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Turnen: Fabian Hambüchen verletzt sich und verpasst die Turn-WM

Ungeschickt umgeknickt: Fabian Hambüchen kann wegen eines Bänderrisses bei den Weltmeisterschaften in London nicht mitturnen und will in der nächsten Saison mehr Erholung.

Berlin - Ein neues Turnen wollte Fabian Hambüchen in London bei den Weltmeisterschaften von diesem Dienstag an zeigen, perfekter und sicherer. „Die Weltrekordjagd ist beendet“, sagte Hambüchen vor der Abreise nach London und meinte damit, dass seine Übungen nun nicht mehr aufeinandergetürmte Höchstschwierigkeiten sind, sondern präzise und elegante Körperbeherrschung. Ganz im Sinne der neuen internationalen Wertungsvorschriften. Nur, um das neue Turnen zeigen zu können, ist Hambüchen leider etwas dazwischengekommen, ein Bänderriss im Fuß. Die Saison ist für ihn beendet, kurz vor ihrem Höhepunkt.

Die neuen Vorschriften sollten die Turner eigentlich schützen, vor sich selbst vor allem, dass sie kein zu hohes Risiko eingehen. Hambüchen hat sich dennoch verletzt am Sonntag in London, er knickte mit dem linken Fuß nach zweieinhalb gesprungenen Schrauben bei seiner Bodenübung um. „Es hat richtig ratsch gemacht. Da wusste ich, dass etwas gerissen ist“, sagte er, „deshalb waren meine ersten Worte zum Cheftrainer Andreas Hirsch: Das war’s, es ist vorbei.“ Eine Operation wird nicht nötig sein, das nahm Hambüchen schon wieder als gute Nachricht auf. „Ich hatte Glück im Unglück, dass nichts gebrochen ist.“

Der Boden war für Hambüchen das letzte der sechs Geräte beim Podiumtraining, und seine Konzentration dürfte nach dreieinhalb Stunden in der Halle nicht mehr auf dem Höhepunkt gewesen sein. Über die Belastung des Bodenturnens hatte sich Hambüchen noch in der Vorbereitung in Kienbaum beklagt: „In einer Minute und zehn Sekunden springen wir von Bahn zu Bahn und hetzen uns, um so viele Höchstschwierigkeiten wie möglich einzubauen.“ Die neuen Vorschriften sollten das etwas verringern.

Eine Konsequenz will der 21 Jahre alte Hesse aber aus seiner Verletzung ziehen: weniger Wettkämpfe. „Die Saison von März bis November ist einfach zu lang“, sagte er, „im kommenden Jahr werde ich anders planen und mir mehr Erholungsphasen gönnen.“

In London muss Hambüchen nun eine große Gelegenheit an sich vorbeiziehen lassen: Es ist der Versuch, als bester Turner der Welt ausgezeichnet zu werden. So darf sich derjenige nennen, der den Mehrkampf an den sechs Geräten gewinnt, und Hambüchen gehörte hinter dem Japaner Kohei Uchimura zu den Favoriten. Am Reck hatte er vor zwei Jahren in Stuttgart schon den Einzeltitel gewonnen, auch am Boden und Barren zählt Hambüchen zu den Weltbesten. „Es ist und bleibt mein Traum, mal Allround-Weltmeister zu werden“, sagte er.

Mit einem solchen Titel oder überhaupt einer Medaille hätte er auch die Enttäuschung vom vergangenen Jahr noch weiter wegschieben können. Die Bronzemedaille am Reck bei den Olympischen Spielen in Peking war eine herausragende Leistung, aber nicht das Ergebnis, das sich Hambüchen erträumt hatte. Inzwischen hat er seine erste olympische Medaille jedoch liebgewonnen. „Je öfter ich die Videoaufzeichnung gesehen habe, desto mehr habe ich mich gefreut, und mit einer Medaille nach Hause zu kommen – Wahnsinn.“ Die Medaille stehe bei ihm auf dem Schrank neben der Trophäe für den Sportler des Jahres.

Für Hambüchen wäre diese Weltmeisterschaft auch schon eine Begegnung mit der Zukunft gewesen, denn sie findet in derselben Arena statt, in der auch die olympischen Turnwettbewerbe bei den Spielen 2012 in London ausgetragen werden, im Millennium Dome, der nun den Namen eines Mobilfunkanbieters trägt. Dort bleibt für Hambüchen jetzt nur ein Platz auf der Tribüne, wo er seinen Kollegen zuschauen wird. Sie können zeigen, ob sie Hambüchens sportliche Dominanz als belastend empfinden oder eher als beruhigend. Und ob ihnen das Motto des Cheftrainers Andreas Hirsch als Motivation hilft: „Die anderen kochen nur mit Wasser. Wir aber auch.“ (mit dpa)

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