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Sport: Es kommt ja keiner

Schalkes Manager Assauer ist verzweifelt auf der Suche nach einem neuen Trainer – nicht nur die Fans werden nervös

Auf eigentümliche Weise ist Huub Stevens ein Jahr nach seinem Weggang wieder eine Art Hoffnungsträger für den FC Schalke 04. Nicht dass der Hertha-Trainer an eine Rückkehr ins Revier dächte. Aber bei der schier endlosen Suche nach einem passenden Übungsleiter bewahrt die Erinnerung an den Herbst des Jahres 1996 viele Schalke-Fans davor zu resignieren. Zu jener Zeit brauchte der Revierverein auch dringend einen Trainer, und der Name Huub Stevens war dem breiten Fußballpublikum in Deutschland ungefähr so geläufig wie beim aktuellen Suchspiel die Namen Martin Jol, Sef Vergoossen und Trond Sollied. Sie arbeiten in Waalwijk, Genk und Brügge, alles Fußballstandorte, die es mit Kerkrade aufnehmen können, jener Stadt, aus der Stevens einst nach Gelsenkirchen kam. Nach diversen Absagen bleibt den Anhängern in diesen heißen Frühlingstagen nur die Hoffnung, Manager Rudi Assauer werde auch diesmal wieder einen Joker aus dem Ärmel ziehen.

Doch dem Manager fällt es schwer, in einem Spiel voller Täuschungen und Enttäuschungen endlich einen Trumpf auf den Tisch zu legen. „Verhandlungen sind manchmal schwieriger, als man denkt“, sagt er kleinlaut. Dieser Befund ist zwei Wochen alt und noch aktuell. Mehr gibt Assauer nicht zu Protokoll. Sein Schweigen vermittelt Unruhe. Er werde sich erst melden, „wenn die Tinte unter dem Vertrag trocken ist“. Nach den misslungenen Experimenten mit Neubarth und Wilmots darf ihm kein weiterer Fehlgriff unterlaufen.

Dabei hat sich Assauer ohne schriftliche Absicherung auf die angebliche Zusage eines Mannes verlassen, den er nicht beim Wort nehmen konnte. Nach dem Klassenverbleib des 1. FC Kaiserslautern und der damit automatisch verbundenen Absage des Wunschkandidaten Erik Gerets war Felix Magath zum ersten Anwärter auf den Trainerposten aufgestiegen. Doch da Stuttgart sich als Tabellenzweiter unmittelbar für die Champions League qualifizierte, blieb Magath am Ende nichts anderes übrig, als zu verbesserten Konditionen seinen Vertrag mit dem VfB Stuttgart zu verlängern.

Und inzwischen musste Assauer zudem zur Kenntnis nehmen, dass der Klub der Königsblauen doch nicht mehr als eine der ersten Adressen der Bundesliga wahrgenommen wird, zumal im Ausland. Die Teilnahme am sommerlichen Pausenfüller UI-Cup wirkt auf Trainer von internationalem Spitzenformat nicht gerade verlockend. Erschwerend kommt hinzu, dass der neue Mann eine fertige Mannschaft übernehmen müsste, die vielleicht nicht seinen Wünschen entspricht. Damit hätte Jupp Heynckes sich vielleicht noch abgefunden, aber der Rheinländer, der einst Real Madrid zum Gewinn der Champions League führte, wollte mit einem umfangreichen Mitarbeiterstab anrücken. Das fand Rudi Assauer nicht so gut.

Nach Magath sagten auch die Ersatzkandidaten ab. Bert van Marwijk musste schon zum zweiten Mal ein Schalker Angebot ablehnen; sein Arbeitgeber Feyenoord Rotterdam besteht darauf, dass der Fußball-Lehrer seinen Vertrag erfüllt. Christian Gross ging sogar noch weiter und verlängerte seinen Kontrakt beim FC Basel. Sogar der Schalker Vorstandsvorsitzende Gerd Rehberg, sonst moderat im Ton, reagierte auf die jüngsten Absagen ungewohnt scharf. „Offenbar machen sich derzeit einige Trainer mit unserer Hilfe die Taschen voll.“ Wieder musste der Revierverein die Vorstellung des neuen Übungsleiters auf unbestimmte Zeit verschieben. Allmählich bekommen auch die Kritiker des nicht überall beliebten Herrn Stevens einen Eindruck davon, warum Assauer so enttäuscht war, als Stevens gekündigt hat.

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