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Sport: Feuer und Eis

Bei Ferrari kämpfen der emotionale Massa und der schweigsame Räikkönen um Schumachers Nachfolge

Mehr als ein Jahrzehnt lang war es keine Frage, wer bei Ferrari die Nummer eins ist: Da stand Michael Schumacher unangefochten über allen, und seine Teamkollegen waren mehr oder weniger von Beginn an zu Statisten degradiert. Doch ausgerechnet bei den Italienern steht das spannendste teaminterne Formel-1-Duell des Jahres an. Dabei tritt der für viel Geld als Schumacher-Nachfolger eingekaufte Kimi Räikkönen gegen den kleinen, lange unterschätzten Brasilianer Felipe Massa an, der sich aber schon in der zweiten Saisonhälfte 2006 neben Schumacher deutlich profilieren konnte. In diesem Zweikampf ist Action programmiert. Auf der Strecke sowieso – möglicherweise aber auch daneben.

Schließlich geht es nicht nur um die Vorherrschaft im Team, sondern möglicherweise auch um den WM-Titel. Ferrari startet am Sonntag in Melbourne als Favorit in die neue Saison – wer sich intern durchsetzt, ist also Titelkandidat Nummer eins. Stoff für Zoff, aber im Moment demonstrieren die beiden erst mal nach außen Harmonie: „Felipe ist mir ähnlicher, als es all meine bisherigen Teamkollegen je waren“, behauptet Räikkönen. Was sich freilich am ehesten auf das etwa gleiche Alter beziehen dürfte und vielleicht auf den absoluten Siegeswillen, der beiden zu eigen ist. Denn charakterlich sind die beiden doch eher wie Feuer und Eis: Hier Felipe Massa, der temperamentvolle Brasilianer, immer ein bisschen von Emotionen geprägt, aber auch sehr kommunikativ, perfekt Italienisch sprechend und bei Ferrari schon zu Hause. Auf der anderen Seite der Schweiger aus dem Norden, der sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt, der aber auch manchmal auf seine Umgebung eher lustlos wirkt, wenn nicht alles perfekt läuft. Er ist nicht dafür bekannt, der engagierteste Arbeiter und beste Motivator zu sein, wohl aber für seine ungeheuere Schnelligkeit auf der Rennstrecke. Beim ersten offiziellen Auftritt in Australien, einem Sponsorentermin, bestätigten sie auch prompt wieder dieses Bild: Eher lethargisch, fast verschlafen wirkend trat der Finne auf, aufgeweckt und frisch der Brasilianer – aber ob das schon die letzte Wahrheit ist?

Massa, der vor zwei Wochen noch erklärt hatte, er würde sein Geld auf sich als Weltmeister setzen, möchte sich auf einmal nicht mehr als den Favoriten bezeichnen. Zu dem war er ja auch schon von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone erklärt worden, nachdem er bei den Wintertests deutlich vor Räikkönen hergefahren war. Doch Räikkönen ist bekannt dafür, nicht unbedingt ein Testweltmeister zu sein und dann, wenn es darauf ankommt, immer noch nachlegen zu können. „Ich bin mit dem bisherigen Verlauf des Winters sehr zufrieden“, sagte er , „warten wir es einmal ab, wie sich alles entwickelt. Wenn das Auto so gut ist, wie es momentan aussieht, dann wird es am Ende immer ein Rennen zwischen den Teamkollegen.“ Grund für Spannungen zwischen den beiden sei das aber keinesfalls: „Wir haben ein gutes Verhältnis, aber auf der Strecke wollen wir immer schneller sein als der andere. Das ist doch normal.“

Normal ist aber auch für Massa, „dass ich für Kimi ganz bestimmt nicht bremse. Wir sind gleichberechtigt.“ Dass sie das das ganze Jahr über bleiben werden, ist unwahrscheinlich. Irgendwann wird Ferrari sich entscheiden müssen, sonst könnte am Ende ein anderer, eventuell Fernando Alonso im McLaren, der lachende Dritte sein. Ist dann Räikkönen der, den man zum Weltmeister machen will, bekommt Ferrari-Chef Jean Todt freilich ein privates Problem: Dann muss er Massa bremsen, und dessen Manager ist ausgerechnet Todts Sohn Nicolas.

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