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Sport: Es lebe Bad Tölz

Sport kann man nicht planen, Eishockey dagegen künftig schon. Um den Klubs finanzielle Sicherheit zu bieten, lässt die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) von nächster Saison an niemanden mehr absteigen.

Sport kann man nicht planen, Eishockey dagegen künftig schon. Um den Klubs finanzielle Sicherheit zu bieten, lässt die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) von nächster Saison an niemanden mehr absteigen. Für die DEL qualifizieren kann sich auch nur noch, wer unter anderem eine Halle mitbringt, die den von der Liga vorgegebenen Mindestwert beim so genannten „Kapazitätsindex“ zur Bewertung der Infrastruktur erreicht.

„Kapazitätsindex“ und „Planungssicherheit“ – schon qua Definition sportfremd – haben in der DEL die bisher maßgebliche Qualifikationsgröße verdrängt: die sportliche Leistung. In Nordamerika funktioniert der Profisport seit jeher auf diese Weise: Ein Geldgeber kauft eine Liga-Lizenz und baut ein schickes, neues Stadion – passende Spieler werden sich schon finden. Geld verdienen ist im professionellen Sport nichts Verwerfliches, der europäischen Philosophie lag bislang allerdings noch immer die Annahme zugrunde, dass die sportliche Qualität der entscheidende Faktor ist. Im deutschen Eishockey gilt das nicht mehr.

Die Ökonomisierung des Sports macht auf dem Eis nicht Halt. Im Fußball hat sie bereits die Spannung im Europapokal durch die Einführung planbarer Gruppenphasen ruiniert. Und es fällt nicht schwer, sich auch Ligen anderer großer Sportarten wie Handball oder Basketball als geschlossene Gesellschaften unter dem Mantel des Sports vorzustellen. Von der Planungssicherheit praktisch ausgeschlossen wären dann spielstarke Vereine aus kleinen Städten und Überraschungsteams. Göppingen im Handball, Freiburg im Fußball, Göttingen im Basketball, Bad Tölz im Eishockey – all das ist dann nicht mehr möglich. Wo Planungssicherheit siegt, verliert der Sport.

Christian Hönicke

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