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Europaliga: Der Höhepunkt kommt zuerst

Schon vor dem Bundesliga-Start trifft Alba Berlin in der Europaliga-Qualifikation auf Le Mans. Über zwei Qualifikationsrunden versuchen die Berliner, sich in den kommenden eineinhalb Wochen in die Europaliga-Hauptrunde zu kämpfen, in der sie in der vergangenen Saison überraschend die Runde der besten 16 Teams erreichten.

Berlin - Von der ersten Unruhe bei Alba Berlin in der neuen Saison bekam Steffen Hamann nichts mit. Als der Nationalspieler nach der Europameisterschaft in Polen zu seiner Mannschaft stieß, war Lee Cummard schon wieder weg. „Ich habe ihn nicht kennengelernt. Das ging an mir vorbei“, erzählt der Spielmacher. Cummard hatte den Ansprüchen von Trainer Luka Pavicevic nicht genügt und war schon vor dem ersten Punktspiel verabschiedet worden. Damit fand Hamann nur einen neuen Kollegen vor: den Bosnier Kenan Bajramovic, der sofort klargemacht hat, dass es ihm um Erfolg und Geld geht und die viel beschworene Alba-Familie ihm ziemlich egal ist.

Dass andere das anders sehen, glaubt Geschäftsführer Marco Baldi bei den Vertragsverhandlungen erkannt zu haben. Zwar habe auch sein Klub die Finanzkrise zu spüren bekommen: Der Etat von zuletzt geschätzten 7,5 Millionen Euro wurde etwas reduziert – statt wie geplant bis 2010 auf zehn Millionen erhöht zu werden. Spieler, deren Verträge ausliefen, mussten Abstriche bei ihrem Gehalt machen. Philip Zwiener, Dragan Dojcin, Rashad Wright und Blagota Sekulic entschieden sich, dennoch zu bleiben. „Einige haben sich das neue Angebot angehört und gesagt, das ist okay, ohne länger zu warten. Das zeigt ihre Zugehörigkeit“, sagt Baldi. „Ich habe ihre Entschlossenheit gespürt.“ Diese Profis, so Baldi, wollten Alba nicht mit dem enttäuschenden Halbfinal-Aus der Vorsaison verlassen, sondern hätten mit dem Klub noch etwas vor.

Die Gelegenheit für einen Erfolg bekommt Alba schon vor dem Saisonstart in der Basketball-Bundesliga. Über zwei Qualifikationsrunden versuchen die Berliner, sich in den kommenden eineinhalb Wochen in die Europaliga-Hauptrunde zu kämpfen, in der sie in der vergangenen Saison überraschend die Runde der besten 16 Teams erreichten. Auch dieses Ergebnis hat Alba eine Wild Card für die Qualifikation beschert, in der acht Teams um zwei Plätze kämpfen. Heute tritt Alba im Erstrunden-Hinspiel beim französischen Pokalsieger Le Mans Sarthe Basket an, das Rückspiel findet am Freitag (20 Uhr, Arena am Ostbahnhof) in Berlin statt. In der zweiten Runde wäre Maroussi BC oder Aris Saloniki der Gegner. Scheitert Alba, geht es im Eurocup weiter, dem früheren Uleb-Cup.

„Es ist eine Herausforderung, dass wir schon zu Saisonbeginn die wichtigsten Spiele bestreiten müssen, die sonst am Saisonende kommen“, sagt Trainer Pavicevic. Immerhin kann er im Gegensatz zu 2008 auf ein eingespieltes Team setzen, das zum frühen Saisonhöhepunkt nicht in der Findungsphase ist. „Wir haben so viel Kontinuität wie noch nie“, sagt Baldi. Allerdings musste der Kader aus wirtschaftlichen Gründen reduziert werden, ihm gehören nur noch neun erfahrene Profis an – in der vorigen Saison waren es zwölf. Zugang Bajrmovic steht der Abschied der Routiniers Casey Jacobsen, Ansu Sesay und Aleksandar Nadjfeji gegenüber. Johannes Herber fällt nach seinem Kreuzbandriss mindestens ein halbes Jahr aus. Zumindest ein Flügelspieler soll noch verpflichtet werden, allerdings erst nach der Qualifikation. Jegliche Unruhe soll vermieden werden, und ein neuer Spieler könnte sowieso nicht über Nacht helfen, glaubt Baldi.

In der Vorbereitung auf Le Mans hat Alba hart trainiert und nur wenige Testspiele bestritten. Beim Turnier in Nymburk überzeugten die Berliner gegen Lietuvos Rytas Vilnius (82:68) und erreichten das Finale. Doch eine Simulation der Qualifikation war es nicht, auch mental nicht. „Es ist wichtig, dass wir uns psychologisch darauf einstellen, dass die wichtigen Spiele so früh kommen“, sagt Center Sekulic, „das ist schon merkwürdig.“ Steffen Hamann sieht auch ein Gutes darin, dass er so kurz nach der EM erneut Spiele bestreitet, „bei denen es um die Wurst geht. Man muss fokussiert sein, da kommt nicht so ein Schlendrian rein.“

Helen Ruwald

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