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Frauenfußball-EM - Deutschland - Norwegen

© dpa

Europameisterschaft: Bajramaj und da Mbabi wirbeln für die DFB-Frauen

Fatmire Bajramaj ist im Kosovo geboren, die Eltern von Celia Okoyino da Mbabi kommen aus Frankreich und Kamerun. Doch die beiden jungen Frauen spielen bei der EM in Finnland für Deutschland, so auch am Donnerstag gegen Frankreich.

In einem Zimmer im vierten Stock des Hotels Rosendahl geht es besonders lebhaft zu. Dort teilen sich Fatmire „Lira“ Bajramaj und Celia Okoyino da Mbabi ihr kleines Gemach. Manchmal wird es laut in dieser Villa Kunterbunt, dann machen die gebürtige Kosovo-Albanerin Bajramaj und die gebürtige Französin da Mbabi so einen Lärm, dass einige Kolleginnen aus der deutschen Nationalmannschaft einen geringeren Dezibelpegel einfordern. „Es ist wichtig, dass man Spaß und Ablenkung neben dem Fußballspielen hat“, sagt Lira Bajramaj. Auch das Fußballspielen macht der 21-Jährigen riesigen Spaß, sie hat es beim 4:0 gegen Norwegen zum Auftakt der Fußball-Europameisterschaft wieder einmal auf internationaler Bühne demonstriert.

Als Einwechselspielerin schoss Lira Bajramaj, die ihre Rolle als stets top geschminktes und gekleidetes Glamourgirl im Team der Weltmeisterinnen genießt, zwei Tore. Am Donnerstag (16.30 Uhr, live in der ARD) möchte sie ihr Können im Stadion von Tampere im zweiten Gruppenspiel gegen Frankreich erneut unter Beweis stellen. Aber sie wird wieder nur als Aushilfskraft benötigt. Die Mittelfeldspielerin wirbelt fast jedes Mal, wenn sie eingewechselt wird, mit ihrer brasilianisch anmutenden Dribbelkunst die gegnerischen Abwehrreihen durcheinander.

„Lira macht Alarm, wenn der Gegner schon müde ist. Deswegen ist sie eine gute Waffe, deswegen ist sie einfach wichtig“, sagt Bundestrainerin Silvia Neid.

Unberechenbar sei Bajramaj für den Gegner, meint Neid, also fast so wie im richtigen Leben. Die Muslimin, die 1992 als Vierjährige mit ihren Eltern ins Rheinland flüchtete, ist kürzlich überraschend vom FCR Duisburg zu Turbine Potsdam gewechselt. Je mehr Erfahrung sie sammelt, desto mehr hofft Silvia Neid auf eine Entwicklung, die die junge Frau zu einer stabilen Leistungsgröße ihres Teams werden lässt. Noch spricht ihr Bundestrainerin Silvia Neid die Reife als Stammspielerin ab. Am taktischen Verständnis mangelt es noch. „Manchmal hängt Lira zwischendrin, sie ist dann nicht richtig vorne und nicht richtig hinten“, sagt Neid.

Bis zur WM 2011 könnte Lira Bajramaj zur Stammkraft werden. Celia Okoyino da Mbabi, die erst vor vier Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft annahm, um für DFB-Teams spielen zu können, ist schon ein Stückchen weiter als ihre Freundin Fatmire. Die Tochter einer Französin und eines Kameruners, die in Bonn geboren wurde, galt schon vor der WM 2007 als das größte Talent des deutschen Frauen-Fußballs, zog sich aber vor zweieinhalb Jahren einen sehr komplizierten Schienbeinbruch zu. Insgesamt fiel sie zwei Jahre aus, weil sie nach der langen Reha-Phase auch noch am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankte. Erst seit Mai spielt die 21-Jährige wieder.

„Das Mädchen hat es nach der langen Verletzung sehr verdient, hier zu sein. Was hat sie nicht alles durchmachen müssen“, sagt Silvia Neid. Bei Bajramaj ist sie sich nicht sicher, aber da Mbabi prophezeit sie eine Rolle als Stammspielerin: „Da Birgit Prinz schon 31 Jahre alt ist, Inka Grings 30 und Martina Müller auch schon 29, wird sie irgendwann dran sein.“ Angefangen hat da Mbabi als Defensivspielerin. „Weil sie selbst lieber weiter vorne spielt, haben wir das probiert“, sagt Silvia Neid.

Mit Erfolg: Nicht mit Toren, aber ebenso spektakulär wie ihre Zimmerkollegin Fatmire Bajramaj trumpfte Celia da Mbabi zum EM-Auftakt gegen Norwegen nach ihrer Einwechslung auf. Heute gegen Frankreich sollen beide Spielerinnen es wieder tun.

Gregor Derichs

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