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Sport: Es gibt Wichtigeres

Witali Klitschko muss seinen WM-Titel freigeben – eine Rückkehr in den Boxring ist unwahrscheinlich.

Berlin - Nach allem, was zuletzt von Witali Klitschko zu sehen und zu hören war, kam die Nachricht nicht mehr überraschend. Der ukrainische Box-Weltmeister führt gerade einen erbitterten Kampf, aber eben nicht mehr im Boxring. Das World Boxing Council (WBC) hat daher nun verfügt: Klitschko muss seinen Titel als Schwergewichtsweltmeister freigeben. Fortan ist der 42-Jährige nur noch Champion im Ruhestand. Seine politische Arbeit in vorderster Linie auf dem Maidan von Kiew, wo er um Demokratie und Anbindung an den Westen kämpft, lässt weder Training noch Duelle im Ring zu. Derzeit wird Klitschko mehr von europäischen Außenministern konsultiert denn von Boxmanagern und Promotern.

„Das Angebot des WBC gibt mir die theoretische Möglichkeit, in den Ring zurückzukehren, was ich mir nach aktuellem Stand jedoch überhaupt nicht vorstellen kann“, sagte Klitschko. „Meine Konzentration gilt der Politik in der Ukraine. Ich spüre, dass die Menschen mich dort brauchen.“

Der ältere der beiden Klitschko-Brüder hat 45 seiner 47 Profikämpfe gewonnen und weist eine K.-o.-Quote von 87,23 Prozent auf. „Es ist wirklich schade, aber logisch“, sagte Thomas Pütz, der Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB), dem auch die Klitschkos angehören. Beide boxen mit deutscher Lizenz. „Die aktuelle Entwicklung schließt eine Rückkehr Witalis eigentlich aus. Wir haben einen tollen Sportsmann verloren. Aber die Ukraine hat einen super Politiker gewonnen.“ 2015 bewirbt sich Klitschko um das Präsidentenamt seines Landes.

Wenn er will, darf Klitschko zurück in den Ring und sofort gegen den dann amtierenden WBC-Weltmeister antreten. Glauben mag daran aber kaum jemand – auch wenn Klitschko schon einmal erfolgreich den Wiedereinstieg in den Boxsport geschafft hat. 2005 hatte er nach zahlreichen Verletzungen entnervt seine Boxerkarriere beendet und war vom WBC zum Ruhestands-Champion gekürt worden. 2008 stand er wieder im Ring und knöpfte dem nigerianischen Weltmeister Samuel Peter im ersten Kampf nach vierjähriger Pause den Titel ab. Unmöglich ist also nichts. Schon gar nicht bei Witali Klitschko. „Wenn er sich etwas in den Kopf setzt, zieht er das auch zu einhundert Prozent durch“, sagt sein Trainer Fritz Sdunek.

Der Name Klitschko verschwindet aber noch nicht gänzlich aus dem Schwergewichtsboxen. Der knapp fünf Jahre jüngere Wladimir ist Weltmeister der Verbände WBO, IBF und WBA. Sein Ziel kann nur sein, auch noch den letzten der vier großen Gürtel an sich zu reißen. Im März muss er seinen WBO-Titel verteidigen, anschließend wäre eine Titelvereinigung mit dem dann amtierenden WBC-Champion möglich.

Klitschkos Fernsehpartner RTL muss kein Loch befürchten. „Es ändert sich überhaupt nichts“, sagte RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer. Nun erfüllt nur noch Wladimir Klitschko den Vertrag. Nach Ablauf der ausstehenden drei Kämpfe wird die Zusammenarbeit mit großer Wahrscheinlichkeit verlängert. Wladimir Klitschko ist 37 und will noch einige Jahre boxen. Konkrete politische Ambitionen hat er, anders als sein Bruder, nicht. dpa

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