Mutter die schnellste Läuferin der Welt über die 42,195 Kilometer. Zudem schaffte sie es als Erste, die World-Marathon-Majors-Serie zum zweiten Mal in Folge zu gewinnen. Hier sammeln die Läufer bei den Marathonrennen von Boston, London, Berlin, Chicago, New York sowie bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen in zweijährigen Serien Punkte. Die beiden Sieger teilen sich eine Prämie von einer Million US-Dollar.

Dass Mikitenko so dominieren konnte, hängt auch mit einem günstigen Zeitpunkt zusammen. Die Britin Paula Radcliffe – jahrelang die Nummer eins und mit 2:15:25 Stunden die Weltrekordlerin – war oft verletzt und fällt 2010 aufgrund einer Schwangerschaft aus. Eine Reihe von starken Äthiopierinnen sind nach zu vielen Marathonrennen ausgebrannt.

Mikitenko hat eine für Marathonläuferinnen sehr starke Grundschnelligkeit. Bei Olympia 2000 in Sydney belegte sie im 5000-Meter-Finale einen beachtlichen fünften Platz. Sie hat ihr Geschwindigkeitsvermögen mit in den Marathon gebracht und dabei das umfangreichere Training gut verkraftet. „Vielleicht hätte ich schon etwas eher zum Marathon wechseln sollen“, sagt Mikitenko. Mit 37 Jahren bleibt ihr nicht mehr viel Zeit, zudem kündigt sich stärkere Konkurrenz an. Die Nächste, die auf die Marathondistanz wechseln möchte, ist Mary Keitany. Die kenianische Halbmarathon-Weltmeisterin wird als Zwischenschritt bei den 25 Kilometern von Berlin am 9. Mai starten.

Schon in London ist heute die Konkurrenz stärker als in den vergangenen Jahren. Von einem dritten Sieg in Folge auszugehen, wäre daher vermessen. Das weiß auch Mikitenko. „Der London-Marathon ist in etwa so besetzt wie eine Weltmeisterschaft. Auch wenn man ein sehr gutes Rennen läuft, kann es passieren, dass es nicht zum Sieg reicht.“ Zu den schärfsten Gegnerinnen von Mikitenko zählen Olympiasiegerin Constantina Dita (Rumänien), die Weltmeisterin von Berlin 2009, Bai Xue (China), und eine Reihe von jüngeren äthiopischen Läuferinnen. Doch es ist vor allem eine Russin, mit der die Titelverteidigerin rechnet: Liliya Shobukhova hatte im Oktober 2009 vor Mikitenko den Chicago-Marathon gewonnen. Sie läuft erst seit einem Jahr Marathon und ist die 5000-Meter-Europarekordlerin. Shobukhova besitzt eine noch bessere Grundschnelligkeit als Mikitenko.

Einen Vorteil allerdings hat Mikitenko: Den Anreise-Marathon nach London hat sie gewonnen. Keine erreichte so schnell wie die Deutsche die britische Hauptstadt. Am schlimmsten traf es die Vorjahres-Zweite Mara Yamauchi. Die Britin brauchte sechs Tage, um aus ihrem Höhentrainingslager in Albuquerque (USA) nach London zu reisen.

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