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Fan-Krawalle: Rotterdam-Fans "tobten wie die Tiere"

Nach den Krawallen niederländischer Hooligans beim Uefa-Pokal-Spiel in Nancy droht Feyenoord Rotterdam nun eine harte Bestrafung durch die Europäische Fußball-Union.

Nancy/Rotterdam - Eine Woche nach dem Tod eines Fans in Paris wird der europäische Fußball erneut von Ausschreitungen gewaltbereiter Zuschauer erschüttert. "Feyenoord befürchtet schwere Sanktionen", schrieb die Zeitung "De Volkskrant" nach dem Spiel, das der französische Club am Donnerstagabend mit 3:0 gewonnen hatte. Nur durch den Einsatz von Tränengas hatte die Polizei die Lage im Marcel-Picot-Stadion wieder unter Kontrolle bringen können. Die Partie wurde für rund 20 Minuten unterbrochen.

"Ein rabenschwarzer Abend", schrieb das Blatt "Trouw" und bescheinigte dem Rotterdamer Club, auf allen Fronten verloren zu haben. Die niederländischen Hooligans rissen Sitze aus ihrer Verankerung, warfen sie auf den Rasen und versuchten, die Absperrung zu den lothringischen Fans niederzureißen. "Das erinnerte an das Schlimmste, was sich je in einem Stadion abgespielt hat. Die Niederländer tobten wie Tiere und demolierten alles, was ihnen in die Hände kam. Die Strafe wird wohl sehr hoch ausfallen", sagte der offizielle Uefa-Beobachter Jaroslav Dudl aus Tschechien der Prager Nachrichtenagentur CTK.

Rotterdams Trainer fühlt sich hilflos

"Es war schwierig, die Niederländer unter Kontrolle zu halten", erklärte der Polizeileiter des Departements Meurthe-et-Moselle. Rund 400 Einsatzkräfte sicherten das Stadion ab. Fünf Feyenoord-Anhänger wurden nach den Krawallen festgenommen. "Ich fühle pure Ohnmacht", sagte Rotterdams Trainer Erwin Koeman resignierend.

Erst vor einer Woche war es in Paris nach dem Uefa-Cup-Spiel Paris St. Germain - Hapoel Tel Aviv zu schweren Ausschreitungen gekommen, bei denen ein Polizist in Zivil einen Fan tödlich verletzt hatte. Auch Feyenoord-Anhänger hatten schon in der Vergangenheit wiederholt für negative Schlagzeilen gesorgt. Club-Direktor Onno Jacobs unterstrich, dass die Vereinsführung alles getan habe, um derartigen Krawallen vorzubeugen. "Wir haben die Stadt Nancy, die Uefa und die französischen Behörden vor diesen Leuten gewarnt, die nur Übles im Sinn hatten", sagte er. Der Verein selbst habe 1300 als friedlich eingestuften Fans Karten verkauft. Doch sei bekannt geworden, dass Krawallmacher sich in Nancy Tickets besorgt hatten. Nach Angaben der Polizei sollen sich 600 Hooligans unter die Fans gemischt haben.

Erste Auschreitungen schon vor dem Spiel

"Solche Abende sollte man so schnell wie möglich vergessen. Das Verhalten der niederländischen Fans war einfach unmöglich. Das sind Taugenichtse", sagte Nancys Clubchef Jacques Rousselot. Auch Frankreichs Sportpresse reagierte schockiert. "Von dem Spiel wird man nicht das Ergebnis in Erinnerung behalten, sondern den Polizeieinsatz mit Tränengas. Uefa und Fifa halten sich bei dieser Problematik zu sehr zurück", kritisierte die "L'Equipe".

Schon am Nachmittag hatten angereiste Niederländer sich Auseinandersettzungen mit der Polizei geliefert, Geschäfte zerstört und die Straßenbahn blockiert. Im Stadion selbst fielen sie beim Stande von 1:0 über französische Zuschauer her. Nur mit einem massiven Tränengaseinsatz konnten die Polizisten die Krawallmacher unter Kontrolle bekommen.

Doch das Tränengas behinderte auch die Spieler, so dass der norwegische Schiedsrichter Espen Berntsen die Mannschaften in der 79. Minute in die Kabinen schickte. Erst nach langer Unterbrechung wurde vor fast leeren Rängen zu Ende gespielt, wobei der Rotterdamer Pierre van Hooijdonk noch einen Elfmeter verschoss. "Da hatte ich schon lange nicht mehr das Gefühl, dass es um ein Fußballspiel geht", sagte er. "Zum Heulen" fand der "Telegraaf" die gesamte Vorstellung. (Von Sabine Glaubitz und Thomas P. Spieker, dpa)

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