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Sport: Ex-Opfer Holyfield nimmt den Ex-Ohrbeisser in Schutz - "Wir wollen alle den letzten Treffer landen"

Ausgerechnet Mike Tysons ehemaliges "Opfer" Evander Holyfield hat dem früheren Schwergewichts-Weltmeister Rückendeckung gegeben. "So etwas passiert einfach.

Ausgerechnet Mike Tysons ehemaliges "Opfer" Evander Holyfield hat dem früheren Schwergewichts-Weltmeister Rückendeckung gegeben. "So etwas passiert einfach. Wir wollen alle möglichst am Rundenende den letzten Treffer landen. Das soll eine Botschaft an den Gegner sein", sagte Holyfield vor dem Urteil der Nevada State Athletic Commission (NSAC) über den bislang "ohne Entscheidung" gewerteten Kampf von Tyson gegen Orlin Norris. Tyson hatte Evander Holyfield im Juni 1997 ein Stück vom Ohr abgebissen und daraufhin seine Lizenz für 15 Monate verloren.

Mike Tyson scheint bei der Beurteilung seines Skandalkampfes durch die NSAC ohnehin gute Karten zu haben. "Wenn es eine Disqualifikation geben würde, wäre das ein anderes Spiel gewesen", erklärte der NSAC-Vorsitzende Elias Ghanem in Las Vegas nach dem genauen Studium des Kampf-Videos. Einer möglichen Entscheidung des fünfköpfigen Gremiums, das sein Urteil morgen in Las Vegas wahrscheinlich nicht im Beisein des Profiboxers fällen wird, wollte er jedoch nicht vorgreifen.

Für Tyson, der Norris am vergangenen Sonnabend mit einem linken Aufwärtshaken nach dem Schlussgong der ersten Runde außer Gefecht gesetzt hatte, spreche, dass der Ringrichter ihn für diesen Schlag mit zwei Punktabzügen bestraft habe. Dem Reglement nach hätte der Kampf weitergehen können, sagte Ghanem. Der Ex-Weltmeister kann demnach guter Hoffnung sein, dass sein erneuter Blackout als unabsichtliches Foul gewertet wird und er seine vorerst eingefrorene Börse von zehn Millionen Dollar doch noch erhält. Das, was am Sonnabend passierte, meinte Ghanem, sei längst nicht so schlimm gewesen, wie Tysons Ohrbiss am 28. Juni 1997 im Duell gegen Holyfield. Das sei auch der große Unterschied zu dem neuen Fall.

Auch NSAC-Direktor Marc Ratner fand sich in seiner Ansicht bestätigt, dass Tysons Schlag kein absichtliches Foul gewesen sei, so dass der Fight "ohne Wertung" in die Statistiken eingehen müsste. Dieses Urteil hatte er bereits direkt nach dem chaotischen Kampfende verkünden lassen. Zwei Stunden später jedoch widerrief Ratner und ließ die Entscheidung bis zum Anschauen des Kampfvideos aussetzen. Versehentliche Schläge nach dem Rundensignal wären so ungewöhnlich nicht, sagte der Direktor. Bei der nervlichen Anspannung und dem Lärm der teilweise in den Arenen herrsche, könne der Gong schon mal überhört werden. Weltergewichts-Weltmeister Felix Trinidad aus Puerto Rico passierte das zuletzt im WM-Kampf gegen Oscar de la Hoya (USA) gleich zwei Mal. Bestraft wurde er nicht.

Schließlich hat Tyson auch noch in Norris einen Fürsprecher. "Ich glaube nicht, dass er nach dem Gong absichtlich schlug. Im Ring war es laut, und der Gong war schwer zu hören", meinte der neun Monate ältere Herausforderer, der wegen einer Verletzung im rechten Knie nicht mehr weiterboxen konnte.

"Iron Mike" wird der NSAC-Sitzung nicht beiwohnen, allerdings wohl auch kaum seine nach dem Kampf spontan geäußerten Rücktrittsgedanken ("Ich habe die Schnauze voll") weiterspinnen. Dann nämlich fiele nicht nur sein für den 26. Februar 2000 in New York geplanter Kampf gegen Shannon Briggs ins Wasser, sondern es drohten ihm auch rund sieben Millionen Mark Vertragsstrafe an den Pay-TV-Sender "Showtime".

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