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Sport: Es geht noch besser

Werder Bremen glaubt nach dem 3:0 gegen Bochum wieder an den Titel

Wer hätte vorher gedacht, dass ein schmuckloses Heimspiel gegen den VfL Bochum an einem verregneten Märztag für Werder Bremen zum Schlüsselerlebnis einer ganzen Saison werden sollte? „Wende oder Ende“ hatte es im Vorfeld des 24. Spieltags in der Hansestadt geheißen – nun ist festzustellen, dass die Bremer nach ihrem souveränen 3:0 (1:0) gegen schwache Bochumer zumindest eine kleine Wende vollbracht haben. „Wir haben wieder gut gespielt, waren richtig engagiert und wollen diesen Weg nun weitergehen“, analysierte Trainer Thomas Schaaf gewohnt nüchtern, während Sportchef Klaus Allofs konstatierte: „Es geht gewiss noch flüssiger, es geht noch sicherer, aber in der Meisterschaft ist jetzt wieder alles drin.“ Wohl wahr: Neben dem FC Bayern ist der SV Werder der Gewinner dieser Runde – nur noch drei Punkte beträgt der Rückstand auf den Tabellenführer FC Schalke. Allerdings steht gleich am nächsten Sonntag die Aufgabe bei den Bayern an und zuvor noch das Uefa-Cup-Achtelfinale bei Celta Vigo.

Auch vor diesem Hintergrund war der Erfolg gegen Bochum fast zwingend erforderlich. „Ein ganz, ganz wichtiger Sieg“, sagte Per Mertesacker, der wie die meisten Mitspieler am Freitagabend am Fernsehschirm den Schalker Ausrutscher verfolgte. „Das war für uns die beste Motivation“, verriet Mertesacker, „der Trainer musste uns fast gar nichts mehr sagen.“ Und Torwart Tim Wiese glaubt gar: „Schalke kann mit dem Druck nicht umgehen!“

Seine Vorderleute erledigten die Pflichtaufgabe nach vier fahrigen wie sieglosen Bundesliga-Spielen endlich wieder konzentriert. Bremen war gegen seinen Lieblingsgegner Bochum (23. Sieg im 30. Bundesliga-Heimspiel) in jeder Hinsicht dominant. 64 Prozent Ballbesitz, 56 Prozent gewonnene Zweikämpfe, 84 Prozent gelungene Pässe, 21:5 Torschüsse – und, nicht unwichtig, 3:0 Tore. Die gingen alle auf das Konto von Aaron Hunt, der nach formidabler Vorlage von Miroslav Klose das 1:0 erzielte später auch zum 2:0 und 3:0 traf – beide Male hatte ihm Diego den Ball in den Fuß gespielt. „Ich freue mich riesig, zumal ich gar nicht wusste, ob ich von Anfang an spiele“, sagte der 20-Jährige, „zuletzt habe ich drei Tore in der B-Jugend geschossen.“

Seine drei Treffer waren auch hilfreich, um den Eindruck eines zerrissenen Werder-Ensembles zu zerstreuen. „Wir waren nie eine gespaltene Mannschaft“, sagte Torsten Frings, „dass man sich nicht immer gut versteht und nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen ist, ist doch klar, wenn der Erfolg ausbleibt.“ Der Wortführer hatte die Idee, vor dem Anpfiff einen Kreis zu bilden. „Damit gewinnt man kein Spiel“, erklärte Allofs, „doch es ist ein Zeichen nach außen, dass alle zusammenstehen.“

Der Sportchef ist gestern noch gefragt worden, ob er sich so einen perfekten Spieltag vorstelle. „Nein“, antwortete der 50-Jährige entschlossen, „es geht noch viel besser.“ Vielleicht war das auch der Grund, warum partout nicht die Welle durchs Weserstadion schwappen wollte. Als die Fans in der Ostkurve in der Schlussphase mehrfach probierten, eine „La Ola“ durch das mit 40 156 Zuschauern besetzte Oval zu senden, blieb es beim kläglichen Versuch. Bester Beleg: Trotz der Formverbesserung ist noch reichlich Luft nach oben.

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