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Federer und Nadal: Fit ist anders

Die Tenniskönige schwächeln in Paris: Federer scheidet früh aus, sein Rivale Nadal quält sich weiter.

Es wäre genau nach dem Geschmack von Roger Federer gewesen. Als French-Open-Sieger kehrte der Schweizer zurück nach Paris und wollte auch beim Masters im Stadtteil Bercy nur zu gerne den Titel holen. Dieses Stadt-Double hatte bisher einzig Andre Agassi vor zehn Jahren geschafft, und für einen Spieler wie Federer, für den es kaum noch einen Rekord zu brechen gibt, bieten auch die scheinbar unerheblichen Bestmarken einen besonderen Anreiz. Doch der zweite Triumphzug des Jahres blieb Federer in der französischen Metropole verwehrt und lässt den Weltranglistenersten anderthalb Wochen vor Beginn des Masters-Finales in London mit einer langen „To-do-Liste“ zurück.

„Ich suche nicht nach Ausreden“, sagte Federer am späten Mittwochabend nach seiner 6:3, 6:7 und 4:6-Niederlage gegen Julien Benneteau, die zweite Schlappe binnen vier Tagen. „Ich kann definitiv besser spielen, aber auch wesentlich schlechter. Er hat über seine Verhältnisse gespielt.“ Tatsächlich hatte der 27-jährige Franzose, an Nummer 49 der Welt platziert, nie zuvor ein Match gegen Federer gewonnen, vielleicht gelingt es ihm auch nie wieder. Doch angetrieben von den 15 000 Zuschauern im Palais Omnisports spielte Benneteau vielleicht das Match seines Lebens. Ausgiebig ließ er sich von Tränen geschüttelt von der Menge feiern, während Federer eiligst den Platz verließ. Tags darauf war Benneteaus großer Moment auch schon wieder beendet: Im Achtelfinale unterlag er am Donnerstag seinem Landsmann Gael Monfils mit 4:6 und 3:6.

Federer war schon am Mittwoch bewusst gewesen, dass die Gründe für sein frühes Aus nicht nur dem Gegner geschuldet waren: „Vor sechs Wochen fühlte ich mich mental und körperlich noch fit. Jetzt gibt es einiges, an dem ich bis London arbeiten muss.“ 26 leichte Fehler unterliefen Federer, im zweiten Satz erarbeitete er sich nicht eine einzige Breakchance. „Ich werde den Kopf jetzt nicht hängen lassen“, erklärte er fast ein wenig trotzig. Er habe noch Zeit, sich zu Hause auf den Saisonhöhepunkt vorzubereiten und fühle, „dass ich noch genug Luft habe, um gut in London zu spielen“.

Darauf hofft auch sein ärgster Rivale inständig, denn Rafael Nadal ergeht es in Paris kaum besser als Federer. Gegen seinen Landsmann Nicolas Almagro musste der Spanier am Mittwoch beim Stand von 3:6, 5:6 und 0:40 insgesamt fünf Matchbälle abwehren. Es sei laut Nadal der einzige Moment gewesen, „in dem ich gut gespielt habe. Ansonsten war es katastrophal.“ Im vergangenen Jahr hatte Nadal gegen Almagro noch das einseitigste Viertelfinale in der Geschichte der French Open gewonnen – Almagro holte damals nur drei Spiele. Nun musste sich Nadal bis an die Grenze quälen, um nach dreieinviertel Stunden doch noch mit 3:6, 7:6 und 7:5 ins Achtelfinale einzuziehen. Am Donnerstag lief es dort für den Spanier gegen seinen Landsmann Tommy Robredo kaum besser: Erneut stand Nadal kurz vor dem Aus, erst nach knapp zweieinhalb Stunden hatte er Robredo 6:3, 3:6, 7:5 niedergerungen.

Seine schwache Form verdankt Nadal auch der zweimonatigen Verletzungspause im Sommer, als ihn seine lädierten Knie plagten. Um diese zu entlasten, soll Nadal sein Gewicht seitdem um sechs Kilo Muskelmasse reduziert haben, zumindest sieht er seit den US Open deutlich schmaler aus. „Jeder sagt mir das“, merkte Nadal nun genervt an, „aber das wirkt nur durch meine Kleidung so. Ich wiege seit vier Jahren 86 Kilo. Ich habe keine Diät gemacht.“ Die empfindliche Reaktion hängt wohl mit den stets schwelenden Gerüchten zusammen, Nadals unnatürlich anmutende Muskelberge seien damals nicht allein durch Krafttraining entstanden. Der Spanier will davon nichts wissen und betont auch in Paris wieder, dass es im Tennis kein Doping gäbe. „Ich bin der Erste, der einen sauberen Sport will“, sagt er, doch er fühle sich von den neuen Kontrollen „schikaniert“ und in seiner Privatsphäre eingeschränkt: „Jeden Tag angeben zu müssen, wo man ist, geht zu weit.“

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