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Sport: Europa, wir kommen nicht!

Der HSV droht selbst den Uefa-Cup zu verpassen

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Leise und eindringlich redet Dietmar Beiersdorfer stets. Damit zwingt er seine Gesprächspartner zu erhöhter Aufmerksamkeit beim Zuhören. Auch nach dem 0:0 bei Hertha BSC am Dienstagabend verkniff sich der Sportdirektor des Hamburger SV polternd-laute Zurechtweisungen an die eigene Mannschaft. Doch wie er sich da in den unwirtlichen Räumlichkeiten des Berliner Olympiastadions in eine eher spärlich beleuchtete Ecke verdrückt hatte und eine Miene aufsetzte, als wäre ihm vollends das Lächeln abhanden gekommen – das stand schon symbolisch für die augenblickliche Misere des HSV. Die Mannschaft, vor viereinhalb Wochen noch gefeiert als aussichtsreichster Bayern-Jäger, kennt derzeit jedenfalls nur eine Richtung: abwärts.

Höchste Zeit also für liga-typische Durchhalteparolen. „Wir werden nicht aufgeben, das Maximum für uns herauszuholen“, sagt Beiersdorfer. „Noch sind fünf Spiele und damit 15 Punkte zu erreichen“, rechnet Trainer Huub Stevens vor. Dennoch: Den Plätzen, die am Ende das Mitspielen in der Champions League erlauben, hinken die Hamburger hinterher. Die aktuelle Bilanz ist trübe: Von bisher zwölf Spielen in der Rückrunde haben sie gerade mal drei gewonnen.

In Hamburg aber wird die Champions League nach wie vor für die einzig angemessene Fußball-Bühne gehalten. Schließlich rühmt man sich doch, Weltstadt zu sein. Das wirft auch Probleme auf. Vor zwei Jahren wurde der HSV im Kampf um die Champions-League-Plätze kurz vor Saisonende noch von Werder Bremen abgefangen, musste als Tabellendritter in die Qualifikation gegen CA Osasuna. Damit fehlte ein Stück Planungssicherheit. Angesichts der Unklarheit über die Verfügbarkeit von zehn Millionen Euro, die jedem Champions-League-Starter sicher sind, zögerte und zauderte der HSV bei Spielerkäufen, um später wie wild die Mannschaft zu verstärken. Es mangelte dadurch an Kontinuität. Nach mit Ach und Krach geschaffter Qualifikation gegen Osasuna fehlte dem HSV anschließend bei nur einem Sieg (3:2 gegen ZSKA Moskau) schlicht die Klasse für die Champions League, und in der Bundesliga schlug sich die Mannschaft lange Zeit mit argen Abstiegsängsten herum.

„Wir dürfen uns keinen Klotz ans Bein binden, der die Champions-League-Teilnahme jedes Jahr zur Pflicht macht“, hat Bernd Hoffmann, der HSV-Vorstandsvorsitzende, damals erkannt – und entsprechend bis jetzt die Personalkosten in überschaubaren Dimensionen gehalten. Weitsichtig gedacht, denn in dieser Saison muss der HSV inzwischen sogar um die Uefa-Cup-Teilnahme bangen. Das wiederum korrespondiert aber nicht mit Bernd Hoffmanns langfristigen Plänen. „Innerhalb der nächsten fünf Jahre wollen wir zu den Top 20 in Europa gehören“, hat der HSV-Chef auf einer Mitgliederversammlung getönt – im Jahre 2005. Da wird die Zeit nun langsam knapp.

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