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Sport: Fahren wie Armstrong

Wie das Rennrad des Texaners vermarktet wird

Frankie Andreu war bei Lance Armstrongs ersten zwei Tour-de-France-Siegen einer der zuverlässigen Helfer des Texaners. Dann beendete der Mann aus Michigan seine Karriere und ging zum Fernsehen. Kompetent liefert er jetzt dem Privatsender Outdoor Life Network täglich Insider-Ansichten von der Tour und aus Armstrongs engster Umgebung. Gestern erklärte er beim Mannschaftszeitfahren das Besondere an Armstrongs Fahrrad, nicht ohne dabei häufig den Hersteller genannt zu haben. So bekamen die Zuschauer jenes Rad vorgestellt, das sie ab September für 10 000 Dollar kaufen können.

Armstrongs Fahrradfirma Trek, in Waterloo im Bundesstaat Wisconsin ansässig, verfolgt seit etwa zwei Jahren eine ausgeklügelte Marketingstrategie mit Lance Armstrong. Mit hohem technischen und personellen Aufwand konstruieren sie Jahr für Jahr zwei neue Räder für Armstrong: eines für das Zeitfahren und eines für den Rest der Tour. Armstrong fährt mit dem Rad die Tour de France, und rund zwei Milliarden Zuschauer sehen das Rad weltweit auf dem Bildschirm. Schon wenige Wochen nach der Tour können die Rennradfahrer dann exakt das Rad kaufen, mit dem Armstrong bei der Tour erfolgreich war. Oder eine etwas günstigere Version davon. So hat jeder Käufer das Gefühl, direkt am Perfektionismus des Champions teilzuhaben.

Begonnen hatte die Werbestrategie 1999, als Armstrong seinen ersten Toursieg schaffte. Trek hatte in jenem Jahr Armstrongs US-Postal-Team ausgestattet. Doch das Zeitfahrrad gefiel Armstrongs nicht. Er benutzte eine andere Marke, die nur den Lack und das Logo von Trek trug. Daraufhin gründete die Firma nur zum Entwurf und zur Konstruktion von Armstrongs Rad eine eigene Abteilung, die „Advanced Concept Group". Sie wird von hochqualifizierten Ingenieuren geleitet, die zum Teil aus der Luft- und Raumfahrttechnik abgeworben wurden. Das kostet viel Geld, und damit sich das lohnt, kam Trek auf die Idee, dieses Rad nicht für die Tour zu bauen, sondern auch zu vermarkten.

Reiner Guareschil

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