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Sport: Es hoppelt wieder

Wegen eines Torwartfehlers kommen schwache Engländer gegen die USA nicht über ein 1:1 hinaus

Der Druck, der auf ihnen lastete, war nicht zu übersehen. Als die Spieler der englischen Nationalmannschaft gestern Abend im Stadion in Rustenburg standen, kurz bevor sie zur Nationalhymne auf den Rasen traten, waren bei ihnen nur ernste Gesichter zu sehen. Nach dem Schlusspfiff von Schiedsrichter Carlos Simon aus Brasilien waren sie noch immer ernst – und dazu bitter enttäuscht. Mit dem 1:1 (1:1) gegen die USA war der Start des vermeintlichen WM-Titelkandidaten beim Turnier in Südafrika misslungen. Die US-Amerikaner dürften damit hochzufrieden sein. Mit Erfolgen gegen die nächsten Kontrahenten Slowenien und Algerien in der Gruppe C peilen sie das Achtelfinale an, in dem die deutsche Mannschaft der Gegner sein könnte.

Zunächst gelang den Engländern allerdings ein großartiger Start. Steven Gerrard, der neue Kapitän des Teams, erzielte schon nach vier Minuten das 1:0. Doch kurz vor der Pause gerieten sie in eine Schockstarre. Torwart Robert Green unterlief ein haarsträubender Fehler, er ließ einen hoppelnden Distanzschuss von Clint Dempsey auf die Mitte des Tores völlig ungelenk durch die Hände gleiten und zum 1:1 ins Netz trudeln.

Der verletzte Topstar David Beckham stand im feinen Anzug vor der Ersatzbank und machte ein langes Gesicht. Trainer Fabio Capello wendete sich mit Grausen ab. In einigen Szenen zuvor hatte der Italiener fast einen Wutanfall wegen missratener Aktionen seiner Spieler bekommen. Steven Gerrard erfüllte die Erwartungen, doch Wayne Rooney und Frank Lampard agierten weitgehend wirkungslos.

Für das größte Missgeschick aber sorgte Green. Es war eine neue Folge in der Geschichte: England und seine Torhüter. Seit Peter Shilton haben die Briten keinen richtig verlässlichen Torwart mehr. Capello hatte wegen der mangelnden Qualität seine Torwart-Wahl lange offen gelassen und sich schließlich für den 30-jährigen Green von West Ham anstelle von David James (39) und Joe Hart (23) entschieden.

Viel lockerer gingen die Amerikaner die Partie an, die in ihrer Heimat ein vergleichsweise großes Interesse hervorrufen. Mit der Hand auf dem Herzen hörten sie ihre Hymne und ließen sich auch nicht von der klaren Übermacht der englischen Fans in dem mit 38 646 Zuschauern besetzten Royal-Bafokeng-Stadion beeindrucken. Rund 20 000 Engländer hatten allerdings Schwierigkeiten, sich mit ihren Gesängen gegen den Vuvuzela-Lärmteppich durchzusetzen.

Als sich die Amerikaner vom frühen Rückstand erholt hatten, kamen sie immer besser ins Spiel. Der Außenseiter erarbeitete sich mehr Spielanteile, gab mehr Torschüsse ab. Die Engländer wehrten sich mit Härte und setzten US-Torwart Tim Howard stärker unter Druck. Gegen Glen Johnson vor der Pause und Lampard, Heskey sowie Shaun Wright-Phillips in der zweiten Halbzeit zeichnete sich der 31 Jahre alte Keeper vom FC Everton aus. Er rettete schließlich den verdienten Punkt der Amerikaner, die durch Jozy Altidore sogar die Chance zum Siegtor hatten. Green, der erneut unsicher wirkte, lenkte den Schuss aber mit viel Glück an den Pfosten.

Gregor Derichs[Rustenburg]

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