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FC Chelsea: Mourinho flucht über Ballacks Alleingang

Michael Ballack hat mit einer nicht genehmigten Knöcheloperation den Zorn von Chelseas Trainer José Mourinho auf sich gezogen. Der DFB stützt seinen Kapitän: Ballacks Karriere war in Gefahr.

London - Bei José Mourinho liegen vor dem "wichtigsten Spiel der Vereinsgeschichte" die Nerven blank - auch Michael Ballack zog sich englischen Medienberichten zufolge den Zorn des Chelsea-Trainers zu. So hatte der "Daily Express" berichtet, Ballack sei ohne Erlaubnis seines Arbeitgebers am Knöchel operiert worden, der FC Chelsea habe eine Operation für nicht notwendig gehalten und werfe dem 30-jährigen Mittelfeldstar nun vor, die Interessen Deutschlands über die des FC Chelsea zu stellen. Der Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, der nach der OP auch für das Halbfinal-Rückspiel in der Champions-League beim FC Liverpool ausfällt, wies die Berichte sofort zurück.

Nationalmannschafts-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt und Ballack ließen über den DFB mitteilen, "dass nach seiner Diagnose vom Freitag eine sofortige Operation unumgänglich und zwingend notwendig war". Nach Angaben des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hatte der Arzt freie Gelenkkörper im oberen linken Sprunggelenk als Folge der Verletzung von Ballack aus dem Spiel gegen Newcastle United diagnostiziert.

"Jedes weitere Training oder jeder weitere Spieleinsatz hätte zu einer Verschlimmerung der Verletzung geführt und unter Umständen eine Fortsetzung der Karriere von Michael Ballack gefährden können", heißt es dazu in einer DFB-Erklärung. Außerdem habe Müller-Wohlfahrt vor dem Eingriff beide Vereinsärzte des FC Chelsea in einem Telefongespräch ausführlich informiert.

"Wichtigstes Spiel der Vereinsgeschichte"

Mourinho hat derzeit trotz des 1:0-Polsters aus dem Hinspiel ohnehin genug Probleme. Angesichts des großen Rückstands auf Manchester United in der Premier League hat das Rückspiel in der europäischen Königsklasse für die Londoner noch mehr an Bedeutung gewonnen. Der Trainer ernannte es zum "wichtigsten Spiel der Vereinsgeschichte" und schwor seine Truppe in einer Teamsitzung ein: "Ich habe sie daran erinnert, wer wir sind und was wir tun müssen. Sie können noch immer viel gewinnen und haben am Dienstag die große Chance, was unglaubliches für ihre Karrieren und den Verein zu erreichen", sagte Mourinho.

"Natürlich sind meine Spieler erschüttert", gestand der Coach nach dem 2:2 gegen Bolton, das "ManU" bei fünf Punkten Vorsprung und der besseren Tordifferenz drei Runden vor Schluss den Weg zur Meisterschaft ebnete. Zugleich stichelte er: "Auch Liverpool sollte erschüttert sein, weil sie Dritter sind und so viele Punkte Rückstand haben." Doch an der Anfield Road schocken Mourinhos Psycho-Attacken längst niemanden mehr. "Wir ignorieren was er sagt. Manche lachen sogar darüber", meinte Innenverteidiger Daniel Agger.

Trainer Rafael Benitez erwiderte gelassen: "Ich bin nicht überrascht, dass er quatscht. Ich bevorzuge jedoch, zu analysieren." Nach dem Hinspiel hatte Mourinho bereits für Kopfschütteln gesorgt, als er einen vermeintlichen Handelfmeter forderte, obwohl sich die fragliche Situation klar außerhalb des Strafraums ereignet hatte.

Auch Robben und Carvalho fallen aus

Benitez schiebt Chelsea die Favoritenrolle zu: "Es ist völlig klar, dass wir die Underdogs sind. Dazu muss man nur die Transferausgaben der vergangenen fünf Jahre und den Wert jedes einzelnen Spielers analysieren." Neben Ballack muss Chelsea auch auf Arjen Robben und Verteidiger Ricardo Carvalho verzichten. "Ricardos Ausfall ist ein großer Rückschlag für uns. Er war in dieser Saison unser bester Abwehrspieler", jammerte Mourinho.

Einen Tag nach dem rein englischen Duell tritt Manchester United zwar mit großen Personalsorgen, aber gestärktem Selbstbewusstsein beim AC Mailand zum zweiten Halbfinale an. Mit dem Schwung des 4:2- Erfolgs nach 0:2-Rückstand beim FC Everton will Trainer Alex Ferguson trotz Defensivproblemen den Finaleinzug perfekt machen. Neben Vidic, Neville, Silvestre und dem gesperrten Evra fällt wohl auch Rio Ferdinand aus. "Natürlich haben wir Bedenken wegen der vielen Verletzten, aber wir sind nicht nervös", sagte Ferguson, dem nur 13 gesunde Spieler zur Verfügung stehen. (Von Dominik Lauck, dpa)

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