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Sport: Euphorie und Probleme

Zum Auftakt der Handball-WM gewinnt Deutschland 27:22 gegen Brasilien

Berlin - Als es keine andere Möglichkeit mehr gab, knallte Pascal Hens den Ball an den Innenpfosten. Er hatte Glück, die Lederkugel prallte ins Tor ab. So gab es in der letzten Spielsekunde mit dem Treffer zum 27:22 (12:10) noch einen versöhnlichen Abschluss. Der WM-Auftakt für die deutsche Handball-Nationalmannschaft gegen Brasilien in Berlin war erfolgreich bestanden. Während sich die ohnehin über die 60 Spielminuten beifallsfreudigen Zuschauer in der Max-Schmeling-Halle mit der Laola bedankten, musste so mancher Spieler des Gastgeber-Teams erst einmal ganz tief durchatmen. „Wir sind froh, dass wir gewonnen haben“, sagte Kapitän Markus Baur und kündigte an: „Es gibt reichlich Grund für ein Gespräch.“ Dass er als bester Spieler der Partie geehrt wurde, war ihm unter diesen Umständen nicht allzu wichtig.

Denn streng genommen misslang dem WM-Gastgeber der sportliche Einstieg in das Turnier, wenn auch rein statistisch die Pflichtaufgabe erfüllt wurde. Dabei hätten die Voraussetzungen für eine bessere Leistung gegen den Panamerika-Meister nicht besser sein können. Nach der emotionalen halbstündigen Auftaktfeier mit Lasershow, akrobatischen Darbietungen, die von klassischem Gesang untermalt wurden, und der offiziellen WM-Eröffnung durch Bundespräsident und Schirmherr Horst Köhler, kochte die Halle förmlich. Zu Beginn der Show hatte die Kölner Karnevalsband „Höhner“ bereits die Atmosphäre mit der Uraufführung des offiziellen deutschen WM-Songs „Wenn nicht jetzt, wann dann“ angeheizt.

Der Außenseiter Brasilien, der keine heimischen Fans unter den 10 000 Zuschauern auf den Tribünen hatte und für den gerade mal drei Fahnen geschwenkt wurden, ließ sich absolut nicht von dem Fluidum beeindrucken. Mit ihrer offensiven Deckung provozierten die Brasilianer geschickt Fehler der Deutschen, und vorn spielten sie die Angriffe lange aus. Beim 3:5 in der zehnten Minute nahm Bundestrainer Heiner Brand bereits die erste Auszeit, aber es dauerte 14 Minuten und 47 Sekunden, dann erst lag sein Team mit 6:5 erstmals in Führung.

Nachdem Brand am Vortag Rechtsaußen Stefan Schröder (Hamburg) und Torhüter Carsten Lichtlein (Lemgo) aus dem offiziellen Aufgebot gestrichen hatte, ging die deutsche Mannschaft mit nur 15 Akteuren ins Turnier. Der Bundestrainer ließ sich so die Option offen, noch im Verlaufe der Vorrunde mit den folgenden Begegnungen gegen Argentinien und Polen einen Spieler nachnominieren zu können. Fast hatte man den Eindruck, dass ihm auch nichts anderes übrig bleiben wird.

Zu viele Schwachstellen offenbarte die Mannschaft über die gesamten 60 Spielminuten. Kreisläufer Andrej Klimovets hatte überhaupt keine gelungene Aktion, bei Christian Zeitz im rechten Rückraum gab es ebenfalls mehr Schatten als Licht, aber auch die Auswechslung der beiden Spieler gegen Sebastian Preiß und Holger Glandorf brachte keine Besserung. Die Führung wurde zwar bis zum Schlusspfiff nicht mehr abgegeben, aber der erlösende Spielfluss blieb aus. Dafür war einfach auch zu viel Übereifer im Spiel, es besonders gut machen zu wollen. „Jeder hat heute gespürt, was körperlicher Druck bedeutet. Ich habe das vor dem Spiel auch selbst gemerkt“, gab Heiner Brand zu.

Eine Steigerung von Torwart Henning Fritz, der sein 200. Länderspiel bestritt, und die Treffer von Pascal Hens (6), Florian Kehrmann (6) und Markus Baur (6/davon 2 Siebenmeter) reichten immerhin für halbwegs sichere Vorsprünge. Als die Deutschen erstmals mit fünf Treffern vorn waren (16:11/35. Minute), riefen die Zuschauer bereits „Jetzt geht’s los“. Doch blieb Brasilien bis zum Schluss ein ernsthafter Kontrahent, der dem Gastgeber das Leben weit schwerer als erwartet machte. Letztlich musste auch Brand ein eher bescheidenes Fazit ziehen: „Wir haben gewonnen und das ist positiv.“

Die zweite Partie in der Vorrunden-Gruppe C bestreitet die deutsche Mannschaft am Sonntag (17.30 Uhr/ZDF) im westfälischen Halle gegen Argentinien.

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