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Fernando Alonso scheint sich bei Ferrari nicht mehr wohlzufühlen.

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Fernando Alonso: Mürrischer Lastwagenfahrer

Formel-1-Pilot Fernando Alonso kokettiert mit einem Wechsel zu Red Bull – sehr zum Ärger seines Rennstalls Ferrari.

Am Wochenende beim Rennen in Ungarn ist Fernando Alonso 32 Jahre alt geworden. Als er nach seinen Wünschen gefragt wurde, antwortete er schonungslos offen: „Ein besseres Auto.“ Alonso galt immer als der gerissenste Politiker unter den Formel-1-Piloten. Doch jetzt scheint sich der Spanier ins Abseits zu manövrieren. In seinem vierten Jahr bei Ferrari kann er seine Verärgerung darüber nicht mehr verbergen, dass sein Auto nach wie vor zu langsam ist. Ferrari kann nicht zum Weltmeisterteam Red Bull aufschließen und ist im Moment sogar wieder hinter Lotus und Mercedes zurückgefallen. Der Weltmeister von 2005 und 2006 sieht seinen dritten Titel in weite Ferne rücken und versucht, mit seinen Methoden dagegen anzugehen.

Am Hungaroring schickte er seinen Manager Luis Garcia Abad zu Red Bull, um sich für 2014 als Teamkollege von Sebastian Vettel anzudienen – obwohl er selbst bei Ferrari noch einen Vertrag bis 2016 hat. Das war keine Spontanaktion, Alonso ist schon seit einiger Zeit bei Ferrari unglücklich. Neben dem Versuch, vielleicht tatsächlich bei Red Bull eine Chance zu bekommen, will er so auch Druck auf Ferrari ausüben, in der Hoffnung, dass dort vielleicht doch noch einmal etwas vorwärts geht.

Doch die Aktion rief gerade in Italien ein heftiges Echo hervor. Während sich Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali noch diplomatisch gab, wurde Luca di Montezemolo Anfang der Woche deutlicher. Als er Alonso zum Geburtstag gratulierte, erteilte der Ferrari-Präsident ihm gleich auch noch einen öffentlichen Rüffel: „Für alle großen Champions, die je für Ferrari gefahren sind, galt es immer, die Interessen des Teams über die eigenen zu stellen. Das ist jetzt der Moment, ruhig zu bleiben, nicht polemisch zu werden und Hingabe sowie Demut zu zeigen, indem man sich selbst einbringt und sowohl auf und abseits der Strecke für das Team einsteht.“

Stattdessen hat sich der Mann aus Oviedo in seinem Team erst einmal unbeliebt gemacht. Das sind keine guten Voraussetzungen für einen WM-Kampf, in dem er technisch sowieso schon im Hintertreffen ist. Und die Fluchtchancen stehen für ihn auch schlecht. Bei Red Bull macht man sich eher einen Spaß daraus, den Spanier mit seinen eigenen Waffen zu schlagen, um Unruhe bei Ferrari zu schaffen. So wurde die Alonso-Anfrage gezielt aus Red-Bull-Kreisen lanciert. Außerdem wissen die Verantwortlichen dort genau, dass der machtbewusste Alonso nicht mit einem anderen Top-Piloten im Team klarkommen würde – ständiger Krieg wäre vorprogrammiert. Dass man sich das bei dem dominierenden Team der letzten Jahre antut, ist kaum zu erwarten. Da bedarf es gar nicht der Aussage von Sebastian Vettel, der erstaunlich offen sagt, dass ihm der Lotus-Pilot Kimi Räikkönen als neuer Teamkollege deutlich lieber wäre als Alonso, „weil ich Kimi als Fahrer und als Menschen sehr respektiere“. Die teils respektlosen Aussagen Alonsos hat Vettel offensichtlich noch nicht vergessen.

Aber wo soll Alonso hin, wenn Red Bull ihn nicht will? Bei Mercedes dürften erst einmal alle Türen zu sein, denn dort fährt Lewis Hamilton, mit dem er sich 2007 bei McLaren ein unappetitliches Duell lieferte. Zu McLaren zurück kann er deswegen auch nicht. Lotus wäre ein deutlicher Rückschritt. Bliebe eigentlich nur noch ein vorzeitiges Karriereende. Oder der Verbleib bei seinem einstigen Traumteam Ferrari. Ob er bis 2016 durchhält, wird entscheidend davon abhängen, wie er sich künftig über sein Auto äußert. Öffentliche Kritik am roten Wagen wird schnell sanktioniert. So wie 1991, als Alain Prost den Ferrari als „Lastwagen“ bezeichnete. Kurz darauf war er arbeitslos.

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