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Mit Kraft und ein bisschen Fieber. Serena Williams kämpft sich zum dritten Sieg bei den French Open.

© AFP

Finalsieg bei den French Open: Serena Williams auf den Spuren von Steffi Graf

Nach ihrem pathetischen Auftritt gegen Timea Bacsinszky macht es Serena Williams auch im Finale von Paris spannend. Gegen Lucie Safarova setzt sich die US-Amerikaner letztlich aber durch und peilt nach dem Gewinn der French Open nun weitere Rekorde an.

Zwei Tage lang hatte sich Serena Williams der Außenwelt nur noch schriftlich mitgeteilt. Seit sich die US–Amerikanerin durch das Halbfinale der French Open geschleppt hatte, war sie abgetaucht. Kein Training, keine Pressekonferenzen vor ihrem Endspiel gegen die Tschechin Lucie Safarova. Bloß ein paar Zeilen über ihren Zustand ließ Williams übermitteln, vom Krankenlager in ihrem Pariser Apartment. Und die klangen so theatralisch wie ihr pathetischer Auftritt gegen Timea Bacsinszky am Donnerstag war, als Serena Williams gegen die Schweizerin den sterbenden Schwan gab. Das öffentliche Echo darauf war vernichtend. Dass die Weltranglistenerste tatsächlich an einer schlimmen Grippe litt, wollte man ihr nicht so recht abkaufen und kanzelte es als eine der schauspielerischen Einlagen der Diva ab. Und so zweifelte auch niemand daran, dass Serena Williams zum Pariser Finale erscheinen würde. Genauso wenig, dass niemand anders als die Amerikanerin den Titel gewinnt.

So geschah es dann auch, obwohl sie ihren dritten French-Open-Sieg nach 2002 und 2013 beinahe noch aus der Hand gegeben hätte. Doch die Gewalt ihre Vorhand war am Ende zu viel für Safarova, und Williams riss nach zwei Stunden in martialischer Pose die Arme in die Höhe. Der 6:3, 6:7 (2:7) und 6:2-Triumph hatte der 33-Jährigen einen noch viel größeren beschert: ihren 20. Grand-Slam-Titel. Nur Steffi Graf hat in der Open Era noch zwei Majors mehr gewonnen, Williams ist in Schlagdistanz und könnte nach ihrem Erfolg bei den Australian Open sogar noch in diesem Jahr den historischen Coup des Grand Slam perfekt machen und zudem mit Graf gleichziehen. „Das war ein schwerer Sieg“, sagte Williams auf Französisch, „aber es ist ein Traum für mich. Ich bin doch nur ein Kind aus Kalifornien.“

Serena Williams kann in diesem Jahr den Grand Slam schaffen

Beim Gang hinaus auf den Court Philipp Chatrier war Williams noch leicht lethargisch und mit leidender Miene zu ihrer Bank geschlichen, und sie verschwand nach dem Einschlagen gleich wieder in den Katakomben im Badezimmer. Doch spätestens im vierten Spiel war dann unübersehbar, wie es der Weltranglistenersten tatsächlich ging: Mit der wilden Wucht einer Naturgewalt donnerte Williams einen Return cross und unerreichbar für Safarova ins Feld und schnappte sich die 3:1-Führung im ersten Satz. Danach mochte sie noch so leidend dreinblicken und sich bei jedem Seitenwechsel betont auffällig mit einem Eisbeutel das Gesicht kühlen – die Kräfteverhältnisse waren nun klar. Für Safarova, die mit 28 Jahren ohne Satzverlust in ihr erstes Grand-Slam-Finale eingezogen war, blieb kaum mehr als die Rolle der wackeren Nebendarstellerin. Die Weltranglisten-13. ist als dynamische Linkshänderin eine unangenehme Gegnerin. Doch wo selbst Grippeviren Williams nicht stoppen konnten, fand auch Safarova kein Gegenmittel.

Nie hatte die Tschechin in zuvor acht Versuchen gegen Williams gewonnen. Dass ihr nun im zweiten Durchgang immerhin ein Satzgewinn gelang, war ein echter Achtungserfolg. Mit einem furiosen Vorhand-Winner schaffte sie es in den Tiebreak – den sich Safarova mit 7:2 holte. Das Pariser Publikum feierte die Tschechin dankbar für ihren Einsatz in einem Kampf, den sie eigentlich kaum gewinnen konnte. Im dritten Durchgang gelang Safarova sogar sofort das Break zum 1:0. Doch Williams wühlte sich mit wüsten Selbstbeschimpfungen zurück in die Partie. Jeden Punkt kommentierte sie nun, schrie sich an, rüttelte sich auf. Mit Erfolg. Denn Safarova gab ihr Aufschlagspiel per Doppelfehler ab, mit 2:2 war wieder alles offen. Doch wenn Williams die Trophäe vor Augen hat, lässt sie sich im entscheidenden Moment nur schwer aufhalten. Das Break zum 4:2 brach Safarova das Genick, dennoch verkaufte sie sich teuer als erste Tschechin, die seit Hana Mandlikova 1981 das Pariser Finale erreicht hatte.

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