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Sport: Ferrari macht Tempo

Das Formel-1-Team denkt ernsthaft darüber nach, den neuen F2005 schon früher als geplant einzusetzen

Bei Ferrari bewegt sich etwas. Während sich Weltmeister Michael Schumacher per Aktivurlaub an Malaysias Ostküste auf die Hitzeschlacht beim Grand Prix von Malaysia in Sepang am Sonntag vorbereitet, sind seine Techniker und Mechaniker auf der Insel Borneo unterwegs und wollen dort einen Viertausender besteigen. In Europa läuft derweil ein unglaubliches Testprogramm mit dem Ziel: Der F2005 soll schon früher als geplant einsatzfähig sein.

Als Termin für den ersten Renneinsatz des neuen Ferrari war ursprünglich der 8. Mai auserkoren worden, an dem der Große Preis von Spanien in Barcelona stattfindet. Doch schon während des Formel-1-Saisonauftakts in Melbourne vor zwei Wochen reifte wohl bei Ferrari-Technikchef Ross Brawn die Erkenntnis, dass das modifizierte Vorjahresauto F2004M nicht mehr gut genug ist. Jedenfalls forderte er den Reifenlieferanten Bridgestone auf, bis zum Grand Prix in Bahrain Anfang April einen neuen, speziellen Reifentyp für den F2005 zu entwickeln.

Michael Schumacher hält sich in dieser Frage bisher zurück – zumindest öffentlich. Er glaubt, „mit dem alten Auto prinzipiell durchaus noch konkurrenzfähig“ zu sein. „Wir stehen sogar besser da, als wir dachten. Ich bin sicher, wir können in Malaysia wieder ganz vorne mit dabei sein.“ Seine Zuversicht stützt sich auf die Tatsache, dass sein Teamkollege Rubens Barrichello in Melbourne halbwegs mit den überlegenen Renaults mithalten konnte. Allerdings war in Australien auch zu sehen, dass das alte Auto zumindest im Qualifying wirklich nicht mehr schnell genug ist. Und das könnte bei der momentanen Dichte des Feldes ein großer Nachteil im Kampf um gute Startplätze sein.

Deshalb denkt Ferrari ernsthaft darüber nach, die eigenen Prinzipien über Bord zu werfen. Normalerweise debütiert bei den Italienern kein Wagen, der nicht mindestens 6000 Testkilometer absolviert hat. Davon ist der F2005 noch weit entfernt. Außerdem weiß bislang niemand, wie schnell der neue Ferrari wirklich ist. „Er ist schön“, hatte Michael Schumacher gesagt. „Hoffentlich ist er auch gut.“ Bisher gab es bei den Testfahrten zwar kaum wirkliche technische Probleme, und Testpilot Luca Badoer glaubt auch, dass das Auto auf jeden Fall besser ist als der 2004M. Aber hinter allem steht die Einschränkung, dass man mit dem neuen Auto noch nicht wirklich auf Zeitenjagd gegangen ist. Denn viele wichtige Details, wie zum Beispiel der Reifenverschleiß, werden erst im Grenzbereich ersichtlich. Den will Ferrari nun bei den Tests in dieser Woche ausloten. Die Situation ist offensichtlich so prekär, dass das Team sogar das ungeschriebene Formel-1-Gesetz missachtet, wonach in einer Rennwoche nicht getestet wird.

Ein kleines Indiz dafür, ob der neue Wagen schon früher kommt, wird es bis Freitag geben. Dabei hilft das neue Motorenreglement, nach dem ein Triebwerk in dieser Saison zwei Rennen durchhalten muss. Weil Michael Schumacher aber durch den Unfall mit Nick Heidfeld in Melbourne die Zielflagge nicht gesehen hat, dürfte er eigentlich ungestraft den Motor wechseln. Das wäre beim Hitzerennen in Sepang sicher ein Vorteil. Sollte Schumacher jedoch wirklich schon beim darauffolgenden Grand Prix von Bahrain mit dem F2005 fahren wollen, müsste er auf den Motorenwechsel verzichten, will er dann nicht zehn Startplätze verlieren. Diese Entscheidung muss Ferrari bis zum ersten freien Training in Sepang am Freitagvormittag treffen. Denn der alte Motor passt nicht ins neue Chassis.

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