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Sport: Fachmann für Beschwerden

Wolfsburgs Trainer Veh stützt Grafite und sich selbst

Man nimmt nach einem solchen Tor an, es sei die Woche des Edinaldo Batista Libanio gewesen. Zu kurios klingt die Geschichte des traurigen Torjägers Grafite, der eine Woche in die Heimat nach Brasilien reisen darf – mitten in der Saison – drei Spiele verpasst, erholt und im Kopf befreit zurück kommt und gleich ein Tor schießt. In Sinsheim beim 2:1 des Meisters VfL Wolfsburg gegen 1899 Hoffenheim war es außerdem das Siegtor. Es war aber nicht die Woche des 30 Jahre alten Grafite, der vergangene Saison mit 28 Toren der Bundesliga-Beste war und danach nicht mehr locker und leicht Tore schoss. Es war die Woche von Armin Veh. Auch das klingt auf den ersten Blick seltsam, allerdings bei näherer Betrachtung viel weniger als die Grafite-Wochen-Theorie.

Veh hat diese Woche zweimal gewonnen. In Sinsheim und davor in Istanbul gegen Besiktas in der Champions League. Beides war wichtig, weil sich Unzufriedenheit breit machte und man auch am Trainer dies und das zu kritisieren fand. Die erste Meisterschaft der Klubgeschichte steckt tief in den Köpfe der Fans und manches Angestellten des VfL oder des nahen VW-Werks. Und man glaubte, es ging munter so weiter wie in der Endphase der vergangenen Saison.

Nach dem Erfolg in Hoffenheim war vor allem Veh erleichtert und nicht böse, dass man ein bisschen die Statistik bemühte und erwähnte, er habe zwei Punkte mehr geholt als Felix Magath zum gleichen Zeitpunkt vergangene Saison. Aufgeräumt und entspannt lief Veh in der Neckar-Arena umher. Er erzählte wie ihm einfiel, seinen frustrierten Stürmer Grafite in Urlaub zu schicken. In Stuttgart hatte er auch einmal Frust-Patienten in Urlaub geschickt. Ricardo Osorio und Pavel Pardo durften heim nach Mexiko. „Er hat sich zuviel Druck gemacht“, sagte Veh. „Das sind Menschen und keine Maschinen.“ Was auch für Veh gilt, der als eine Art Fachmann für besondere Beschwerden nach Wolfsburg kam. Und zwar für solche, die Teams befallen, die eine Meisterschaft zu verdauen haben. Wolfsburg, meinte Veh, der in Stuttgart den Titel gewann, sei eine Herausforderung. In dieser Woche hat sie Veh bewältigt. „Wir spielen ein gutes Passspiel“, sagt er. „Auch hier, darüber bin ich froh, denn wir hatten unser Highlight diese mit der Champions League ja schon am Dienstag.“ Und am Dienstag war Grafite noch in Brasilien.

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