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Fechten: WM-Bronze nach ''Degendamen-Drama''

Die deutschen Degendamen haben eine große Finalchance leichtfertig aus der Hand gegeben. Am Ende hielten sie aber immerhin Bronze fest.

Nach einer bitteren 29:30-Halbfinal-Niederlage im "Sudden Death" gegen Olympiasieger Russland gewann die deutsche Equipe bei der Fecht-WM im russischen St. Petersburg das "kleine Finale" gegen Estland mit 42:40 Treffern. Einzel-Weltmeisterin Britta Heidemann, Marijana Markovic (beide Leverkusen) (Leverkusen), Imke Duplitzer (Bonn), Claudia Bokel (Tauberbischofsheim) holten damit die sechste deutsche Medaille in der Stadt an der Newa.

Trotz der Freude über das fünfte Degenteam-Edelmetall hintereinander seit 2003 war der ganz große Coup drin. Im Halbfinale hatte Defensiv-Spezialistin Bokel das Team bei einer 16:8-Führung mit einer Gefechtsbilanz von 3:11 Treffern völlig unerwartet auf die Verliererstraße gebracht. "So etwas ist mir noch nie passiert", sagte die Einzel-Weltmeisterin von 2001 fassungslos.

Säbelteam fast ohne Olympia-Chance

Das Säbelherren-Team kam über Platz acht nicht hinaus und hat kaum noch Chancen auf eine Teilnahme an den Olympischen Spielen. Nach dem 39:45 im Viertelfinale gegen die Ukraine unterlag das Team von Bundestrainer Joachim Rieg in den Platzierungsgefechten Russland mit 43:45 sowie China mit 32:45. Damit verloren Nicolas Limbach, Benedikt Beisheim, Max Hartung (alle Dormagen) und der Tauberbischofsheimer Björn Hübner in der Qualifikations-Rangliste entscheidenden Boden auf die europäische Konkurrenz. "Man braucht sehr viel Optimismus, um noch an Olympia zu glauben", sagte Rieg.

Wegen der Rotation der olympischen Fecht-Disziplinen muss das Damendegen-Team in Peking ohnehin zuschauen und ist wie alle anderen Nationen nur mit maximal zwei Einzelstarterinnen vertreten. Im Halbfinale gegen Russland lief es bis zum 16:8 wie am Schnürchen. Statt den Vorsprung zu verteidigen, kassierte die 34-jährige Bokel Treffer um Treffer zum 19:19-Ausgleich. "So ein Blackout kann jedem passieren. Aber wir gewinnen und verlieren als Mannschaft", sagte Heidemann über Bokel, die dann im Gefecht um Platz drei von Markovic ersetzt wurde.

Degenteam: Neuaufbau um Britta Heidemann

Schlussfechterin Duplitzer rettete sich im Halbfinale trotz eines Fünf-Punkte-Rückstands 38 Sekunden vor Schluss in die Verlängerung, doch anders als beim 24:23 im Viertelfinale gegen Ungarn glückte ihr der entscheidende Treffer nicht. Bokels Karriere ist im Spätherbst, Duplitzers Zukunft offen: Im Damendegen-Bereich steht von 2008 an ein Neuaufbau um Britta Heidemann an.

Voller Olympia-Hoffnung waren die Säbelherren nach WM-Platz fünf im Vorjahr. Doch Nicolas Limbach war auf sich allein gestellt, seine Teamkollegen blieben insgesamt unter ihren Möglichkeiten. "So brauchen wir nicht zu Olympia zu fahren - da wären wir ja nur Futter", meinte Rieg, gab aber die Hoffnung noch nicht auf. "Das war ein Tag zum vergessen", sagte der enttäuschende Björn Hübner. "Es hat bei mir am Taktischen gefehlt. Ich muss da noch richtig viel lernen."

Marc Zeilhofer[dpa]

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