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Sport: FC Hansa Rostock: Erleichterung im Strafraum

Das Spiel hatte noch gar nicht begonnen, da musste Martin Pieckenhagen schon seine härteste Bewährungsprobe bestehen. Der Torwart des FC Hansa Rostock betrat 20 Minuten vor Anpfiff der Partie gegen die Spielvereinigung Unterhaching vorsichtig den Rasen des Rostocker Ostseestadions.

Das Spiel hatte noch gar nicht begonnen, da musste Martin Pieckenhagen schon seine härteste Bewährungsprobe bestehen. Der Torwart des FC Hansa Rostock betrat 20 Minuten vor Anpfiff der Partie gegen die Spielvereinigung Unterhaching vorsichtig den Rasen des Rostocker Ostseestadions. Zögernd stapfte er zum Tor, hinter dem die Rostocker Fans schon ihre ersten Lieder sangen. In der Hand hielt er ein Netz mit sieben Fußbällen - so als wolle er sich daran festhalten. Der Publikumsliebling rechnete mit dem Schlimmsten: mit Pfiffen, Schmährufen, Beleidigungen.

Die Fans hätten durchaus einen Grund zum Pfeifen gehabt. Martin Pieckenhagen wird zum Ende der Saison die Rostocker verlassen und zum Hamburger SV wechseln. Offiziell will das zwar noch niemand bestätigen. Doch dementieren mag es auch keiner. Beim Training zogen einige Spieler ihren Schlussmann schon mit "HSV"-Rufen auf. Und im Ostseestadion? Da empfingen sie ihn mit aufmunternden Sprechchören. "Pieckenhagen, Pieckenhagen", hallte es unter dem zugigen Dach der noch im Bau befindlichen Arena. Der Gefeierte winkte zurück. Und ließ das Netz mit den Bällen erleichtert fallen.

Derart motiviert wurde Pieckenhagen zu einem der besten Spieler seiner Mannschaft. Mit spektakulären Paraden rettete er Rostock beim 2:2 gegen Ungterhaching einen hart erkämpften Punkt im Abstiegskampf. Dabei hatte der 28-Jährige zunächst wenig bis gar nichts zu tun bekommen. Während seine Teamkollege die Hachinger in deren Hälfte einschnürten, turnte Pieckenhagen allein in seinem Strafraum herum und ließ den Rostocker Regen auf sich niederprasseln. Von hinten sah er mit an, wie sein Team eine Chance nach der anderen verstolperte. Doch nicht der Hachinger Torhüter Gerhard Tremmel, sondern Martin Pickenhagen kassierte das erste Tor: Nach einem wuchtigen Kopfball des früheren Herthaners Hendrik Herzog war der Rostocker machtlos. "Geht denn das schon wieder los?", sangen da die 10 000 Rostocker Fans in Anspielung auf die schlechte Heimbilanz ihres Teams (erst ein Sieg). Und Martin Pieckenhagen fühlte sich wieder wie vor dem Spiel: hoffend und bangend.

Doch die Mannschaft ließ ihren Torhüter nicht im Stich. Sie kämpfte gegen Wind, Wetter und die eigenen Ungenauigkeiten. Das engagierte, aber wenig kontrollierte Anrennen der Rostocker wurde mit zwei Toren von Victor Agali und René Rydlewicz belohnt. Doch bei den gefährlichen Kontern der Gäste verließ sich der FC Hansa allzu oft auf seinen Torwart. Die fröstelnden Zuschauer schrien sich die Kehle aus dem Hals. Pieckenhagen, der seit 1996 in Rostock spielt, mag sich da gefühlt haben wie bei seinem einstigen Berliner Heimatverein 1. FC Union, als an der Alten Försterei noch die spielerisch unterlegene Mannschaft zum Sieg gebrüllt wurde. Sein Trainer damals war Frank Pagelsorf, und der arbeitet heute bekanntlich beim Hamburger SV, der Pieckenhagen verpflichten wird.

Dass es am Ende nicht zum Sieg reichte, lag keineswegs am wechselwilligen Torhüter. Eine Minute vor dem Abpfiff, als mal mal wieder Chaos herrschte in der Rostocker Abwehr herrschte, traf André Breitenreiter zum Ausgleich für Unterhaching. Kurz darauf war der Keller-Kick vorbei, und Hansas Trainer Friedhelm Funkel sagte: "Wir haben einen Torwart gehabt, der uns gerettet hat." Doch der Gelobte war nur froh, dass ihn die Fans nicht ausgepfiffen hatten. "Der Rest", sagte Martin Pieckenhagen, "wird sich zeigen". Der Rest: Das wird Hamburg sein.

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